Zeit für Familie und Gespräche – Adventsgespräch mit Shekir Pavo

Das 9. Türchen des AGITANO Adventskalenders öffnen wir am 09. Dezember 2011, mit einer ungewöhnlichen Frau, die bei unserer Anfrage zum Interview vor ein paar Tagen spontan zugesagt hat. Es ist Shekir Pavo, die in Kabul/Afghanistan geboren ist. Sie ist Autorin (Roman, Tawus-Der Pfau) und ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin. Nebenbei engagiert sie sich für junge Menschen aus Afghanistan und leistet Aufklärungsarbeit. Im Rahmen des AGITANO Adventsgesprächs spricht sie über ihre persönliche Advents- und Weihnachtszeit.

Wie kam es eigentlich zu den AGITANO Adventsgesprächen? Ulrich B Wagner (mit dem wir das heutige Interview geführt haben) hat am 23. November 2011 eine Kolumne mit dem Titel “Advent, Advent, die Seele brennt … Alle Jahre wieder, oder über den Horror des Daueradvents …(!?)” geschrieben. Dies gab bei uns den Anlass, dem Thema genauer auf den Grund zu gehen und persönliche Erfahrungen unterschiedlicher Menschen zum Weihnachtsfest zu sammeln, in Form der AGITANO Adventsgespräche. Hierzu werden wir nun an jedem Tag in der Vorweihnachtszeit mit einer Persönlichkeit aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft über ihre Erfahrungen und Wünsche zur Advents- und Weihnachtszeit sprechen. Dies soll gleichzeitig für unsere Leser eine Möglichkeit sein, sich auf die ruhigere Zeit einzustellen und "kleine" gedankliche Auszeiten zu nehmen.

 

Wir freuen uns heute sehr, dass wir mit Ihnen, Frau Pavo, über das Thema "Advent & Weihnachten" sprechen dürfen. Welche Bedeutung hat für Sie Weihnachten?

Weihnachten wird bei uns im Islam nicht zelebriert, obwohl die Geburt Jesu für uns ein großes Ereignis ist und wir ihn genauso ehren wie die Christen und die Geburt Jesus im Koran ausführlich beschrieben wird.

Dafür gibt es bei uns andere Feste, die mindestens ebenso groß gefeiert werden. Zum Beispiel das Opferfest. Es ist für alle gläubigen Muslime Pflicht, wenn sie es sich finanziell leisten können, zur Feier des Festes ein Tier zu opfern. Das Fleisch des Tieres sollen sie auch unter den Armen und Hungrigen verteilen.

Wie gestalten Sie die Adventszeit?

Die Adventszeit ist eine ganz gewöhnliche Zeit für mich, aus diesem Grunde gehe ich normal meiner Arbeit und den alltäglichen Dingen nach.

Auf was freuen Sie sich zu dieser Jahreszeit am meisten?

Ich muss gestehen, dass ich mich besonders auf Lebkuchen und den Geruch von Zimt und Mandarinen freue.

Jedes Jahr schlendere ich mit meinen christlichen Freunden durch den Weihnachtsmarkt. Die Dekorationen, die Lichter an den Hausfassaden finde ich besonders schön und obwohl ich selbst kein Weihnachten feiere, entsteht ein besonderes Gefühl der Liebe und Harmonie, wenn ich mit meinen Freunden auf dem Christkindlmarkt stehe.

Meine wundervolle, italienische Schwägerin backt jedes Jahr Makronen. Nichts würde ich gegen ihre hausgemachten Makronen eintauschen.

Wie feiern Sie selbst Weihnachten?

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit gibt es auch bei uns ein großes Familientreffen. Die Feiertage sind für uns Muslime eine gute Gelegenheit beisammen zu sitzen. Wir unterhalten uns, essen Fisch oder Lammgerichte. Als Vorspeise gibt es immer Mantu – gefüllte Teigtaschen. Als Hauptspeise oft Kabuli-Palau – Reis mit Rosinen, Karotten, Mandeln, dazu unzählige Beilagen wie Kartoffeln und Spinat. Und natürlich dürfen die Mandarinen und Lebkuchen als Nachspeise nicht fehlen. Oder Spekulatius – Als Kind habe ich die Kekse immer Spartakus gennant 🙂

Was ist Ihre schönste weihnachtliche Erinnerung?

Vor vielen Jahren war ich zur Weihnachtszeit in Ägypten und zum ersten Mal sah ich den Weihnachtsmann auf einen Kamel reiten. Das fand ich besonders nett und ich muss gestehen, dass ich nicht aufhören konnte zu lachen. Da sitzt man selbst auf einen Kamel und begegnet dem braungebrannten, schwitzenden Weihnachtsmann in der prallen Sonne. Sofort habe ich die Gelegenheit beim Schöpf gepackt und ihn gefragt, ob er denn schon in Afghanistan war, um den armen Kindern zu beschenken. 🙂

Vielen Dank Frau Pavo für die wirklich interessanten Einsichten in eine andere Art der Advents- und Weihnachtszeit. Wir wünschen Ihnen schöne und gesprächsreiche Feiertage und "leckere" Makronen. 🙂

 

Das Gespräch führte Oliver Foitzik (Herausgeber AGITANO).

 

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