Warnung von IWF und Weltbank: Finanzkrise noch nicht ausgestanden

Im Vorfeld ihrer Frühjahrstagung haben IWF und Weltbank trotz fortschreitender Wirtschaftserholung ihre Warnung vor einer nächsten Krise bekräftigt. Es sei ein Trugschluss zu glauben, die 2007 auf dem US-Immobilienmarkt begonnene und Mitte 2008 auf den Investmentbankingbereich durchgeschlagene Krise sei schon ausgestanden. In vielen Entwicklungen liege vielmehr schon der Keim für die nächste Krise: Die Unruhen in dem ölreichen Nordafrika bis zum Nahen Osten, Überhitzungsgefahren in den Schwellenländern, Überschuldungsprobleme in den Industrieländern, Inflationsgefahren sowie steigende Nahrungsmittel- und Rohstoffpreise. Weltbank-Präsident Robert Zoellick warnte vor allem vor einer möglichen Wiederholung der Nahrungsmittelkrise des Jahres 2008. Damals hatten Börsenspekulanten Unsummen an Geldern aus den kurz vor dem kollabieren stehenden Finanzmärkten in die Rohstoffmärkte umgeleitet und ohne jegliches Dazutun die Gewinne aus der daraus resultierenden Preissteigerung eingefahren – zum Leidwesen der Ärmsten (Lebensmittelpreise) und der realen Wirtschaft (Rohstoffe). Zoellick zu den Lebensmittelpreisen: „Die Preise liegen zurzeit 36 Prozent über dem Niveau des Vorjahres und damit sehr nahe an den Spitzenwerten des Jahres 2008. Seit Juni vergangenen Jahres sind 44 Millionen Menschen unter die Armutsgrenze gefallen. Sie müssen mit weniger als eineinviertel Dollar am Tag auskommen. Wenn der Nahrungsmittel-Preisindex noch einmal um zehn Prozent steigt, dann schätzen wir, werden weitere zehn Millionen Menschen unter die Armutsgrenze fallen.“ Wenn der Preis allerdings um 30 Prozent steigen würde, dann wären weitere 34 Millionen Menschen von der Armut betroffen, wodurch die Gesamtzahl auf 1,2 Milliarden Menschen steigen würde. (In der Millenniumserklärung hatte die internationale Gemeinschaft vereinbart, bis 2015 die Zahl der in Armut lebenden Menschen bis 2015 zu halbieren: von 1,8 Milliarden extrem Arme im Jahr 1990 auf dann 883 Millionen bis 2015; 2005 waren es 1,4 Milliarden.) IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn warnte eindringlich vor der hohen Staatsverschuldung und dem weltweit ungleichen Konjunkturaufschwung. Die Erholung der Weltwirtschaft sei mit zu wenig neuen Arbeitsplätzen verbunden: „Wenn sich eine wirtschaftliche Erholung nur in makro-ökonomischen Zahlen ausdrückt, aber nicht bei den Menschen ankommt, dann ist das schlecht.“ Strauss-Kahn nannte als Beispiele Ägypten und Tunesien: „Dort waren die volkswirtschaftlichen Zahlen ganz ordentlich, aber die Menschen dort haben nicht das Gefühl, dass sich etwas ändert.“ Im Resultat brach sich die Unzufriedenheit der Bevölkerungsmehrheit bahn und fegte die unsozialen Eliten hinfort, deren Pfründe nun vermutlich einer breiteren Bevölkerungsschicht zugute kommen werden.

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