Weltklimakonferenz: Rituale schmerzhafter Vergeblichkeit

…aus der wöchentlichen Kolumnenserie von Dr. Franz Alt.

Die Klimakonferenzen werden immer größer. Sie kennen keine Grenzen des Wachstums. Aber gemessen an ihren Ergebnissen werden sie immer dürftiger. Dafür lieferte die Konferenz von Doha den neuesten Beweis. Hier wurde wieder einmal viel heiße Luft produziert, aber nicht wirklich CO2-Reduktion beschlossen.

Anfängliche Zweifel am von Menschen verursachten Klimawandel sind schon lange ausgeräumt. Die Folgen wie Verwüstung ganzer Regionen, Anstieg des Meeres- Spiegels mit Millionen Klimaflüchtlingen und zunehmenden Stürmen sind hinreichend bekannt. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist seit 1990 nochmal um 50% gestiegen. Und dennoch wird die Kluft zwischen Wissen und Handeln immer größer. Auch die Weltklimakonferenz in Doha ist so gut wie gescheitert. Warum nur?

Weil wir noch immer glauben, gegen die Natur anstatt mit der Natur arbeiten und wirtschaften zu können. Menschlicher Größenwahn ist der Grund allen Scheiterns. Wir müssen endlich lernen, dass es die Natur besser weiß.

Die Zahl der Opfer, die der Klimawandel sehr wahrscheinlich fordern wird, würde uns den Atem verschlagen, wenn wir die intellektuelle und moralische Kraft hätten, sie uns vorzustellen. Wir wollen uns aber einfach nicht mehr vorstellen, was wir mit unserem heutigen Lebensstil anstellen. Man muss kein Pessimist sein, um festzustellen, dass die heutige Weltgemeinschaft, also „die“ Menschheit, noch nicht in der Lage ist, gegen den Klimawandel effiziente Maßnahmen zu ergreifen. Doha war nur der letzte Beweis. Je mehr internationale Konferenzen stattfinden, um das Klima zu schützen, desto schlechter geht es ihm.

Die Menschheit als Ganzes ist auf ihrer heutigen Entwicklungsstufe noch nicht handlungsfähig – trotz bald 70 Jahren UNO, trotz eines weltweiten Konferenz-Zirkus mit 18 Großveranstaltungen seit 1992, trotz Menschenrechtserklärung. Die bisherigen Weltklimakonferenzen waren Rituale schmerzhafter Vergeblichkeit.

Die höchste handlungsfähige Organisationsform ist immer noch der Nationalstaat. Und da zeigt sich: In China und Indien, in den USA und in Brasilien und in allen Indstriestaaten ist das Wirtschaftswachstum immer noch wichtiger als der Klimaschutz. Im Reich der Mitte wächst zwar schnell die Zahl der Windräder, Biogasanlagen und Solarzellen, aber noch schneller wächst der Energiehunger. Woche für Woche wird deshalb ein neues Kohlekraftwerk gebaut.

Und wenn die US-Amerikaner weiterhin ungebremst Energie vergeuden und Klimaschutz für eine „sozialistische Verschwörung“ halten, dann wird der Meeresspiegel ansteigen, aber weniger die Amerikaner treffen, sondern weit früher die Menschen in der Karibik,  in Kenia und Senegal durch Wüstenbildung und in Bangladesch und auf den Malediven durch Überschwemmung. Im Konzert der UNO-Menschheit haben der Senegal, Kenia, Bangladesch und die Malediven zwar eine Stimme, aber so gut wie keinen Einfluss. Die Stimme der Armen wird nur als Klage vernommen.

Sind wir noch zu retten? Es gibt nur eine realistische Chance: Einer muss anfangen aufzuhören mit dem fossil-atomaren Verbrennungswahnsinn. Die EU, auf der bisher so große Hoffnungen lagen, hat in Doha als Ganzes versagt. Die großen Bremser für ehrgeizigere Klimaziele wie 30% CO2-Reduktion bis 2020 gemessen an 1990 scheiterte an der Blockade der polnischen Regierung und ihrer Kohlepolitik. Greenpeace spricht vom „Abgesang der EU-Klimapolitik“. Also bleibt nur eine Möglichkeit: Die Deutschen machen ernst mit der Energiewende. Dann werden alle besorgt sein, technologisch nicht abgehängt zu werden.

Vergessen wir also den internationalen Konferenz-Zirkus und konzentrieren uns auf die selbst gesteckten Ziele hierzulande. Das ist jetzt endgültig unsere große Chance. Wenn international nichts geht, dann muss man national umso aktiver werden. Von sechs erneuerbaren Energiequellen – Sonne, Wind, Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie und Wellenenergie – sind die Deutschen bei dreien Welt-Technologie-Führer: bei Sonne, Wind und Biomasse und jetzt auch noch bei Speichertechnologien. Welch eine Chance für die deutsche Wirtschaft. Deutsche Technologie – made in Germany – hat in der Welt einen sehr guten Ruf.

Franz Alt 2012)

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Über Dr. Franz Alt:

Dr. Franz Alt

Dr. Franz Alt hat politische Wissenschaften, Geschichte, Philosophie und Theologie studiert. Er war Leiter und Moderator des politischen Magazins „Report“ und Leiter der Zukunftsredaktion „Zeitsprung“ im Südwestrundfunk sowie Leiter und Moderator des 3sat-Magazins „Grenzenlos“. In den letzten Jahren hat er sich als Experte für die Bereiche Erneuerbare Energien sowie die Energie- und Umweltpolitik etabliert (siehe www.sonnenseite.com).

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