… aus der Kolumne "Musik als Inspirationsquelle für unternehmerisches Zusammenspiel – Motivation und Teambuilding durch die Metapher Musik" mit Richard de Hoop.
Hörner drängen sich nicht vor. Das Horn agiert gerne hinter den Kulissen. Hörner lieben es, aus der zweiten Reihe heraus die Fäden zu ziehen. Diese Fäden ziehen sie dann mit Präzision und extremer Genauigkeit. Hörner übersehen nichts. Wenn sich in Präsentationen oder logistische Prozesse Fehler oder Unlogik einschleichen, ist es mit Sicherheit der Horn-Mitarbeiter, der diese sofort erkennt und anspricht. Ihre Liebe und Hinwendung zum kleinsten Detail ist legendär. Kleinigkeiten der Planung überlasse man ruhig den Hörnern, dort sind sie in den besten Händen. Dabei sind Hörner keineswegs langweilig. Sie sind ruhig, aber sehr vielschichtig. Das kommt von ihrem phänomenalen Bauchgefühl. Dadurch sind Hörner nicht nur extrem präzise, sie haben auch die wunderbare Fähigkeit, im Voraus und in die Zukunft zu denken und zu handeln. Bei Projekten bauen sie automatisch Plan B und manchmal auch noch C ein, weil sie einen Radar zu haben scheinen, der ihnen schon im Voraus die möglichen Schwachstellen eines Projektes eingibt. Und vor allem sorgen sie dafür, dass Projekte tatsachlich beendet werden. Da, wo andere Instrumente oder Teammitglieder schon wieder an neue Projekte denken, konzentriert sich das Horn auf das Beenden des aktuellen Projekts.
Das Horn im Team
Das Horn im Team ist an sich unauffällig. In Meetings ist es meist ruhig. Aber, es hört zu. Registriert mental alles. Nichts entgeht ihm. Während die "lebendigeren" Teammitglieder lauthals durcheinander reden und sich über Projekte erregen, ist das Horn geistig bereits bei der präzisen Umsetzung. Als genialer Vorarbeiter rattert es im Hornschen Hirn schon während der Besprechung. Dann geht es aus dem Meeting, beginnt die Planung und macht sich auch ein wenig Sorgen betreffend der Umsetzung in die Praxis. "Können wir das überhaupt, reicht uns die Zeit, haben wir genügend Ressourcen usw." Bei der Umsetzung von Projekten ist der Horn-Mitarbeiter ein fairer und rücksichtsvoller Teamspieler. Außer, etwas geht nicht so wie geplant. Denn: Hörner wünschen sich nur eines: Dass alles geregelt abläuft, genau nach Plan, nämlich nach dem ihren. Wenn dann einmal etwas nicht so funktioniert weil z. B. charakterlich unterschiedliche Instrumente im Team nicht richtig kommuniziert haben, flippt das Horn aus. Das ist so ziemlich die einzige negative Eigenschaft, die es hat. Aber es sieht einfach das große Ganze und will immer nur das Beste für das Team und das Unternehmen. Teams, die auf Ihre Hörner hören, deren intuitives Bauchgefühl nicht belächeln und abwinken, werden sehr erfolgreich sein. Wenn ein Horn sagt "ich spüre, hier müssen wir noch daran arbeiten, einen Ersatzplan entwickeln", bitte hinhören. Hörner wissen so etwas einfach, irren sich nie.
Führungskräfte können sich glücklich schätzen, ein oder mehrere Hörner dabei zu haben. Sie können alle Details ruhig in deren Hände legen. Die Horn-Mitarbeiter werden sie nicht enttäuschen. Das ist besonders wichtig, wenn Trommeln im Team sind, z. B. als Teamleader. Trommeln preschen nach vorne, für sie ist alles möglich, sie lieben es Risiken einzugehen – ein Horn mag das überhaupt nicht gerne – sie sehen nur das Ziel, nie den Weg dorthin und schon gar nicht die Stolpersteine, die auf dem Weg liegen mögen. Wenn sich hier nun auch noch die Visionäre, nämlich die Gitarren, mit dem Horn verbinden, wird das enthusiastische Ziel genau definiert und das verlässliche Horn räumt den Weg dahin frei. Das ist eine perfekte Ergänzung, denn das Horn alleine hätte niemals an diese neue, innovative Idee gedacht und die Trommeln und die Gitarren alleine kämen niemals dahin. So entstehen Traumpaare im unternehmerischen Teamalltag.
Das Horn als Boss
Hörner sind dadurch, dass sie die zweite Reihe lieben, das Arbeiten hintern den Kulissen bevorzugen, nicht so oft ganz weit oben in Führungspositionen zu finden. Sie drängen sich nicht vor, preisen ihre Erfolge nicht an und werden daher oft in den unterstützenden Stabstellen belassen, für die sie ja auch wirklich geeignet sind.
Wenn ein Horn aber Boss wird, hat das Team einen verlässlichen Partner an der Seite. Manche der Teammitglieder werden mit der "planenden" und vorsichtigen Art des Horns ein wenig ihre Schwierigkeiten haben oder das "Bauchgefühl" des Horns nicht nachvollziehen können. Insgesamt wird das Team aber feststellen, dass unter Horn-Führung die Dinge einfach funktionieren und eine gute Struktur entsteht. Auch als Führungskraft braucht das Horn die manchmal schrille Trompete um sich, damit der kreative, spontane, sorglose, innovative Teil des Führens, neue Visionen und Ziele, nicht vernachlässigt werden. Wenn diese beiden sich aufeinander einlassen und gemeinsam agieren, kann ein Unternehmen ungeahnte Erfolge erreichen, da sich Vision, Enthusiasmus und Optimismus mit Struktur verbindet und dadurch zu konkreten Ergebnissen führt.
Eine sehr interessante intellektuelle Hornpersönlichkeit ist z. B. Herman van Rompuy, der Vorsitzende des europäischen Rates. Er war schon immer, auch im belgischen Parlament, derjenige, der versucht hat, alle vorhandenen Projekte erfolgreich zu Ende zu bringen und durchzusetzen, anstatt ständig neue Projekte zu beginnen. Vom Auftritt her ist er sehr ruhig und überlegt, bevor er sich äußert. Ein englischer Journalist hat einmal über ihn geschrieben "Wenn jemand im belgischen Parlament überlebt (Anmerkung: das mit komplexeste parlamentarische System in Europa), ist er durchaus in der Lage, auch die EU zusammen zu halten." Besser kann man die Horn-Qualität nicht ausdrücken.
Wenn Sie feststellen wollen, wie viel Hornanteil Sie haben, sagt Ihnen das mein Orchesterspiel: Laden Sie Ihre Mitarbeiter und Kollegen ein, den Fragebogen ebenfalls zu machen und verstehen Sie, wie das Orchester in dem Sie mitspielen, wirklich aufgestellt ist!
Im nächsten Beitrag geht es um eine enthusiastische und optimistische Entdeckerin im Team: Die glanzvolle Trompete.