Weltbank provoziert mit neoliberaler Kritik, Europa arbeite zu wenig

Der seit 2007 amtierende Präsident der Weltbank, Robert Zoellick (USA / Republikanische Partei), ist seit 1985 in verschiedenen Ämtern des US-Finanzministeriums tätig. 1998 war er Mitunterzeichner des Briefes des neokonservativen Think Tanks „Project for the New American Century“ an den damaligen US-Präsidenten Bill Clinto, in dem erstmals vor irakischen Massenvernichtungswaffen gewarnt und eine Entmachtung Saddam Husseins gefordert wurde. 2006 kehrte er dann als Direktor und Vorsitzender der internationalen Abteilung zu der Investmentbank Goldman Sachs zurück, für die er zuvor bereits als Berater tätig war. Zoellick ist darüber hinaus Mitglied des Think-Tanks Council on Foreign Relations und laut Wikipedia auch der umstrittenen Trilateralen Kommission, sowie viermaliger Teilnehmer der viel diskutierten Bilderberg-Konferenzen.

Die neueste Veröffentlichung der Weltbank mit dem klangvollen Namen „Goldenes Wachstum: Wie das europäische Wirtschaftsmodell seinen Glanz zurückbekommt“ trägt nun erneut seine neoliberale Handschrift. Inhalt: Nicht die Banken- und Finanzkrise von 2008, deren Bewältigung zu der Staatsschuldenkrise seit 2010 geführt hat, sei Schuld an den wirtschaftlichen Problemen der Euro-Zone. Die Europäer würden nur nicht genug arbeiten. „Die Europäer arbeiten weniger Stunden pro Woche, weniger Wochen pro Jahr und weniger Jahre ihres Lebens als Arbeitnehmer in anderen Regionen der Welt.“ So kaufen die Amerikaner „mit ihrem Wohlstand mehr Güter und Dienstleistungen, Europäer dagegen mehr Freizeit“. Europa sei der Studie zufolge sogar eine „Lifestyle-Supermacht“. Zwar seien die Realeinkommen in Europa rund ein Viertel geringer als in den USA, dafür genössen die Europäer aber die höchste Lebensqualität der Menschheitsgeschichte. Dafür werde Europa weltweit bewundert und beneidet. Im Ergebnis empfiehlt die Studie nicht etwa, die Finanzmärkte in Ordnung zu bringen und die ausufernde Spekulation zu reglementieren, die europäischen Staaten sollten vielmehr die Sozialleistungen kürzen und die Arbeitszeiten wieder erhöhen.

Ranking der effektiven Arbeitszeit in der EU: Rumänien (2095 Stunden), Ungarn (2021), Griechenland (1971), Deutschland (1904), Großbritannien (1856), Italien (1813), Spanien (1798), Frankreich (1679). Am wenigsten müssen die Finnen arbeiten (1670 Stunden im Jahr).

(mb)

 

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