Wie Sie bewusst atmen, um stressfrei zu sprechen

… aus der neuen wöchentlichen Themenserie „Sprechen wie der Profi – Eine Themenserie rund um den Brustton der Überzeugung“ mit der Stimm- und Sprechtrainerin, Business Coach und Rednerin Dr. Monika Hein. Nach dem ersten Teil „Sprechen und der Körper – Wie Sie Ihren Klang-Körper einbeziehen, um Botschaften zu unterstreichen“ kommt heute Teil 2 mit „Sprechen und Atmen – Wie Sie bewusst atmen, um stressfrei zu sprechen“.

Richtiges Atmen ist entscheidend

Wenn wir an unserer Stimme arbeiten, gehört die Atmung zu den essenziellen Tools. Denn ohne sie bekämen wir, ganz platt gesagt, nicht einen einzigen Ton heraus. Keine Frage, wir hätten so einige, zugegeben viel schlimmere Probleme, wenn wir nicht atmen würden. Auf die Stimme bezogen können Sie mit einer gezielten Atemtechnik zum Beispiel vermeiden, dass man Ihnen Stress in jedem Laut anhören kann. Nur wenige Menschen wissen, wie sehr uns Atmen dabei unterstützt kann, unsere Sprechziele zu erreichen.

Seien Sie sich Ihrem Körper bewusst

Erlauben Sie mir zur Veranschaulichung einen Blick in unseren Körper: Das Gehirn erteilt den Befehl zum Sprechen. Dann kontrahiert das Zwerchfell, unser wichtigster Atemmuskel. Wie ein Zirkuszelt mit zwei Kuppeln trennt es den Verdauungstrakt vom Brustraum, in dem Herz und Lunge Platz finden. Durch die Kontraktion wird die Fläche des Zwerchfells kleiner, es senkt sich ab. Damit verdrängt es die Organe im Bauchraum, die Bauchdecke wölbt sich nach vorne. So jedenfalls sollte es sein. Hier beginnt das Dilemma des modernen Menschen. Wir lassen uns von unserem Kopf steuern und schließen den Bauch aus. Wir quetschen uns in enge Jeans und atmen fröhlich in den Brustkorb. Schade nur, dass diese Art der Atmung schon bei den Urmenschen dazu führte, sie in den Zustand „Kampf oder Flucht“ zu versetzen, zum Beispiel beim Anblick des Säbelzahntigers. Genau das passiert auch heute noch, selbst wenn kein Säbelzahntiger in der Nähe ist. Wir hetzen also mit flachem Bauch von A nach B, haben Termin C und Telefonat D im Kopf, atmen fleißig in die hohen Atemräume und wundern uns über Erschöpfung, Müdigkeit und am Ende über Burnout.

Zu einem weiteren Dilemma führt der gut gemeinten Rat: „Atme doch mal tief durch“. Was machen wir also? Wir atmen kräftig ein, ziehen dabei den Bauch ein und die Atemluft landet auf diese Weise wieder im Brustkorb. Das ist ein unnatürliches Atemmuster für Menschen. Anstatt diesem Rat zu folgen, beobachten Sie besser kleine Kinder, die noch instinktiv und naturgemäß in den Bauch atmen. Denen geht selten die Puste aus.

Lernen Sie Ihren Atem kennen

In der Ausbildung lernt ein professioneller Sprecher seinen Atem kennen. Er erobert tiefe Atemräume, die uns souverän und ruhig machen. Sie liegen wie ein Schwimmring in der Mitte des Körpers – am Bauch, an den Flanken und am Rücken.

Der Sprecher lernt außerdem, seinen Atem fließen zu lassen. Der Atem versetzt dann die Stimmlippen in Schwingung. Um einen stabilen, überzeugenden Ton erzeugen zu können, brauchen wir einen kontinuierlichen Atemstrom.

Mein Tipp: Bei Stress denken Sie bitte ans großzügige Ausatmen, anstatt tief einzuatmen. Das verlangsamt den Puls und bringt uns zurück in einen ruhigen Zustand.

Um die Tiefatmung zu üben, sprechen Sie im Sitzen einen Testsatz. Danach legen Sie den Oberkörper auf den Knien ab und legen die Hände flach auf den unteren Rücken. Nun atmen Sie 6-8 Mal langsam und genüsslich in den Rücken. Lassen Sie den Rücken ganz breit werden. Danach richten Sie sich langsam wieder auf und sprechen Ihren Testsatz noch einmal. Denken Sie dabei an den unteren Rücken! Hören Sie den Unterschied? Die tiefen Atemräume entspannen den Kehlkopf. Und sie sorgen dafür, dass die Lust beim Ausatmen fließt. So entsteht ein angenehmer, sonorer Stimmklang.

Über Dr. Monika Hein

Sprechen wie der Profi
Dr. Monika Hein (Foto: © Romanus Fuhrmann)

Dr. Monika Hein ist Rednerin, Stimm- und Sprechtrainerin, Business Coach und Trainerin (dvct) sowie Sprecherin in Funk und TV. Sie trainiert seit 2004 Führungskräfte, Kundenberater, Anwälte, Notare, Verkäufer, Moderatoren, Schauspieler, Dolmetscher, kurz gesagt, all diejenigen, die beruflich auf den Einsatz ihrer Stimme angewiesen sind. Sie verhilft Menschen zu einem klaren Ausdruck, mit dem sie sich stark und sicher fühlen.

Im März 2014 ist ihr Buch „Sprechen wie der Profi – Das interaktive Training für eine gewinnende Stimme“ im Campus Verlag erschienen.

Mehr zu ihrer Person finden Sie unter www.monikahein.de.

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