Zur Euro-Rettung auch die „privaten Gläubiger“ heranziehen – Interview mit Holger Harmsen

Am Montag, 12. Dezember 2011, haben wir im Beitrag "EU-Gipfel nicht der große Wurf, aber ein Schritt in die richtige Richtung" über die Ergebnisse des EU-Gipfels vom 08./09. Dezember 2011 berichtet. In diesem Zusammenhang haben wir Holger Harmsen, Geschäftsführer der DML Leasing GmbH & Co. KG und Mitglied der Mitgliedervertreterversammlung im Deutscher Mittelstands-Bund e.V. (DMB), zu seiner Meinung befragt.

 

Herr Harmsen, auf dem EU-Gipfel am Freitag wurden eine stärkere Integration der Mitgliedsstaaten und eine strengere Haushaltsdisziplin beschlossen, um eine Stabilitätsunion zu erreichen. In wie weit profitieren Sie und Ihr Unternehmen bislang schon von dem europäischen Binnenmarkt und der Gemeinschaftswährung?

Als mittelständisches Leasingunternehmen mit Sitz in Deutschland richtet sich unser Fokus ausschließlich auf gewerbliche Kunden innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Der EG-Vertrag verbietet jegliche Einschränkung des freien Kapitalverkehrs und des Zahlungsverkehrs. EU Bürgern und Unternehmen soll ermöglicht werden unbeschränkt Kredite im europäischen Ausland aufzunehmen oder Geld in anderen Ländern zu investieren. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus. Es existiert eine große Diskrepanz zwischen dem Wunsch eines freien Kapitalmarktes und dessen tatsächlicher Umsetzung. Als ausschließlich in der Bundesrepublik tätiges Leasingunternehmen finden wir keine Refinanzierungsbank im europäischen Ausland. So gesehen profitieren wir von dem europäischen Binnenmarkt und seiner Gemeinschaftswährung bisher noch nicht.

Können Sie sich überhaupt noch eine Rückkehr zu nationalstaatlichen Kleinkrämerei innerhalb Europas vorstellen? Und was wäre die Konsequenz der Rückkehr für Sie?

Eine Rückkehr kann ich mir nicht mehr vorstellen. Allerdings wünsche ich mir zukünftig, dass die EZB als supranationale Institution ihrem Auftrag als gemeinsame Währungsbehörde besser nach kommt. Vielleicht wäre es auch für Europa besser, eine einzige Zentralbank, wie die amerikanische Fed, zu installieren, die vor allem für Wachstum und Inflationsbekämpfung zuständig ist, ohne das System der europäischen Zentralbanken.

Was muss aus Ihrer Sicht konkret gemacht werden, damit die EU-Krise überwunden wird?

Ich fände es richtig, wenn zur Euro-Rettung auch die „privaten Gläubiger“, also die Finanzbranche herangezogen würde. Stattdessen sollen die Notenbanken und der IWF die Hilfen geben – mit anderen Worten der Steuerzahler. Richtig wäre es, diese „privaten Gläubiger“ die Finanzakteure mit ihren eigenen Analysten massiv zu beteiligen.

Vielen Dank für das Gespräch Herr Harmsen.

 

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber AGITANO).

 

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