Ackermann beugt sich Kritik und Vorwürfen und verzichtet auf Aufsichtsrat

Der im Mai 2012 scheidende Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann wechselt nun doch nicht im Anschluss in den Aufsichtsrat der Bank. Aus der offiziellen Begründung der Deutschen Bank heißt es: „die extrem herausfordernden Verhältnisse auf den internationalen Finanzmärkten und im politisch-regulatorischen Umfeld“ würden Ackermanns „volle Aufmerksamkeit als Vorsitzender des Vorstands der Bank“ beanspruchen. Darum könne er sich nicht angemessen auf den geplanten Wechsel als Vorsitzender des Aufsichtsrats vorbereiten.

Für den überraschenden Abgang Ackermanns gibt es jedoch noch eine weitere Lesart: In dem seit Jahren schwelenden Prozess zwischen der Deutschen Bank und der Kausa Leo Kirch gab es eine neue Wendung: Hintergrund des Prozesses ist eine unbedachte Aussage des damaligen Deutsche Bank Chefs Breuer über die Bonität von dem damaligen Firmenimperium Leo Kirchs. Kirch bekam daraufhin keine Kredite mehr von Banken und machte die Deutsche Bank für die Indiskretion verantwortlich und forderte Schadensersatz. Die Deutsche Bank hatte sich jedoch stets vor einem Eingeständnis gedrückt. Den aussagenden Führungskräften der Deutschen Bank, darunter Ackermann, wurden nun versuchter Prozessbetrug und Falschaussagen vorgeworfen. In diesem Zusammenhang wurden die Vorstandsbüros sowie die Rechtsabteilung in der Frankfurter Konzernzentrale durchsucht, Unterlagen beschlagnahmt und Gespräche mit zahlreichen Bankvertretern geführt. Die Deutsche Bank weist die Vorwürfe als haltlos von sich. Laut Kirch-Anwalt Peter Gauweiler pfeife die Gegenseite allerdings bereits „aus dem allerletzten Loch“.

Bereits im April 2011 hatte das Oberlandesgericht München der Deutschen Bank empfohlen, 775 Millionen Euro an den im Sommer verstorbenen Leo Kirch und seine früheren Unternehmen zu zahlen, um die Rechtsstreitigkeiten außergerichtlich beizulegen. Es gebe eine Reihe von Indizien, so das Gericht, die eine „vorsätzliche sittenwidrige Schädigung“ Kirchs belegen würden. Die Richter begründeten ihre Empfehlung damit, dass eine Haftung wegen der Indiskretion aufgrund von Interna, die in dem Interview 2002 ausgeplaudert wurden, „ernsthaft in Betracht“ komme.

Gut möglich also, dass die Argumentation, Ackermann habe derzeit so viel mit den Finanzmärkten zu tun, nur eine vorgeschobene Ausrede ist, um die Personalie Ackermann ad acta legen zu können. Als künftiges Aufsichtsmitglied wird nun Allianz-Vorstand Paul Achleitner vorgeschlagen, der dann auch für die Wahl zum Aufsichtsratschef vorgeschlagen werden soll.

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