Wie sieht ein spirituell geführtes Unternehmen aus?

… aus der wöchentlichen Kolumne rund um „Spiritualität & Business“ von Hans-Jürgen Krieg.

Die Zeit ist reif, dass Unternehmen sich vollkommen spirituell ausrichten. Viele Unternehmer und Mitarbeiter spüren in ihrem Inneren und erleben gleichzeitig in ihrem Äußeren, dass die traditionelle Unternehmensführung nicht funktioniert. Keiner ist so richtig zufrieden. Nachhaltige Erfolge werden, wenn überhaupt, nur durch die einseitige Ausbeutung menschlicher und natürlicher Ressourcen realisiert. Die Natur zeigt uns, dass es auch anders geht. Wie aber sieht ein spirituell geführtes Unternehmen aus? Worin unterscheidet es sich von einem klassischen Unternehmen?

Für mich wird aus spiritueller Sicht ein Unternehmen dadurch definiert, dass in ihm eine Gruppe von Menschen ihre Fähigkeiten so miteinander harmonisieren, dass sie gemeinsam eine besondere Einzigartigkeit ausprägen, deren Ergebnis anderen Menschen oder Unternehmen einen Nutzen bringt, der im Einklang mit ihnen selbst und der Natur steht. In der Ausrichtung eines solchen Unternehmens spielen meiner Meinung nach zwei Schlüsselthemen eine entscheidende Rolle:

1. Die Kultur. Diese bewerkstelligt von innen heraus, dass alle Beteiligten sich optimal einbringen und in dem wohlfühlen, was sie tun.

2. Die Orientierung. Diese sorgt dafür, dass alle Beteiligten in die gleiche Richtung ziehen und beim Tun konkrete Ergebnisse entstehen.

Für die Kultur gibt es bereits viele erprobte Ansätze. Soweit ich das überblicken kann, liegen in den Themen Werte und Kommunikation bewährte Methoden und Erfahrungen vor. Im Thema „wahre Begegnungen“ sehe ich noch Handlungsbedarf. Gleiches gilt für die spirituelle Klammer, die im Business alle kulturellen Aspekte schlüssig miteinander verbindet. Ich habe klare Vorstellungen darüber, wie eine spirituell geprägte Kultur eines Unternehmens aussieht. Die Kunst liegt darin im Unternehmen „Räume“ zu schaffen, in denen sich alle sicher und offen einbringen können. In diesen Räumen steht die Freiheit jedes Einzelnen über allem. Jeder darf so sein, wie er ist. Mit all seinen Ängsten und Bedürfnissen. Damit die Räume stabil erhalten bleiben, braucht es Regeln, die allen Beteiligten bekannt sind und an die sie sich halten. Regeln sind auch und gerade dann besonders wichtig, wenn Konflikte auftreten und jemand nicht (mehr) in die Gruppe passt oder neu in die Gruppe eintritt.

Spannend ist für mich das Thema der Orientierung. Wie sieht eine spirituell stimmige Orientierung aus? Ich denke nicht, dass der klassische Ansatz der Führung über Ziele meinem Empfinden von Spiritualität gerecht wird. Für mich kann schon deshalb nicht sein, weil Ziele einen zukünftigen Charakter haben und Spiritualität rein gegenwärtig ist. Das passt einfach nicht zusammen. Spiritualität funktioniert jetzt. Nicht erst morgen. Was aber kann Ziele ersetzen? Eine starke Vision? Ja und nein. Ja, weil eine mächtige Vision eine ungeheuerliche Anziehung ausstrahlt und eine Kraftquelle für alle darstellt. Deshalb ist es sinnvoll, dass spirituelle Unternehmen sich von einer kräftigen Vision leiten lassen. Aber eine Vision reicht allein als Orientierung nicht aus. Denn sie gibt keinen präzisen Rahmen für tägliche Entscheidungen vor. Sie lässt einfach zu viel offen. Sie ist als Instrument zur Entscheidungsfindung einfach zu unscharf.

Was eignet sich nun spirituell, um den Betroffenen zu helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen? Ich sehe nur eines. Spirituelle Menschen wissen, dass der Weg beim Gehen entsteht. Was ist, wird jetzt materialisiert. Was gibt in jedem Augenblick eine verlässliche Orientierung? Der Verstand und vermeintlich erprobtes Wissen? Sicherlich nicht. Unsere rationale Sichtweise auf die Welt und ihre Zusammenhänge ist einfach zu begrenzt und einseitig, um hier eine verlässliche Hilfe zu sein. Allein die vertrauende Anwendung von Intuition kann Orientierung geben. Intuitive Entscheidungen sind immer und in jeder Situation möglich. Wichtig ist, dass diese mit der Einstellung „ich werde geführt“ und nicht getreu dem Grundsatz „ich führe“ getroffen werden. Die Kunst liegt also darin sich aus der Haltung von Demut und Bescheidenheit zu entscheiden. Intuitive Entscheidungen werden von allen Beteiligten getroffen und mit getragen. Jeder bringt sich entsprechend seiner Möglichkeiten ein. In einem spirituell geführten Unternehmen gibt nicht allein das Management die Richtung vor. Diese wird von allen Beteiligten eines Unternehmens im Konsens gefunden und umgesetzt. Die Rolle des Managements liegt neben der Repräsentanz im Außen vor allem darin, im Unternehmen die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass intuitive Entscheidungen überhaupt möglich werden.

Ein Unternehmen konsequent spirituell auszurichten erfordert Mut. Den Mut über seinen eigenen Schatten zu springen und Dinge zu wagen, für die es in der Welt keine Gewähr gibt. Aber das ist für spirituelle Menschen nichts Ungewöhnliches. Denn sie wissen, dass das Leben ohnehin in jedem Augenblick ein Sprung ins Nichts ist.

Ihr Hans-Jürgen Krieg

P.S.: Die Zusammenhänge rund um den Fluss der inneren Quelle bilden den Mittelpunkt meines neuen Buchs. Es trägt den Titel „Der kleine Igel und der Fluss der innen Quelle“ und ist ausschließlich bei mir erhältlich. Weitere Infos finden Sie unter www.der-kleine-igel.de.

Über den Autor

Hans-Jürgen Krieg ist Autor der Buchserie „Der kleine Igel“. Er coacht Unternehmen und Personen im Hinblick auf die praktische Nutzung ihrer spirituellen Potenziale. Mit seinem tiefgreifenden Verständnis für die Zusammenhänge des Lebens und seiner über 30 Jahren Erfahrungen im Geschäftsleben unterstützt er die Beteiligten beim Bau von Brücken, mit denen sie die reale Welt mit ihrer „inneren Quelle“ verbinden.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ifef.de.

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