Zugang zu Rohstoffen für die deutsche Wirtschaft verbessern und bezahlbar halten

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat mit der Deutschen Rohstoffagentur (Dera) eine Kooperationsvereinbarung getroffen, um die sichere, bezahlbare und umweltfreundliche Versorgung deutscher Unternehmen mit Rohstoffen sicherzustellen und zu fördern.

Als zentrale Informations- und Beratungsplattform für mineralische und Energierohstoffe unterstützt die Dera die deutsche Wirtschaft bei der Sicherung der Rohstoffversorgung – dies reicht von Beratungsangeboten bis hin zu konkreten Explorationsprojekten im Ausland sowie Hilfe und Unterstützung für Unternehmen bei dem direkten Zugang an die Quellen.

In der Kooperationsvereinbarung verpflichten sich nun die Rohstoffagentur und der DIHK in seiner Funktion als Dachorganisation der deutschen Industrie- und Handelskammern (IHKs) und als Koordinator des weltweiten Netzwerks der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) zur gegenseitigen Information und Unterstützung im In- und Ausland.

So sollen besispielsweise bundesweit die IHK-Veranstaltungen und Aktivitäten zur Information und Beratung der deutschen Wirtschaft zur Rohstoffversorgung ausgebaut werden. Auf internationaler Ebene geht es insbesondere darum, den Rohstoffzugang für die deutsche Wirtschaft zu erleichtern und allgemein den Zugang zu den internationalen Rohstoffmärkten und insbesondere den Quellen zu verbessern

Hintergrund

Die staatliche KfW hat Ende 2011 eine Studie über die Risiken der Versorgung Deutschlands mit mineralischen Rohstoffen (Metalle, Industriemineralien, Steine und Erden) unter Berücksichtigung der weltweit steigenden Nachfrage durch Zukunftstechnologien herausgegeben. Darin werden 52 Rohstoffe hinsichtlich ihrer Risiken für die Rohstoffversorgung und der Verletzbarkeit der deutschen Wirtschaft bei Eintritt einer Versorgungsstörung analysiert. Bei insgesamt 13 bedeutenden mineralischen Rohstoffe wird die Versorgungslage als kritisch eingestuft. Eine Verknappung würde die deutsche Wirtschaft substanziell schädigen und die Entwicklung von Zukunftstechnologien (z. B. Elektromobilität, Informations- und Kommunikationstechnik) beeinträchtigen, die u.a. auch für die Energiewende benötigt werden. Unternehmen wird in der Schlussfolgerung empfohlen, Strategien für nachhaltige Rohstoffsicherung und vor allem auch Ressourceneffizienz zu entwickeln.

Die Handelskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) hat Ende März 2012 die Struktur der Rohstoffspekulation untersucht. Das Ergebnis: Hochfrequenzhandel und Börsenspekulation verzerren den Rohstoffmarkt und sind Preistreiber zulasten der Realwirtschaft. Geld wird aus dem Wirtschaftskreislauf abgezweigt und in die Taschen der Spekulanten umgeleitet. Die DIHK hatte zuvor bereits die Auswirkungen der Rohstoffspekulation auf die deutsche Wirtschaft berechnet: Für die deutschen Unternehmen bedeutet allein die Spekulation mit Rohstoffen auf den ungenügend regulierten Finanzmärkten rohstoffbezogene Mehrausgaben von rund 30 Milliarden Euro im Jahr 2010 – die Spekulationssumme hat sich nach Informationen des WDR-Magazins „Monitor“ allein im Jahr 2008 um 600% vervielfacht.

Insgesamt waren die Rohstoffe laut dem Rohstoffpreisindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) im Jahr 2011 so teuer wie nie zuvor. Auf das Jahr gerechnet verteuerten sich die in dem Index gelisteten Rohstoffe um 12,4% ohne Energie und um 22,4% inklusive der energetischen Rohstoffe (in US-Dollar gerechnet: 18% und 28,6%). Die Erklärung des HWWI ist ein Schlag in das Gesicht realwirtschaftlich tätiger Unternehmer und der Verbraucher, die beide die steigenden Kosten (und damit die Spekulationsgewinne) finanzieren müssen: „Durch die niedrigen Zinsen der Notenbanken, besonders der Fed, stand Anlegern und Hedgefonds viel Liquidität zur Verfügung, die zur Portfoliodiversifikation und Inflationsabsicherung in Rohstoffe investiert wurden.“

Als Antwort gaben Anfang Februar 2012 zwölf deutsche Großkonzerne unter Federführung des BDI bekannt, ein gemeinsames, schlagkräftiges Rohstoffunternehmen zu gründen. Sie wollen nicht länger von Rohstofflieferungen abhängig sein, sondern über ein Gemeinschaftsunternehmen direkt an die Quellen vorstossen. Der „Allianz zur Rohstoffsicherung“ gehören derzeit Aurubis, BASF, Bayer, BMW, Chemetall, Daimler, Evonik Industries, Georgsmarienhütte Holding, Bosch, Stahl-Holding-Saar, ThyssenKrupp und Wacker Chemie an. Bereits am 4. Oktober 2010 war die deutsche Rohstoffagentur gegründet worden. Damit sollen Großkonzerne wie auch KMUs in vielfältiger Weise unterstützt werden, ihre Rohstoffbezugsquellen zu diversifizieren. Parallel hierzu findet eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Auswärtigem Amt und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung statt, um bilaterale Rohstoffpartnerschaften mit rohstoffreichen Partnerländern zu fördern. Zudem sollen auch die Rohstoffeffizienz und das Recycling gefördert und optimiert werden.

(mb)

 

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