Weg zu null CO2-Ausstoß in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie

Ein von der EU finanziertes Projekt soll die europäische Lebensmittel- und Getränkeindustrie energieeffizienter machen und damit Kohlendioxidemissionen verringern. Zuständig für die Fallstudien in Deutschland ist eine Arbeitsgruppe der Universität Kassel. Ab jetzt können sich Unternehmen melden, die Interesse an einer Energieanalyse haben.

Die Universität Kassel und die Hochschule für Technik Stuttgart arbeiten gemeinsam mit Organisationen aus Großbritannien, Österreich, Polen und Spanien daran, die europäische Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie auf dem Weg zu höherer Energieeffizienz und einer Verringerung der CO2-Emissionen zu begleiten. Das übergeordnete Ziel des Projekts „GREENFOODS Towards zero fossil CO2 emission in the European food & beverage industry“ ist es, deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, die Energieversorgungssicherheit zu erhöhen und nachhaltige Produktion in Europa zu erhalten. Es wird erwartet, dass durch das Projekt rund 600 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr vermieden werden können. GREENFOODS ist im April 2013 gestartet und wird aus dem Programm Intelligent Energy Europe der EU kofinanziert. Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt. Es wendet sich vorwiegend an Molkereien, Bäckereien, Fleischereien, Unternehmen der Fischverarbeitung, Produzenten von Babynahrung, Getreideprodukten und Futtermitteln sowie Brauereien und Fruchtsafthersteller. Für die Unternehmen ist die Teilnahme kostenlos.

Die Fachgebiete Agrartechnik und Solar- und Anlagentechnik der Universität Kassel übernehmen im Rahmen der Arbeitsteilung die Fallstudien in Deutschland. Das Kasseler Teilprojekt wird von der EU mit rund 140.000 Euro gefördert. Die teilnehmenden Unternehmen können von dabei von folgenden Projektaktivitäten und -ergebnissen profitieren:

  • Erfahrene Projektpartner führen 200 Energieanalysen in Firmen der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie durch. Im Rahmen einer solchen Analyse werden die Energieflüsse in einem Unternehmen (insbesondere die Wärme- und Kälteerzeugung und deren Einsatz im Produktionsprozess) genau durchleuchtet, um mögliche Energieeffizienzmaßnahmen zu identifizieren, wie beispielsweise Wärmerückgewinnung. Auch die Möglichkeiten für die Integration von Energie aus erneuerbaren Quellen – wie Solarthermie oder Biomasse – oder von Wärmepumpen werden geprüft. Betriebe, die sich jetzt bei den Projektpartnern melden, haben die Chance, einen detaillierten Überblick über ihren Energieverbrauch zu bekommen und bei Umsetzung der Maßnahmen ihre Energiekosten signifikant zu verringern.
  • Aus diesen 200 Betrieben werden 20 ausgewählt, die noch einen Schritt weiter gehen wollen. Für diese werden detaillierte Umsetzungskonzepte erstellt. Schließlich werden fünf Teilnehmer, die während der Projektlaufzeit Maßnahmen umsetzen möchten, dabei betreut. Es wird erwartet, dass dadurch 600 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr vermieden werden können.
  • Basierend auf eigener Expertise sowie auf den Ergebnissen der Energieanalysen wird das Projektkonsortium das “GREENFOODS Branchenkonzept” entwickeln. Dieses verbindet technologische Expertise aus den Bereichen der Lebensmittel- und Getränkeherstellung sowie Energieeffizienz und erneuerbare Energien und unterstützt die Anwender – hauptsächlich Energieverantwortliche aus den genannten Branchen, aber auch Technologieanbieter und Energieberater – dabei, maßgeschneiderte Lösungen für Klein- und Mittelunternehmen (KMU) zu entwerfen, die ihre Prozesse und Energieversorgung optimieren wollen. Kern des Branchenkonzepts ist ein Programm zur Optimierung und Abgleichung von Energie- und Materialströmen, das auch die Berechnung des Primärenergiebedarfs und der CO2-Emissionen, die Integration von Abwärme, Prozesstechnologien sowie Technologien für Energieeffizienz und erneuerbare Energien und deren Wirtschaftlichkeitsberechnung beinhaltet. Diese Berechnungen werden durch Empfehlungen für die praktische Anwendung und für dauerhaftes Energiemanagement speziell in KMU ergänzt.
  • Das Projektteam wird auch die Frage geeigneter Finanzierungs- und Förderungsmodelle behandeln, da mangelnde Finanzierung häufig einen Hinderungsgrund für die Anwendung innovativer Technologien zur Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Quellen oder für Energieeffizienzmaßnahmen darstellt. Dieses Problem betrifft nicht nur KMU, tritt dort jedoch verstärkt auf.
  • Das geplante GREENFOOS WikiWeb stellt die genannten Informationsmaterialien sowie ein Kompendium zu Energieversorgungs- und Prozesstechnologien, ergänzt um Best Practice Beispiele, gebündelt und für Unternehmen der Branche übersichtlich aufbereitet, kostenlos online zur Verfügung.
  • Ein spezieller GREENFOODS Kurs wird entwickelt und in den beteiligten Ländern als Zusatzmodul zum erfolgreichen Lehrgang „EUREM Europäischer Energiemanager“ angeboten. Der Kurs wird für die Nahrungs- und Getränkeindustrie essentielles Know-how zu smarten und grünen Technologien vermitteln, die Teilnehmenden in die Anwendung des Branchenkonzepts einführen und über verfügbare Finanzierungsmöglichkeiten informieren.
  • Über das Projektende im Juli 2015 hinaus, werden „Virtuelle Energiekompetenzzentren” in jedem Teilnehmerland das Wissen weiterverbreiten und als „One-stop-shop” für die entwickelten Tools und Materialien dienen.

Interessierte finden auf www.green-foods.eu weitere Informationen und können dort den Newsletter abonnieren, der sie über die nächsten Schritte und zukünftige Entwicklungen im Projekt auf dem Laufenden hält.

Das Projekt in den Social Media:
Facebook: GREENFOODSproject
Twitter: @GREENFOODS_AEE, #GREENFOODSproject
Linkedin Gruppe

(Universität Kassel)

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