Wikiratings macht Moody’s, Standard & Poors und Fitch Konkurrenz

Wer beherrscht die Welt? Und wer bewertet sie? Zumindest in der zweiten Frage scheint die Antwort in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise recht einfach: die Rating-Agenturen Standard & Poor’s, Fitch und Moody’s. Zwar gibt es noch einige andere Rating-Agenturen, die aber nicht annähernd an den Einfluss der drei genannten Branchengiganten heranreichen. Zudem hagelt es auch an Kritik an den Bewertungsmethoden, diese seien intransparent und oft durch zu bewertende Unternehmen und Staaten finanziert.

Seit einiger Zeit existiert aber ein Projekt, das es über kurz oder lang schaffen könnte die Macht der drei Agenturen zu brechen: Wikiratings.

Der Schweizer Dorian Credé kam im Sommer 2010 auf die Idee, dass eigentlich jeder in der Lage sei, Länder und Firmen zu bewerten. Dies macht Wikiratings mit seiner Online-Community möglich. Mittels verschiedener Modelle kann man fast alles im Finanzbereich bewerten. Die momentan populärste Bewertungsmethode ist das „Polling“, die einfache Abstimmung per Mausklick. Ein anderer Ansatz, anhand dessen die User abstimmen können, ist der «Sovereign-Wikirating-Index» (SWI), der ökonomische Schlüsselgrössen wie die Inflationsrate, die Arbeitslosenquote und die Staatsverschuldung vergleicht und danach die Länder einordnet. Dabei reicht die Notenskala von „AAA“ bis hin zu „D“ (default). Jeder User darf nur einmal bewerten, kann seine Stimme aber im nach hinein auch noch abändern.

Wikiratings ist mittlerweile seit Oktober 2011 online und die Resonanz ist beachtlich. Es gab bereits ca. 5.500 Länderbewertungen und mehr als 20.000 Besucher aus aller Welt – auch von Moody’s, UBS und Barclays – verzeichnete die Seite bisher.

Ob sich das Projekt behaupten und am Machtanspruch der drei großen Agenturen rütteln kann, wird erst die Zukunft zeigen können. Darüber hinaus müsste Wikiratings in der EU sowohl von der europäischen Wertpapieraufsicht Esma als auch durch nationale Bankenaufsicht zugelassen werden. Bis dahin wird aber sicherlich noch ein bisschen Zeit vergehen. Dennoch macht dieser Ansatz der Schwarmintelligenz Mut zu mehr, denn bisher sind die Besucher der Seite sehr kritisch in ihren Bewertungen. Die Top-Note „AAA“ wird nur äußerst spärlich vergeben. Andora und die Schweiz sind momentan mit „AA“ Spitzenreiter, Deutschland kommt auf „A“ und die USA erhalten gerade einmal ein „BB-“.

(sm)

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