Aus­führ­liche Ergeb­nisse zur Wirt­schafts­leis­tung im 2. Quar­tal 2012

Inhaltsverzeichnis

Die deutsche Wirtschaft erweist sich als widerstandsfähig, auch wenn das Wachstumstempo etwas abgenommen hat: Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) bereits in seiner Schnellmeldung vom 14. August 2012 mitgeteilt hat, ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2012 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – gegenüber dem Vorquartal um 0,3 % gestiegen. Zum Jahresbeginn 2012 hatte das BIP um 0,5 % zugelegt.

Positive Impulse kamen im Vorquartalsvergleich (preis-, saison- und kalenderbereinigt) von den Exporten: Im zweiten Quartal 2012 wurden 2,5 % mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als in den ersten drei Monaten des Jahres. Im selben Zeitraum stiegen die Importe mit + 2,1 % etwas weniger stark. Dadurch stützte der Außenbeitrag – also die Differenz aus Exporten und Importen – das Bruttoinlandsprodukt mit einem rechnerischen Wachstumsbeitrag von 0,3 %-Punkten.

Aus dem Inland kamen im Berichtsquartal unterschiedliche Signale. Sowohl die privaten (+ 0,4 %) als auch die staatlichen Konsumausgaben (+ 0,2 %) waren höher als im Vorquartal. So konnte der gleichzeitige Rückgang der Investitionen weitestgehend kompensiert werden: In Bauten wurde 0,3 % weniger investiert als im ersten Quartal 2012, in Ausrüstungen – darunter fallen hauptsächlich Maschinen und Geräte sowie Fahrzeuge – sogar 2,3 % weniger. Damit waren die Ausrüstungsinvestitionen bereits das dritte Quartal in Folge rückläufig. Daneben fand ein geringfügiger Vorratsabbau statt, der das Wirtschaftswachstum etwas dämpfte (– 0,1 %-Punkte).

Auch insgesamt hatte die inländische Verwendung einen leicht negativen Effekt auf das BIP von rechnerisch – 0,1 %-Punkten.

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Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Vorjahresvergleich:

Auch im Vergleich zum Vorjahr ist die Wirtschaftsleistung gestiegen: Das preisbereinigte BIP war im zweiten Quartal 2012 um 0,5 % höher als im zweiten Quartal 2011. Der ver­gleichsweise geringe Zuwachs ist unter anderem auf den negativen Kalendereffekt zurückzuführen, da es im Berichtsquartal einen Arbeitstag weniger gab als ein Jahr zuvor. Kalenderbereinigt ergibt sich ein entsprechend stärkerer Anstieg des BIP von + 1,0 %.

Die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2012 wurde nach vorläufigen Berechnungen von rund 41,6 Millionen Erwerbstätigen im Inland erbracht; das waren 514 000 Personen oder 1,3 % mehr als ein Jahr zuvor.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigen, ist im zweiten Quartal 2012 erstmals seit dem Krisenjahr 2009 gesunken (– 0,7 %). Je Erwerbstätigenstunde ging die Arbeitsproduktivität nach ersten vorläufigen Berechnungen um 0,4 % zurück, da je Erwerbstätigen im Durchschnitt etwas weniger gearbeitet wurde als im Vorjahr (– 0,3 %). Hauptursache hierfür war die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geringere Anzahl an Arbeitstagen.

Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche war im zweiten Quartal 2012 um 0,8 % höher als im zweiten Quartal 2011. In den einzelnen Wirtschaftsbereichen war die Entwicklung aber durchaus unterschiedlich: Sämtliche Dienstleistungsbereiche konnten ihre Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahr steigern. Dagegen ging die preisbereinigte Bruttowertschöpfung sowohl im Verarbeitenden Gewerbe (– 1,5 %) als auch im Baugewerbe (– 1,6 %) erstmals seit 2009 zurück.

Auf der Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts kamen die Wachstumsimpulse im zweiten Quartal 2012 auch im Vergleich mit dem Vorjahr überwiegend vom Außenhandel: Es wurden preisbereinigt 4,7 % mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als vor einem Jahr. Die Importe stiegen im selben Zeitraum lediglich um 2,9 %. Dadurch war der Außenbeitrag als Saldo zwischen Exporten und Importen mit + 1,1 %-Punkten der treibende Faktor für den Anstieg des BIP im Vorjahresvergleich.

Aus dem Inland kamen gemischte Signale: Die privaten Konsumausgaben waren preisbereinigt um 0,8 % höher als vor einem Jahr. Der Staat erhöhte seine Konsumausgaben ebenfalls, und zwar um 1,1 %. Dagegen wurde im Vergleich zum Vorjahr sowohl in Ausrüstungen (– 3,1 %) als auch in Bauten (– 1,2 %) weniger investiert als im zweiten Quartal 2011. Der Rückgang der Bauinvestitionen war in erster Linie kräftigen Einbußen beim öffentlichen Bau geschuldet. Lediglich in Wohnbauten wurde wieder mehr investiert als ein Jahr zuvor. Für die inländische Verwendung insgesamt ergibt sich daraus ein preisbereinigter Rückgang von 0,6 % gegenüber dem zweiten Quartal 2011.

In jeweiligen Preisen berechnet war das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2012 um 1,7 % und das Bruttonationaleinkommen um 2,4 % höher als im zweiten Quartal 2011. Das Volkseinkommen, das sich aus dem Arbeitnehmerentgelt und den Unternehmens- und Vermögenseinkommen zusammensetzt, nahm insgesamt um 2,6 % zu. Dabei stieg das Arbeitnehmerentgelt der Inländer um 3,7 %, während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nach ersten vorläufigen Berechnungen lediglich um 0,3 % zunahmen. Die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer waren brutto wie netto um 4,0 % höher als ein Jahr zuvor, da Abzüge – also Sozialbeiträge und Lohnsteuer – in ähnlicher Größenordnung stiegen (+ 4,1 %). Im Durchschnitt je Arbeitnehmer berechnet fiel der Anstieg der Löhne und Gehälter mit + 2,6 % schwächer aus, da auch die Anzahl der Arbeitnehmer im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich zunahm (+ 1,3 %). Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte erhöhte sich um 2,1 % und damit etwa genauso stark wie die privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen (+ 2,2 %). Daraus errechnet sich für die Sparquote der privaten Haushalte im Berichtsquartal ein vorläufiger Wert von 9,9 %; das waren 0,1 %-Punkte weniger als im zweiten Quartal 2011.

Neben der Erstberechnung des zweiten Quartals 2012 wurden – wie jedes Jahr im August – auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse der letzten vier Jahre (ab 2008) überarbeitet und soweit erforderlich revidiert. Darüber hinaus kann es bei saison- und kalenderbereinigten Reihen methodisch bedingt zu geänderten Ergebnissen in der gesamten Zeitreihe ab 1991 kommen.

Wie bereits in der Schnellmeldung vom 14. August mitgeteilt, führte die aktuelle Neuberechnung zu Veränderungsraten der jährlichen und vierteljährlichen Ursprungswerte des BIP, die ab 2010 um bis zu 0,6 %-Punkte von den bisher veröffentlichten Ergebnissen abweichen. Die Veränderungsraten der saison- und kalenderbereinigten Ergebnisse wurden um bis zu 0,3 %-Punkte revidiert. In einzelnen Komponenten des BIP fallen die Korrekturen deutlich größer aus. Insbesondere die Veränderungsraten des BIP für die Quartale und das Jahr 2010, für das nun erstmals Ergebnisse jährlicher Basisstatistiken vorlagen, wurden zum Teil deutlich nach oben korrigiert.

Diese laufenden Revisionen werden routinemäßig durchgeführt, um neu verfügbare statistische Informationen in die Berechnungen einzubeziehen. Die Berechnung des BIP und anderer makroökonomischer Größen wird damit sukzessive auf eine statistisch immer besser fundierte Datenbasis gestellt. Die für eine „finale“ Berechnung der Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) notwendigen Basisstatistiken liegen vollständig spätestens nach vier Jahren vor, sodass erst dann die Ergebnisse endgültig sind und nicht mehr regelmäßig revidiert werden müssen.

Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können auf den Fachbereichsseiten abgerufen werden. In der Fachserie 18 „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen“, Reihe 1.2 „Vierteljahresergebnisse“ sowie Reihe 1.3 „Saisonbereinigte Vierteljahresergebnisse nach Census X-12-ARIMA und BV 4.1“ stehen tiefer gegliederte Ergebnisse zur Verfügung. Diese und weitere Veröffentlichungen sind unter Publikationen erhältlich. Ein ausführlicher Qualitätsbericht – Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen (VGR) (PDF, 202KB) für die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen steht ebenfalls zur Verfügung.

 

 

 

 

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