Was ist Luxus? – Teil 2 – redaktioneller Kommentar

Was ist Luxus (lateinisch „Verschwendung“)?

Luxus ist Segen und Fluch zu gleich. Ein Segen für die, die sich mal „richtig“ etwas gönnen können. In seiner Extremform ist übermäßiger Luxus allerdings ein Fluch für den sozialen Frieden. Aus der sozioökonomischen Perspektive heraus betrachtet schwingt eine gesellschaftliche Schieflage in der Bezeichnung mit, die, wenn sie ausartet, zu einer Aufkündigung des Gesellschaftsvertrages – des sozialen Friedens innerhalb einer Gesellschaft – analog zu den Unruhen in Paris 2005 oder jüngst in London führen kann. An diesem Punkt beginnt die perspektivlose „Bodensatz“ der Gesellschaft sich mittels Gewalt das zu holen, was sie zum Leben brauchen oder für sich als legitim erachten. Die Summen, die Superreiche ansonsten für extremen Luxus ausgeben könnten, müssten dann in private Sicherheitsdienstleistungen und -vorkehrungen investiert werden. Das Ergebnis ist dann genauso viel Geld, wie wenn man vernünftig Steuern zahlen müsste, um die Grundsicherung aller zu gewährleisten, aber zusätzlich ein goldener Käfig, in dem sich die Superreichen selbst einsperren müssen. Ein Verlust der Freiheit, ähnlich wie in Südafrika, begleitet von Ängsten um die persönliche Sicherheit und die seiner Nächsten und Lieben. Denn in dem Nullsummenspiel einer Volkswirtschaft – oder auch global betrachtet – kann extremer Luxus nur dort entstehen, wo einer Vielzahl von Menschen den ihnen zustehenden Anteil an dem Mehrwert einer Arbeit oder der gesamtgesellschaftlichen Mehrwert einer sich über Generationen hinziehenden Wohlstandssteigerung durch eine Minderheit vorenthalten wird. So können sich beispielsweise die russischen Oligarchen ihren unvorstellbaren Luxus nur leisten, weil die enormen nationalen Rohstoffe nicht der Nation, sondern nur einigen wenigen zu Gute kommen – eine legitime, die historische Entwicklung berücksichtigende Begründung hierfür existiert nicht. Macht und Herrschaft sind hier die Begriffspaare, die diese Entwicklung erklären, nicht aber rechtfertigen können. Auch der Luxus von Monarchen und orientalischen und afrikanischen Despoten ist kein Vorbild, denn dieser kann sich allzu schnell im Volkszorn auflösen, wenn der Unterdrückungsapparat nicht mehr voll durchgreifen kann. Wohlstand und ein gutes Leben sind da schon eher Begriffe, die auch Nachhaltigkeit implizieren und somit als Vorbild oder Anreiz für das persönliche Streben im Einklang mit der Mitwelt dienen sollten.

 

Der Kommentar ist von Marc Brümmer

Politikwissenschaftler, Soziologe, Psychologe (M.A.). Die redaktionelle Laufbahn begann bei dem Bezahlsender Sky sowie beim IAP-Dienst, einer publizistischen Gesellschaft für Politik und Zeitgeschehen mit den Schwerpunkten Sicherheitspolitik, internationale Politik und Wirtschaftspolitik. Seit 09-2010 Redakteur bei Fomaco und in dieser Funktion Redaktionsleiter von AGITANO, dem Wirtschaftsforum für den Mittelstand. „Ich befasse mich gerne mit Wort und Schrift. Dabei schätze ich besonders die Kunst, komplexe Themen anschaulich und spannend zu vermitteln. Ich genieße solche Ergebnisse – und auch, sie selbst zu produzieren.“

 

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