Zeitarbeit: Geschäftserwartungen im Sinkflug: DIHK warnt vor weiterer Reglementierung der Branche

Steigende Arbeitskosten und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen stellen die Zeitarbeit hierzulande vor neue Herausforderungen. Das zeigt eine Sonderauswertung der Herbst-Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

„Die Betriebe der Zeitarbeit blicken pessimistischer in die Zukunft“, fasste Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer, die Ergebnisse der Untersuchung gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ zusammen. „Über 40 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage – im Frühsommer waren es lediglich 13 Prozent.“

Als Gründe hierfür nannte er neben der allgemeinen Konjunkturabschwächung und den mit der Euro-Schuldenkrise einhergehenden Unsicherheiten insbesondere die neuen Lohnzuschläge und politische Faktoren.

„Sechs von zehn Unternehmen der Branche sehen in den steigenden Arbeitskosten derzeit eine Gefahr für ihre wirtschaftliche Entwicklung“, so Dercks. Im Frühsommer des Jahres habe das „nur“ für 48 Prozent zugetroffen, vor einem Jahr noch für 37 Prozent. In der Gesamtwirtschaft sähe lediglich jeder dritte Betrieb dieses Risiko.

„Eine Ursache für den deutlichen Anstieg und die Befürchtungen in der Arbeitnehmerüberlassung dürften die ab November vielfach anstehenden Branchenzuschläge sein, die zum Beispiel in der Metall- und Elektroindustrie fällig werden“, erläuterte der DIHK-Vizehauptgeschäftsführer. „Dann steigen für Zeitarbeiter ab einer Beschäftigungsdauer von sechs Wochen in einem Betrieb mit der Einsatzzeit auch die Zuschläge auf bis zu 50 Prozent.“

Vor dem Hintergrund politischen Drucks und einer möglichen gesetzlichen „Equal Pay“-Regelung hätten sich Tarifpartner auf diese Lösung geeinigt. „Das ist im Zweifel positiv für das Ansehen der Branche“, gab Dercks zu bedenken. „Aber auf die Entleihbetriebe kommen dadurch höhere Kosten zu. Und es lässt sich nicht ausschließen, dass sie diese flexible Beschäftigungsform dann weniger nutzen und stattdessen Teile der Produktionskette ins Ausland verlagern.“

Entsprechend beobachteten die Unternehmen im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung die aktuelle Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen besonders skeptisch. „58 Prozent sehen darin ein Geschäftsrisiko“, so Dercks, „während es branchenübergreifend 42 Prozent sind.“

Die verhaltenen Geschäftserwartungen der Branche blieben nicht ohne Folgen für die Beschäftigung im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung, führte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer weiter aus. Jedes dritte Unternehmen rechne damit, Personal abbauen zu müssen.

„Gerade für Arbeitslose und Geringqualifizierte sinken dadurch Jobchancen“, kritisierte Dercks. „Denn die Zeitarbeit bietet insbesondere ihnen die Gelegenheit zum Einstieg in Arbeit. Mehr als 60 Prozent der Zeitarbeiter waren vor dieser Beschäftigung ohne Job. Fast jeder Dritte hat keine Berufsausbildung, während der Anteil in der Wirtschaft insgesamt mit 13 Prozent nicht mal halb so hoch ist.

Zeitarbeit sei eine wichtige Möglichkeit für Unternehmen, flexibel auf Auftragsschwankungen zu reagieren, und eröffne Arbeitslosen gute Einstiegschancen. „Die Beschäftigungsform der Arbeitnehmerüberlassung ist Bestandteil des deutschen Arbeitsmarktes“, so Dercks, „sie darf nicht als ‚prekär‘ verteufelt und durch neue gesetzliche Vorgaben eingeschränkt werden.“

Die Sonderauswertung „Zeitarbeit vor neuen Herausforderungen“ mit weiteren Details zum Download.

Quelle: DIHK

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