„Wohlstand neu denken!“ Studie über das Leben nach der Krise

Gut leben statt viel haben. Wie die nächste Generation leben wird

 

Die Wohlstandsgesellschaft entlässt ihre Kinder – in eine unsichere Zukunft. Das Wohlstandsniveau sinkt auf breiter Ebene. Und der Wohlfahrtsstaat gerät in Finanznot. Aus der Sicht der jungen Generation bis und um die dreißig wird es für sie in Zukunft „viel schwieriger, ebenso abgesichert und im Wohlstand zu leben wie die heutige Elterngeneration“ (71%). Dennoch wollen die 14- bis 34-Jährigen nicht am Leben vorbeileben: Trotz Wirtschafts-, Bildungs- und Umweltkrisen wollen die meisten jungen Leute „das Beste aus dem Leben machen“ (58%) und sich ihren Zukunftsoptimismus nicht nehmen lassen. Dies geht aus einer aktuellen Repräsentativumfrage der BAT Stiftung für Zukunftsfragen hervor, in der 2.000 Personen ab 14 Jahren danach befragt wurden, wie sie ihre persönliche Zukunft einschätzen.

 

„Die nächste Generation tritt ein schweres Erbe an. Sie wird Antworten auf die Frage finden müssen, wie sie auch in Zeiten von ‚Nullwachstum‘ und ‚Nullrunden‘ ihren Wohlstand erhalten und sichern kann“, so Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, der Wissenschaftliche Leiter der BAT Stiftung für Zukunftsfragen und Autor des neuen Buches „Wohlstand neu denken“, das jetzt im Gütersloher Verlagshaus erscheint. „Die nächste Generation lebt eine neue Gelassenheit: Sie träumt weder von materiellem Überfluss, noch ängstigt sie sich vor existentieller Not. Diese Weder-Noch-Generation definiert ihren Wohlstand einfach um und neu: Wohlhabend ist der, der mit sich zufrieden ist und gut und glücklich leben kann.“ Die junge Generation gibt sich bescheiden: Sie will mehrheitlich in erster Linie gesund (55%) und glücklich sein (52%) und sorgenfrei (63%) und sicher leben können: „Ein sicheres Einkommen haben“ ist für die nächste Generation wichtiger (79%) als „viel Geld haben“ (50%) oder reich sein.

 

Eine Neubesinnung auf das Beständige findet statt. Und das ist immer weniger nur eine Frage des Geldes. Das neue Wohlstandsdenken der jungen Generation ist auf Nachhaltigkeit angelegt. Statt „Wohlleben“ heißt es eher „Wohlergehen“. Nur das garantiert Wohlstand im Sinne von Wohlbefinden und ist nicht mehr nur von Konjunkturzyklen und Börsenkursen abhängig. Opaschowski: „Es geht um das Gelingen des Lebens und hat mehr mit Lebensqualität als mit Lebensstandard zu tun. Diese Generation neuer Sinnsucher will von Konsumverzicht wenig wissen, dafür umso mehr von der Werthaltigkeit des Konsums. Und das kann auch bedeuten: Gut leben statt viel haben!“

 

„Gemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ als neues Gesellschaftsideal.

Abkehr von der Gesellschaft der Ichlinge

 

Die 14- bis 34-Jährigen fühlen sich nicht als eine Generation der „Gekniffenen“ (Peer Steinbrück 2009), auch wenn ihr Lebensstandard sinkt. Opaschowski: „Diese Generation schaut positiv in ihre eigene Zukunft. Sie fängt bei sich selbst an und ändert ihren Lebensstil. Sie lebt prekär, aber krisenfest. Sie hilft sich erst einmal selbst, statt auf die Hilfe von anderen zu warten.“ Dazu geht sie auf die Suche nach einer ausgeglichenen Balance des Lebens: Sie will im Leben etwas leisten. Sie will natürlich auch das Leben genießen. Aber bemerkenswert hoch ist der Wunsch in der jungen Generation ausgeprägt, anderen helfen zu wollen.“

 

Die Generation um dreißig macht die Erfahrung des Aufeinander-Angewiesen-Seins. Sie will nicht mehr alle sozialen Probleme einfach dem Staat oder der Politik überlassen. „Sie wünscht sich eine bessere Gesellschaft“, so Professor Opaschowski. „Und will auch mithelfen, eine bessere Gesellschaft zu schaffen.“ Die Gesellschaft der Ichlinge hat sich in Krisenzeiten überlebt. Das neue Gesellschaftsideal gleicht eher einer Gemeinschaft auf Gegenseitigkeit: Alle profitieren voneinander.

 

Krisenprofis: „Das Beste aus dem Leben machen!“

 

Die nächste Generation wird eine pragmatische Generation sein – mit klaren Lebenszielen, aber ohne Ideologien. Eine deutliche Mehrheit der 14- bis 34-Jährigen (58%) will auch in Krisenzeiten „das Beste aus dem Leben machen“. Und so sehen ihre konkreten Vorschläge zur Krisenbewältigung aus:

 

Gut ein Drittel der jungen Generation (34%) will in Zukunft staatliche Sozialleistungen weiterhin in Anspruch nehmen, ist dafür aber auch im Gegenzug zu mehr gemeinnützigen Gegenleistungen bereit. Ein Ausgleich von Geben und Nehmen wird angestrebt.

 

Knapp ein Viertel der jungen Leute (22%) findet es selbstverständlich, sich wieder mehr selber und gegenseitig zu helfen. Die nächste Generation denkt an andere, weil sie nur so auch für sich selbst sorgen kann. „Das ist eine Form kalkulierter Hilfsbereitschaft, nicht reine Nächstenliebe. In Krisenzeiten müssen sie zusammenrücken, ob sie wollen oder nicht“, so Professor Opaschowski.

 

Immer weniger Familien können von nur einem Einkommen leben. Deshalb will die nächste Generation bei zunehmender Doppelerwerbstätigkeit mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie Ernst machen. Fast jeder Vierte (23%) will in Zukunft nicht mehr den einen Lebensbereich zu Gunsten des anderen opfern. Berufs- und Privatleben sollen gleichgewichtig sein.

 

Die Hälfte aller jungen Leute (50%) rechnet mit Altersarmut. Gut ein Fünftel der jungen Generation (22%) will daher bereits heute Zukunftsvorsorge treffen und „mehr Wert auf die Großfamilie legen“ – vom Generationenwohnen bis zur gegenseitigen Kinder- und Altenbetreuung.

 

Generationenbeziehungen werden immer wichtiger. Eine Renaissance der Großfamilie zeichnet sich ab; das muss aber keine Haushaltsgemeinschaft sein. Die neue Mehr-Generationen-Familie gleicht eher einem verlässlichen sozialen Netz der Sorge und Fürsorge, des Sich-umeinander-Kümmerns einschließlich regelmäßiger Telefon- und Besuchskontakte. Dafür sorgen auch vielfältige Transfers zwischen den Generationen – vor allem Geld- und Sachgeschenke durch die Älteren und mehr persönliche Hilfen und Besorgungen durch die Jüngeren. Professor Opaschowski: „Die Generationenbeziehungen reißen nicht ab. Eine der nachhaltigsten Ressourcen der Zukunft wird die neue Solidarität zwischen den Generationen sein.“

 

 

 

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Bezugsquellen

 

Das Buch HORST W. OPASCHOWSKI "Wohlstand neu denken". Wie die nächste Generation leben wird“ ist im Buchhandel erhältlich.

 

 

 

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