Wie gelingt Führung? Darauf gibt es keine Antwort!

Manager können managen, aber das beudeutet noch lange nicht, dass sie in puncto Führung auch nur annähernd über ausreichend Qualifikation verfügen. Denn Führung, das ist etwas ganz anderes! Was genau, darüber sprachen wir mit Stefanie Voss, selbst jahrelang als Führungskraft in einem DAX-Konzern tätig und heute Moderatorin, SHEnote-Speaker, Consultant und Coach für die Themen Kommunikation und Leadership. Im Gespräch mit uns erläuterte sie unter anderem, was Führung mit Segeln zu tun, warum jedes Unternehmen Hierarchie braucht und warum gerade bei Managern so viel Entwicklungsbedarf in puncto Führung besteht.

Frauen reden anders:
AGITANO-WebTalk mit den SHEnote-Speakers (Fr., 04.07.2014, 10:30 – 11:30 Uhr)

Es gibt was Neues auf dem Redner-Markt. Die SHEnote-Speakers. Dahinter stehen vier Power-Frauen: Nicola Fritze, Eva Loschky, Prof. Dr. Elisabeth Heinemann und Stefanie Voss. Wer mehr über sie erfahren möchte, dem legen wir unseren AGITANO-WebTalk mit den SHEnote-Speakern ans Herz. Am Freitag, den 04.07.2014, von 10:30 – 11:30 Uhr, werden sie mehr über ihr neues Projekt, Veränderungen im Speaker-Markt und was sie für die Zukunft vorhaben erzählen.

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Am Ende sind wir alle Führungskräfte. Interview mit Stefanie Voss

Schönen Guten Tag Frau Voss, bitte stellen Sie sich kurz vor.

In erster Linie bin ich ein lebensfroher, neugieriger, sehr kommunikativer Mensch. Ich habe einen Beruf, der mich inspiriert und begeistert: als Moderatorin / Speaker / Consultant / Coach bin ich national und international auf den verschiedensten Bühnen und bei ganz unterschiedlichen Kunden im Einsatz. Und ich bin eine sehr glückliche Mutter von zwei fantastischen Jungs, eine Ehefrau, Freundin, Schwester und Tochter. Ach ja, und Weltumseglerin bin ich auch. Und an all diesen Rollen sehen Sie, dass Vielfalt zu meinem Leben einfach dazugehört.

Sie sind Leadership-Expertin und Ihr Lebensthema ist „Wie gelingt Führung?“. Wie kam es dazu?

Ich glaube, dass es auf die ganz elementare Frage „Wie gelingt Führung?“ keine einzige, allgemeingültige Antwort gibt. Die Antworten, die ich bisher gefunden habe, sind im Wandel. Sie sind in ständigem Wandel mit der Zeit, mit den Rahmenbedingungen, mit den Menschen und dem Wechsel der Generationen. Insofern fasziniert mich diese Frage einfach immer wieder neu. In Organisationen gab es lange eine ganze Reihe von „Standardantworten“ auf die Frage, wie Führung gelingen kann. Dann aber habe ich eine komplett andere Seite von Führung kennengelernt: Auf meiner Weltumseglung – einer für meine persönliche Entwicklung sehr wichtigen Erfahrung – habe ich ein ganz anderes Bild von Führung bekommen.

Daher weiß ich heute: Auch wenn mich das Thema schon bald die Hälfte meines Lebens beschäftigt, entdecke ich immer noch ganz neue und unerwartete Antworten. Diese Frage wird nie langweilig.

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Segeln: eine der klarsten Formen von Führung. (Foto: © Stefanie Voss)

Sie sprachen gerade von einem einschneidenden Erlebnis: Ihre Weltreise auf einem Segelschiff. Was hat Segeln mit Führung zu tun?

Segeln ist eine der klarsten Formen von Führung. Wenn ich ein Schiff oder eine Crew führe, dann erlebe ich Leadership in allen Facetten. Ich trage Verantwortung. Ich muss Entscheidungen treffen und kommunizieren und für ihre Umsetzung sorgen. Ich gebe Richtung. Ich lege das Ziel fest und muss meine Mannschaft dorthin mitnehmen. Mehr Führung als beim Segeln geht fast nicht …

Konnten Sie Ihre „Segel-Erfahrungen“ auch in Ihrem eigenen Job umsetzen? Und wie hilfreich waren diese für Ihre eigene Entwicklung als Führungskraft?

An Bord eines Schiffes findet Führung in sehr klar geregelten Bahnen statt. Es gibt eine unstrittige Hierarchie, es gibt klare Aufgabenverteilungen, es wird Klartext geredet. Gejammert wird nicht, zumal es in schwierigen Situationen kein Segler wagen würde, die eigene Energie mit so etwas unproduktivem wie dem Jammern zu verschwenden.

Meine Reise hat mir gezeigt, dass die Klarheit und Disziplin an Bord eines Schiffes notwendig sind, um gerade in stürmischen Zeiten vorwärts zu kommen. Und genau das fehlt hin und wieder im Kontext der großen Organisation. Insofern hat mir meine Segelerfahrung sehr geholfen. Ich habe ein sehr gutes Gespür dafür bekommen, wann eine Mannschaft wirklich als Team mit einem Kapitän funktioniert, und wann das nicht der Fall ist.

Heute geben Sie Ihre Erfahrung in Form von Beratung und Coachings weiter. Warum gibt es zum Thema Führung nach wie vor soviel Entwicklungsbedarf bei Managern?

Manager können meist perfekt managen: Sie organisieren, sind selbst ihre besten Sachbearbeiter und versuchen, alles in geregelte Bahnen zu lenken. Nichts anderes bedeutet managen. Aber Führung ist etwas anderes. Führung heißt – so hart das auch klingen mag – den Kurs zu bestimmen. Die Richtung vorzugeben, genau das fällt Menschen in Führungspositionen oft schwer. Weil sie befürchten müssen, dass man ihnen nicht folgt. Weil sie, je stärker sie selbst lenken und individuell entscheiden, immer unsicherer werden in Bezug auf die Frage, ob man dann noch bereit ist, sie als Chef zu akzeptieren.

Welchen Herausforderungen begegnen Führungskräften in der Geschäftswelt? Mit welchen Fragestellungen setzen sich diese tagtäglich auseinander?

Auf einem Schiff ist Führung vergleichsweise einfach, weil niemand auf hoher See aussteigen kann. In der Geschäftswelt muss ich als Führungskraft nicht nur die Richtung vorgeben, sondern ich muss es auch verstehen, mein Team für diese Richtung zu begeistern und mitzunehmen.

Ich muss Verbindung und Verbundenheit schaffen zu meinen Leuten, zu meinen Kunden, zu meinen Geschäftspartnern. Und das in einem immer schneller sich verändernden Umfeld. Die Zukunft kann heute keiner mehr vorhersagen, selbst Prognosen für die kommenden zwei bis drei Jahre gestalten sich schwierig. Und in diesem Umfeld eine eigene Richtung zu entwickeln, diese klar zu kommunizieren und dann auch noch andere Menschen dafür zu begeistern, das ist eine echte Herausforderung.

Manche Unternehmen setzen auf klare Hierarchien, andere auf flache Strukturen. In welchen Organisationen kommen Führungskräfte besser klar und welche Strukturen präferieren Sie persönlich?

Es gib keine „perfekte“ Struktur. Ich selbst erlebe ganz unterschiedliche Organisationsformen, die jeweils ihre eigenen, individuellen Vor- und Nachteile haben. Eins ist allerdings für mich klar: Hierarchie – egal, wie flach sie auch sein mag – ist ein Erfolgsgarant. Denn am Ende muss jemand eine letztgültige Entscheidung treffen können. Mit Sicherheit ist es kein Zufall, dass es in der gesamten Geschichte der Seefahrt, zumindest nach meinem Kenntnisstand, noch nie ein basisdemokratisch organisiertes Schiff gegeben hat. Die Geschwindigkeit einer Entscheidung hängt nun mal ab von der Hierarchie – und genau deswegen hat sie sich auch so langfristig etabliert.

Ob es Führungskräften in einer flachen oder einer stark strukturierten Organisation leichter fällt, ihre Aufgaben zu erledigen, das lässt sich so pauschal kaum beantworten. Meist hängt die Antwort auf die Frage „Wie gut gelingt mir meine Führungsaufgabe?“ viel eher von den mich umgebenden Personen ab, also vom Gesamtaufbau einer Organisation.

Wie reagieren Manager, die an der Spitze eines Unternehmens stehen, und dann kommt ein „junger“ weiblicher Leadership-Coach vorbei, zum Beispiel Sie, und will ihnen was von Führung erzählen? Ist das nicht oft ein recht schwieriges Unterfangen?

Das ist ja ein Kompliment, mit 40 noch „jung“ zu sein, danke schön (lacht)! Aber mal im Ernst: Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, „von Führung was zu erzählen“, sondern viel eher ist es mein Anliegen, Menschen und ihre Verbindung zueinander zum Gesprächsthema zu machen. Herrscht Vertrauen zueinander? Was wird klar kommuniziert, was nicht? Wie wird übereinander und miteinander geredet? Beschäftigt sich eine Mannschaft mit ihren Zielen und Plänen, oder lieber mit ihrem zwischenmenschlichen Kleinkrieg? Wenn ich zum Beispiel ein Coaching für einen Abteilungsleiter mache, dann setze ich mich zunächst zwei bis drei Mal in ein Abteilungsmeeting und höre einfach nur zu. Und dann lassen sich bereits viele Muster erkennen, die entweder eine gelungene, vertrauensvolle Zusammenarbeit erkennen lassen oder auch nicht. Und genau das reflektiere ich dann im Coaching.

Dieses Spiegeln von außen ist sehr kraftvoll, weil es – wenn man selbst Teil eines Systems ist – einfach unmöglich ist, eine echte Außensicht zu entwickeln.

Ist die Fähigkeit zu Führen angeboren oder kann ich diese auch lernen und entwickeln?

Ich glaube daran, dass Menschen sich entwickeln können, wenn sie sich entwickeln wollen. Insofern würde ich niemandem absprechen, führen zu können. Am Ende sind wir so oder so alle Führungskräfte. Denn wir führen unser Leben. Und diese elementar wichtige Aufgabe nimmt uns auch niemand ab. Nicht unser Chef, nicht unser Ehepartner, und schon lange nicht mehr unsere Eltern. Ich glaube fest an das Potenzial, welches in jedem von uns steckt. Wir müssen allerdings zunächst erkennen, dass wir die Verantwortung für uns selbst ganz allein tragen. Und dieses Erkennen kann ein mitunter sehr schmerzhafter Prozess sein. Am Ende dieses Prozesses steht jedoch eine sehr wichtige Erkenntnis: „Ich bin die wichtigste Führungskraft in meinem Leben!“

Und wer das verstanden hat – und lebt – der wird fast automatisch auch von anderen Menschen als Führungspersönlichkeit anerkannt.

Frau Voss, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO).

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SHEnote-Speaker Stefanie Voss (Foto: © Andreas Hagedorn)

Über Stefanie Voss:

Stefanie Voss ging mit 16 Jahren als Schülerin in die USA, zog mit 23 für ihren Arbeitgeber nach Argentinien und heuerte mit 25 auf einem Segelschiff an, um die Welt zu umrunden. Bereits mit 31 Jahren wurde sie Abteilungsleiterin im DAX-Konzern.

Nach 15 Jahren internationaler Firmenkarriere machte sie sich 2009 selbständig. Heute ist sie in Deutschland und international erfolgreich tätig als Moderatorin, Speaker, Consultant und Coach. Ihre Themen sind Kommunikation und Leadership.

Mehr über Stefanie Voss im Internet unter: www.cutwater.de.

Über die SHEnote-Speaker:

Hinter den SHEnote-Speaker stehen die vier Power-Frauen Nicola Fritze, Eva Loschky, Prof. Dr. Elisabeth Heinemann und Stefanie Voss. In Teil 1 unserer AGITANO-Interviewreihe zu den SHEnote-Speaker sprachen wir mit Deutschlands Motivationsfrau, Nicola Fritze, unter anderem über den feinen Unterschied zwischen Rednerinnen und Rednern. In Teil 2, mit Deutschlands Stimmexpertin, Eva Loschky, über die Stimme als Tür- und Toröffner zum Erfolg und im dritten Teil, mit der Expertin für digitale Lebenswelten, Prof. Dr. Elisabeth Heinemann, über die Zukunft des World Wide Webs als Internet der Dinge.

Mehr über die SHEnote-Speaker im Internet unter: www.shenote-speakers.de und im AGITANO-WebTalk „Frauen reden anders“ am Freitag, den 4. juli 2014 von 10:30 – 11:30 Uhr.

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