WebConference “Handwerkszeug für Entscheider”: Stéphane Etrillard über „Rhetorik im Unternehmensalltag“

Bei der Rhetorik geht es also nicht nur um die Wahl der Worte selbst, sondern vielmehr noch um die Wirkung, die wir damit erzielen?

Genau darum geht es: Vom Verhalten im Gespräch und den rhetorischen Fähigkeiten wird immer unmittelbar auf die entsprechende Person geschlossen. Nicht nur, dass ein guter Redner als intelligent gilt, während der weniger versierte das Nachsehen hat – die Wirkung der gesamten Persönlichkeit hängt entscheidend vom Kommunikationsverhalten ab. Die wahre Kunst ist es, die eigenen Interessen konsequent zu vertreten und gleichzeitig als ein souveräner Gesprächspartner wahrgenommen zu werden, mit dem man sich gerne trifft, um Sachen ins Rollen zu bringen. Ob Sie nun ein guter Rhetoriker und Gesprächspartner sind, hängt damit längst nicht nur von Ihrer eigenen Wahrnehmung ab – entscheidend ist hier die Perspektive Ihres Gegenübers.

Das leuchtet ein. Doch woher kann ich wissen, wie ich im Gespräch auf andere wirke?

Dafür brauchen Sie vor allem eines: Einfühlungsvermögen. Kommunikation im Allgemeinen und Gespräche im Besonderen können überhaupt nur gelingen, wenn wir sehr genau auf unsere jeweiligen Gesprächspartner und Ihre Reaktionen achten. Ein guter Rhetoriker zu sein, heißt damit auch, sich aktiv in andere einzufühlen und im Gespräch positive Gefühle zu vermitteln.

Das Wort Rhetorik scheint oft allerdings ganz anders verstanden zu werden. Im Dunstkreis der rhetorischen Spitzfindigkeiten geht es doch immer wieder um Verbal-Keulen, um den Sieg in Wortgefechten, um Angriffe und Abwehr, verbale Tiefschläge, Killerphrasen und messerscharfe Argumente. Schon die Begrifflichkeiten verweisen hier eher auf einen Zweikampf als auf ein Miteinander. Hier bleibt doch der Eindruck, dass Rhetorik ein geeignetes Mittel dafür ist, andere verbal zu besiegen.

Einige, wenn auch längst nicht alle, der propagierten Methoden sind tatsächlich wirksam. Wenn Sie Ihren Gegner verbal erschlagen wollen, können Sie das natürlich tun, sofern Ihr Gegenüber die entsprechenden Gegenmittel nicht kennt. Die Frage ist dann nur: Wer hat davon einen Nutzen?

Zumindest geht man als Sieger aus einem Rededuell hervor.

Doch was kommt danach? In der Praxis bringt ein einmaliger Sieg überhaupt nichts. Und in solchen Fällen werden zukünftige Gespräche vermieden oder man rüstet sich ebenfalls für das nächste Wortgefecht. Das Ergebnis ist in allen Fällen destruktiv. Wenn wir miteinander sprechen, wollen wir doch Konflikte vermeiden und nicht provozieren, gemeinsam etwas in Bewegung setzen, anstatt sich zu bekämpfen, und Lösungen finden, statt neue Barrikaden aufzubauen. Hier schließt sich der Kreis, und wir kommen auf die Grundintention der Rhetorik zurück: Gemeinsamkeiten zwischen den Gesprächpartnern herstellen, statt Grenzen zu ziehen oder Gräben auszuheben. Außerdem, und auch dieser Effekt ist keineswegs unerheblich, schadet jedes misslungene oder entgleiste Gespräch vor allem dem eigenen Ansehen.

Wieso das?

Gespräche sind die wohl persönlichste Visitenkarte und tragen damit wesentlich dazu bei, welches Bild man sich von uns macht. Ein gutes, fruchtbares Gespräch ist – vor allem, wenn es um schwierige Inhalte geht – ein wahrer Glanzpunkt. Jeder Beteiligte weiß es zu schätzen, auf einen fairen und souveränen Partner zu treffen. Die Art der Gesprächsführung ist damit immer auch eine Frage des persönlichen Niveaus. Und an gelungene Gespräche erinnert sich jeder gerne, insbesondere dann, wenn zum Vorteil aller Beteiligten tatsächlich etwas erreicht wurde. Ein souveränes, niveauvolles Auftreten im Gespräch ist damit zugleich exzellente Selbst-PR. Wer sich den Ruf erwirbt, gute und lösungsorientierte Gespräche führen zu können, macht damit diese Fähigkeit zu seinem Markenzeichen. Und das werden viele Menschen zu schätzen wissen.

Doch es gibt eben auch Gesprächspartner, die ihre rhetorischen Kenntnisse dazu einsetzen, kurzfristige Siege zu erzielen. Muss ich mich hier nicht zur Wehr setzen?

Natürlich, doch auch dafür stehen verschiedene Wege offen. Und der Umgang mit unfairen Gesprächspartnern ist natürlich nicht immer leicht. Doch auf Konfrontation zu setzen, bringt hier nichts. Ein eskalierendes Gespräch, das womöglich noch in gegenseitigen Anschuldigungen gipfelt und sich damit immer weiter von der Sache entfernt, kann kaum mehr zu einem guten Ergebnis führen. In solchen Fällen heißt das Mittel der Wahl daher: entlarven. Zeigen und sagen Sie Ihrem unfairen Gesprächspartner, dass Sie ihn durchschauen. Schon damit werden viele dieser Versuche unwirksam. Ihr Ziel bleibt es, alle Manipulationsversuche und unsauberen Techniken zu unterbinden. Springen Sie auf solche Winkelzüge einfach nicht an, bringen Sie stattdessen klar und deutlich zur Sprache, dass Sie viel lieber auf einem höheren Niveau miteinander sprechen wollen. Wer zu unfairen Mitteln greift, ist das Gegenteil von souverän, nämlich unsicher und will damit letztlich nur einen Mangel kaschieren. Wer im Gespräch etwas erreichen und mehr als nur heiße Luft produzieren will, hat keine „Tricks“ nötig.

Fortsetzung auf Seite 3

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?