Wir müssen nicht immer korrekt sein. Henriette Frädrich im Interview

Auf die Frage „Das macht man doch nicht?“, antwortet Henriette Frädrich: „DOCH!“. Im Gespräch mit AGITANO macht die ehemalige  TV-Redakteurin und heutige Mediencoach deutlich, warum wir nicht immer korrekt sein müssen 
und das gut für alle ist.

„Ein perfektes Leben definiert ja jeder anders.“ Interview mit Henriette Frädrich

Frau Frädrich, Sie gehen in Ihrem Vortrag auf dem 6. FEMINESS BUSINESS KONGRESS 2016 in Düsseldorf der provokanten These nach, dass 100-prozentige politische, moralische und ethische Correctness in allen Lebenslagen ziemlich langweilig ist und uns auch im Leben nicht weiter bringt. Zudem plädieren für mehr Spaß und Gelassenheit.

Wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen?

Ich habe ja schon vor einigen Jahren das Buch „Das macht man doch nicht“ geschrieben, in dem ich launige Rulebreaker-Geschichten aus dem Alltag gesammelt habe. Jetzt habe ich festgestellt, dass das Thema nach wie vor unglaublich relevant ist, denn viele Menschen haben Angst davor, Fehler zu machen. Man will alles korrekt machen, nicht anecken, schön brav, lieb und gehorsam sein. Für alles gibt es Regeln. Dos and Don’ts für Business und Erfolg, für Outfits, fürs Bewerbungsgespräch, für Beziehungen et cetera.

Ich bin aber der Meinung, man muss, um wirklich weiter zu kommen, seine eigenen Regeln machen, seinen eigenen Weg gehen, auch mal einkalkulieren, dass man aneckt, und auch lernen, das auszuhalten. Nicht immer Everybody‘s Darling sein. Sondern ruhig auch mal frech die Zunge (oder den Mittelfinger) rausstrecken. Ja, dabei tritt man vielleicht mal dem einen oder anderen auf den Schlips. Aber Schlipse sind sowieso für Spießer.

Würden Sie behaupten, dass unser Leben durch das ständige Streben nach Perfektion und den Wunsch, alles richtig und korrekt zu machen, heutzutage zum Hochleistungssport geworden ist?

Absolut. Und genau dagegen möchte ich steuern. Gerade wir Frauen wollen die perfekte Mutter sein, den perfekten Body haben, die perfekte Ehefrau sein, die perfekte Freundin und Gastgeberin darstellen, die perfekte Karriere haben. Im Zeitalter von Social Media, wo man sich auf allen Kanälen möglichst makellos präsentieren kann, setzt das unter Druck. Das macht einen doch total verrückt! Perfektion schafft Aggression.

Hinzu kommt, dass wir heute zig Lebensweisen vorgelebt bekommen, von Patchwork-Familie über Veganismus bis hin zum Auswandern, von Jobsharing über Teilzeit bis hin zu Karriere-Frau. Wie soll man da entscheiden, was richtig ist? Deshalb fühlen wir uns oft auch von der Lebensentwurfs-Vielfalt völlig überfordert und stänkern dann gerne mal gegen die, die anders leben und denken als wir und sagen dann ganz empört „Also das macht man doch nicht!“. Zum Beispiel: das Kind vor einem iPad parken oder Smarties statt Bio-Hirse-Bällchen zum Naschen geben.

Verlieren wir dabei nicht das Wesentliche aus den Augen?

Absolut. Das Wesentliche ist das Sein und nicht der Schein. Sein bedeutet für mich, Spaß zu haben, man selbst sein zu können, sich selbst entfalten zu können, nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen leben zu können. Schein hingegen bedeutet, nach den Erwartungen anderer zu leben.

Sollten wir besser aufhören, dem Traum vom perfekten Leben nachzujagen und auch mal Fünfe grade lassen?

Ein perfektes Leben definiert ja jeder anders. Jeder sollte schon seinen Traum vom perfekten Leben erfüllen können. Wobei man sich aber immer die Frage stellen sollte: Ist das meine Perfektion (und gehört dazu, auch mal im löcherigen Jogginganzug faul auf der Couch abzuhängen) oder strebe ich eine gewisse Perfektion nur an, um anderen zu gefallen? Also eine ungesunde Perfektion?

Was ist Ihre persönliche Vorstellung vom perfekten Leben?

Mein Leben ist, so wie es ist, perfekt. Ich habe eine tolle Familie, wir alle sind gesund, ich bin mein eigener Chef, erlebe in meinem Alltag viele spannende Dinge, kann mich ausprobieren und weiterentwickeln. Lerne viel Neues, lerne tolle Menschen kennen und lasse mich gern von so viel inspirieren. Klar, wenn ich Schnipp machen könnte, würde ich unsere Bude in der Kölner Innenstadt natürlich auch gegen ein Beach-House in Malibu eintauschen. Aber das wäre auch nicht perfekter, schließlich gibt es da Waldbrände und Erdbeben. Dann lieber Kölle 😉 .

Was erwartet Ihr Publikum bei Ihrem Vortrag auf dem FEMINESS BUSINESS KONGRESS 2016 in Düsseldorf?

Mein Publikum soll vor allem Spaß haben und kurzweilige 20 Minuten erleben. Natürlich möchte ich auch inspirieren und all den tollen Frauen Mut machen, die zu sein, die sie sind. Übrigens ein richtig tolles Motto des diesjährigen Kongresses: Sei die, die du bist! Und wir sind so viel, haben so viele Facetten, Farben und Rollen. Und dazu gehören auch Gegensätze und Widersprüche. Die liebende, geduldige Mutter versus die überforderte, aufbrausende Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs. Die sexy Ehefrau versus die genervte Gattin, die den Mann auf den Mond schießen will. Die verständnisvolle Kollegin versus die Läster-Zicke. All das sind wir, all das gehört zu uns und all das ist absolut und voll okay. Wir dürfen fluchen, jammern, lästern, rauchen, trinken und verzweifeln. Denn, oh ja, das macht man beziehungsweise Frau!

Frau Frädrich, vielen Dank für das interessante Gespräch – und für die Impulse, unsere Ansichten zum vermeintlich perfekte Leben zu hinterfragen. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Publikum viel Spaß und Freude beim FEMINESS BUSINESS KONGRESS 2016.

Das Interview führte Oliver Foitzik, Geschäftsführer der FOMACO GmbH und Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO.

Über Henriette Frädrich:

Mediencoach und Unternehmerin Henriette Frädrich (Foto: © Bina Terre)
Mediencoach und Unternehmerin Henriette Frädrich (Foto: © Bina Terre)

Henriette Frädrich ist Diplom-Medienwirtin und studierte an der FH Wiesbaden sowie an der französischen Filmhochschule ESAV in Toulouse. Nach ihrem Studium arbeitete sie als TV-Redakteurin für verschiedene TV-Produktionen und Sender, bevor sie sich als Unternehmerin mit der B2B-Plattform www.pharmatching.com selbständig machte. Heute ist sie auch als Mediencoach unterwegs und berät Firmen und Personen in Sachen PR, Marketing, Social Media und Medienstrategie. Daneben ist sie als Speakerin auf der Bühne, schreibt Bücher, bloggt und moderiert Veranstaltungen.

6. FEMINESS BUSINESS KONGRESS 2016 in Düsseldorf

Unter dem Motto „Sei die, die du bist!“ findet am Samstag, 19. November 2016, der 6. FEMINESS BUSINESS KONGRESS, das Business-Event für weibliches Unternehmertum, im Hotel InterContinental in Düsseldorf statt. Marina Friess lädt als Veranstalterin erfolgsorientierte Frauen zu einem Tag voller Impulse, Inspirationen und Netzwerken ein.

Wenn Sie dabei sein möchten, buchen Sie noch heute Ihr Erfolgsticket: http://www.feminess-kongress.de/171.

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