… aus der zweiwöchentlichen Kolumne „Anders denken“ von Nicola Fritze.
Kennen Sie das? Sie starren auf ein leeres Word-Dokument. Das einzige, was sich bewegt, ist der blinkende Cursor auf dem Bildschirm. Im Kopf tut sich gar nichts, und das schon seit Minuten. Ihnen will einfach nichts einfallen – Schreibblockade! Da liegt es doch nahe, erst einmal den Schreibtisch aufzuräumen. Oder einen Freund anzurufen. Oder die Küche zu putzen. Hauptsache, Sie entkommen Ihrer eigenen Ideenlosigkeit…
Solche Schreibblockaden sind meist das Ergebnis von Aufschieberitis. Eine Aufgabe steht an, auf die man nicht so richtig Lust hat oder vor der man ein bisschen Angst hat. Zum Beispiel ein Bericht für den Abteilungsleiter, ein Konzept für einen Kunden oder eben eine Hausarbeit. Man schiebt diese Aufgabe so lange vor sich her, bis man wirklich loslegen MUSS. Denn der Abgabetermin für diesen elenden Text rückt näher! Schon wenn man sich vor den Computer setzt, ist man verspannt. Zu der Unlust, die ohnehin schon da war, kommen nun auch noch Stress und Zeitdruck. Folgerichtig verkrampft der Körper, und der Geist gleich mit.
Aufschieben entspannt nicht sondern stresst
Kein Wunder, dass hier keine Kreativität entsteht! Ganz klar, dass man dem Stress erst mal entkommen will, indem man die Aufgabe noch weiter aufschiebt. Aber helfen tut das alles nichts. Ganz im Gegenteil: Aufschieber sind, entgegen dem gängigen Klischee, keine entspannten Zeitgenossen. Ganz im Gegenteil: Sie sind schrecklich gestresst von all den aufgeschobenen Dingen, die ihnen im Nacken sitzen. Denn Aufschieber entscheiden sich ja nicht, Aufgaben nicht zu erledigen. Sie schieben sie einfach nur vor sich her – und belasten den Alltag so mit vielen kleinen zusätzlichen Sorgen und immer wachsendem Druck.
In einem Artikel habe ich ein Projekt entdeckt, das einen spannenden Lösungsansatz für solche Situationen bietet. Die Uni Jena organisiert für ihre Studierenden eine „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“. Hier treffen sich von der Aufschieberitis Infizierte. Ein Professor gibt ihnen mit seinem Team praktische Anweisungen, wie sie den Schreibprozess besser gestalten können. Und danach wird zusammen in der Bibliothek geschrieben. Wenn es sein muss bis spät in die Nacht.
Der Lösungsansatz der Uni Jena ist gut, weil er die Studierenden aus ihren Gedankenschleifen holt und ins Handeln bringt. Sie verstecken sich nicht mehr am eigenen Schreibtisch, wo Ablenkung immer nah ist. Sondern sie setzen sich zusammen und konfrontieren ihre eigene Aufschieberei. Durch professionelle Tips gelingt es, hilfreiche Zugänge zur anstehenden Aufgaben zu finden. Das ist oft leichter, als man denkt. Nur braucht es eben manchmal gute Ideen von Außenstehenden, um den eigenen Handlungsmustern zu entkommen. Und das gelingt in einer Arbeitsatmosphäre mit anderen natürlich viel leichter, als wenn jeder für sich mit dem leeren Bildschirm kämpft.
Sie können die Arbeitsblockade der Studierenden mit beinahe jedem anderen Aufschieberitis-Symptom ersetzen. Wenn Sie schon seit Wochen joggen gehen wollen, ohne es zu tun: Suchen Sie sich Gleichgesinnte! Zu zweit werden Sie Ihre Aufschieberitis-Infektion sehr viel leichter besiegen, als wenn Sie es alleine probieren. Wichtig ist nur, dass Sie umdenken. Die meisten Dinge sind nie so schlimm, wie man sie sich vorstellt. Sprich: einfach handeln. Dann ist auch die unangenehmste Aufgabe erledigt. Das geht, wie man am Beispiel Jena sieht. Wenn es sein muss, eben mitten in der Nacht.
Ihre Nicola Fritze
Zur Autorin:
Nicola Fritze ist Deutschlands Motivationsfrau. Mit ihrem Motto „Anders denken – anders handeln“ begeistert die Trainerin und Rednerin jährlich tausende von Menschen.
Ihre zwei Podcasts „Das Abenteuer Motivation“ und „Der Fritze-Blitz“ zählen zu den erfolgreichsten Podcasts zum Thema Motivation und Persönlichkeitsbildung. Ihre Hörsendungen erreichen mehr als 30000 Hörerinnen und Hörer.
Anfang 2011 erschien ihr neues Buch „Raus aus der Grübelfalle Wie Sie Ihre Denkgewohnheiten ändern und Ihre Persönlichkeit gezielt weiter entwickeln“. Hierin zeigt Nicola Fritze augenzwinkernd auf, wie wir mit Hilfe des Konzepts der inneren Stimmen handeln, statt immer nur zu grübeln.
Mehr über die Motivationsfrau erfahren Sie unter www.nicolafritze.de.