Warum Projekte scheitern: Vier Hauptursachen

Wo liegen die Ursachen, wenn Projekte scheitern? Die Verantwortlichen geben oft technischen Problemen die Schuld, aber das ist meist zu kurz gegriffen, weiß Projektmanagement-Experte und Projekt-Sanierer Henning Zeumer. In den vergangenen Beiträgen seiner Themenserie “Turnaround in Projekten und Unternehmen – der unterschätzte Business Value strategischen Projektmanagements” hat er sich bereits damit beschäftigt, wie wichtig Veränderungen für Unternehmen sind und was gutes Projektmanagement ausmacht. Heute schreibt er über die Gründe, warum Projekte schiefgehen.

Technische Probleme sind kaum verantwortlich, wenn Projekte scheitern

Es gibt eine Menge Studien über Probleme und Ursachen, warum Projekte scheitern. Um es gleich vorweg zu nehmen: technische Probleme machen nur einen ganz geringen Teil, nämlich ca. zehn Prozent, dabei aus. Trotzdem suchen die meisten Verantwortlichen im Management und in den Projekten selbst zuerst und besonders hier. Das ist vor allem in stark Engineering-lastigen Projekten zu beobachten.

Vier Hauptursachen, warum Projekte scheitern

Ursachenpuzzle, Grafik, Henning Zeumer, Projekte scheitern
Die vier Hauptursachen, warum Projekte scheitern. (Bild: © Henning Zeumer)

Die Gründe, aus denen Projekte scheitern, sind erfahrungsgemäß vielfältig. Sie lassen sich aber auf vier Hauptursachen zurückführen.

  1. Zu wenig Zeit, das Projekt ordentlich zu managen
  2. Die Aufgabe selbst (Komplexität ist da nur ein Aspekt)
  3. Der Projektleiter füllt seine Aufgabe nicht adäquat aus (manchmal ist er ihr ja gewachsen, tut es aber dennoch nicht, oder er darf es nicht)
  4. Die Unterstützung durch das Unternehmen (inkl. seiner Organisation und seines Managements) ist ungenügend

Praxisbeispiel: Gescheitertes F&E-Projekt

Ein Beispiel: Ein F&E-Projekt in einer Maschinenbau-Firma war weit über den geplanten Zeit- und Budgetrahmen hinausgeschossen. Immer wieder wurde der Pilotbetrieb mit Testkunden hinausgeschoben, weil das Vertrauen in die Einsatzfähigkeit der technischen Lösung am Markt fehlte. Den Ingenieuren fiel nichts mehr ein, was sie noch verbessern könnten. Das war auch die Quintessenz meines Gutachtens, aber es zeigte auch und vor allem: Es gab im Management sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, was denn nun das Ziel des Projekts sein sollte – Stückkosten senken, technologische Führerschaft, schnellere und leistungsfähige Aggregate oder geringerer Wartungsaufwand. Und schon gar nicht waren messbare Kriterien für die Zielerreichung definiert. Auch greifbare Risikofaktoren, die man durch Tests hätte ausräumen können, waren ebenfalls nicht vorhanden.

Worin lag das Problem?

Das Problem war also auch hier nicht technischer Natur, sondern mangelhafte Auftragsklärung, ein unstrukturierter Projektansatz und eine im Grunde ziel- und planlose Durchführung des Projekts, was einem erfahrenen und methodisch versierten Projektmanager nicht passiert wäre.

Und damit hätten wir zwei der vier Hauptfaktoren gefunden, die nach meiner langen Projekt- und Projektsanierungs-Erfahrung immer wieder zu Schieflagen in Projekten führen: der Mensch „Projektleiter“ und die mangelhafte Unterstützung der Projekte durch das Unternehmen, hier durch das Management. Außerdem sind zwei weitere Hauptursachen häufig anzutreffen: zu wenig Zeit für das Projekt und/oder das Projektmanagement und die Aufgabe selbst, insbesondere angesichts ihrer Komplexität. Die in den einschlägigen Statistiken meist genannten Faktoren Kommunikation, Mitarbeiter bzw. Skills, unklare Anforderungen usw. überschneiden sich damit, sind aber m.E. Auswirkungen der von mir gewählten Ursachen-Cluster.

Ausblick

Auf diese vier Hauptgründe, warum Projekte scheitern, werde ich in den nächsten Artikeln meiner Themenreihe spezieller eingehen. Anhand von Praxisbeispielen werde ich Ihnen auch die Lösungswege zeigen, die im jeweiligen Fall doch noch zu einem Projekterfolg, Deckungsbeitrag, Businessnutzen oder Königsweg geführt haben.

Ihr
Henning Zeumer

Henning Zeumer, Turnaround in Projekten, Projektmanagement, Run the Business, Change the Business
Bild: © Henning Zeumer

Über Henning Zeumer

Henning Zeumer ist seit mehr als 25 Jahren freiberuflicher Programm- und Projektmanager, PMI-zertifizierter PMP®, PgMPSM und auch Certified Scrum Master (CSM®). Seine besondere Expertise ist die Begutachtung und Sanierung gefährdeter Projekte. Er ist dabei auch beratend tätig im Portfolio-, Programm- und Projektmanagement als Advisor zur Entwicklung von PM-Aufbau- und Ablauforganisationen und -Infrastruktur, sowie Coach für Operational Excellence in Projekten.

Weitere Informationen zu Henning Zeumer finden Sie unter www.der-Projekt-Sanierer.de.

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?