World Energy Outlook 2012 der IEA – Energieeffizienz und Ressourcenverknappung

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat den „World Energy Outlook 2012“ vorgelegt. Der Pressemitteilung aus dem Bundeswirtschaftsministerium folgt ein Kommentar von Hans-Josef Fell, Mitglied des Bundestages für die Partei Bündnis 90 / Die Grünen.

Im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) wurde am 13. November 2012 der „World Energy Outlook 2012“ der Internationalen Energieagentur (IEA) durch deren Chefökonom, Dr. Fatih Birol, vorgestellt. Der Weltenergieausblick zeigt die energiewirtschaftlichen Trends bis zum Jahr 2035 auf. Demnach wird der weltweite Energieverbrauch weiter deutlich ansteigen, wenn sich die internationale Staatengemeinschaft nicht auf drastische Maßnahmen insbesondere zur Energieeffizienz verständigt.

Der Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Stefan Kapferer: „Der Weltenergieausblick erweitert die oft nur national geführte energiepolitische Diskussion. Der Blick über den Tellerrand ist außerordentlich wichtig, um die energie- und klimapolitischen Herausforderungen richtig einschätzen zu können. Ich begrüße, dass der Weltenergieausblick dabei den Stellenwert von Energieeinsparung und Energieeffizienz für die Lösung der langfristigen Energie- und Klimaprobleme hervorhebt. Wir sehen darin eine Bestätigung für die von der Bundesregierung beschlossene Energiewende.“

Nach Einschätzung der IEA werden im Rahmen der bereits geplanten politischen Maßnahmen zwei Drittel des globalen Energieeffizienzpotenzials nicht ausgeschöpft. Durch die Realisierung dieser Effizienzpotenziale könnte die internationale Staatengemeinschaft jedoch fünf Jahre mehr Zeit gewinnen, um den Umfang der vertretbaren CO2-Emissionen so zu begrenzen, dass das 2°C-Ziel erreichbar bleibt.

Weiterer Schwerpunkt des Weltenergieausblicks ist die Rolle des Iraks für die globale Ölversorgung. Die IEA geht davon aus, dass der Irak bis zum Jahr 2035 der zweitgrößte Ölexporteur der Welt werden könnte.

Thema der Veranstaltung waren zudem die zunehmenden Interdependenzen auf dem Energiemarkt. So weist die IEA darauf hin, dass durch verstärkte Nutzung der Fracking-Technologie in den USA zunehmend US-Steinkohle nach Europa exportiert werde und dort das teurere, aber auch klimafreundlichere Erdgas verdränge. An der gemeinsamen Veranstaltung von BMWi und BDI nahmen 300 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik teil.

(BMWI 2012)

Kommentar von Hans-Josef Fell (MdB Bündnis 90 / Die Grünen):

Die Internationale Energieagentur (IEA) versucht, ein goldenes Zeitalter der fossilen Rohstoffe auszurufen. Ganz in der Tradition ihrer vergangenen Energiefehlprognosen, setzt die IEA auch weiterhin die Botschaft der fast unbegrenzten Verfügbarkeit fossiler Rohstoffe und lässt die Weltgemeinschaft im Glauben, dass ein „Weiter so“ möglich sei.

Noch 2004 hat die IEA einen Ölpreis für dieses Jahr von 22 US-Dollar pro Barrel vorhersagt, heute ist der Ölpreis fünfmal so hoch. Die heutigen Prognosen der IEA für den Öl- und Gasboom in den USA sind in dem Lichte der vergangenen Fehlprognosen auch nur als gefällige Aussagen für die Gewinne der Erdölkonzerne zu sehen und ignorieren weitgehend bestehende Umwelt- und Kostenprobleme. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass es die von der IEA euphorisch bis 2030 vorhergesagte Zunahme der unkoventionellen Gas- und Erdölförderung nicht geben kann.

Erschreckend ist, dass sich die weltweiten Subventionen für fossile Energien seit 2009 von 312 Milliarden US-Dollar auf  523 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011 fast verdoppelt haben. Das heißt im Klartext, dass weltweit immer mehr Staaten ihre öffentlichen Haushalte ruinieren, um den Ölkunden eine scheinbar billige Energiewelt vorzugaukeln, um mit neuen Staatsverschuldungen soziale Aufstände zu vermeiden. Wohin das führt, kann man im Euro-Raum sehen, wo die jährliche Importrechnung für fossile Energien von 400 Milliarden Euro schon heute das Außenhandelsdefizit der EU-27 weit übersteigt.

Mit den Wachstumsprognosen im WEO 2012 für den Ausbau der Erneuerbaren Energien unterschätzt die IEA genauso wie in der Vergangenheit die realisierbaren Möglichkeiten. So lag der Ausbau der Photovoltaik in den vergangenen Jahren mehr als fünfmal höher als von der IEA im Jahre 2004 prognostiziert. Dies wird auch in Zukunft so sein.

Anstatt nun ein Ende der fossilen Subventionen und eine Umstellung der weltweiten Energiewirtschaft auf Erneuerbaren Energien zu fordern, setzt die IEA  mit der Botschaft der fast unendlichen Verfügbarkeit der fossilen Rohstoff weiterhin auf Beschwichtigung – ein fatales Spiel, vor allem für den Klimaschutz.

(Hans-Josef Fell 2012)

-> Der World Energy Outlook 2012 kann hier eingesehen werden (die Zusammenfassung ist kostenlos):

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