Baden-Württemberg wird nach den Worten von Gesundheitsministerin Katrin Altpeter von einer starken Hantavirus-Welle heimgesucht. Seit Beginn des Jahres seien landesweit bereits 849 Hantavirus-Infektionen gemeldet worden, davon alleine 69 in der vergangenen und 23 in der laufenden Woche. „Damit zeichnet sich nach den „Hanta-Jahren“ 2007 mit insgesamt 1.090 Fällen und 2010 mit 998 Fällen ein neues Rekordjahr ab“ so die Gesundheitsministerin am Donnerstag (24.5.) in Stuttgart. „Bei warmem, trockenem Wetter ist zu erwarten, dass sich die Infektionswelle in den nächsten Wochen weiter fortsetzt.“
Hantavirus-Erkrankungen verlaufen nach den Angaben der Ministerin meist ähnlich wie Grippe mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. In schweren Fällen könne es auch zu einem vorübergehenden Nierenversagen kommen. Das gemeinsame Auftreten von hohem Fieber, Rücken- und Bauchschmerzen und Problemen beim Wasserlassen könne auf eine mögliche Hantavirus-Infektion hinweisen und sollte beim Hausarzt abgeklärt werden. Bei etwa der Hälfte der gemeldeten Fälle ist eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich.
Hantaviren werden über Rötelmäuse verbreitet, die das Virus über Kot und Urin ausscheiden. Der Mensch infiziert sich über das Einatmen von erregerhaltigem Staub. Ursache für die in diesem Jahr sehr große Rötelmaus-Population ist das hohe Vorkommen an Bucheckern – der Hauptnahrungsquelle der Rötelmäuse – im vergangenen Herbst. Gebiete mit hohem Buchenwaldanteil, so etwa auf der Schwäbischen Alb, sind von Hantavirus-Infektionen daher am stärksten betroffen. Die höchsten Neuerkrankungsraten werden aus den Kreisen Göppingen, Reutlingen, Sigmaringen, Heidenheim und Tübingen gemeldet.
„Wer einer Hantavirus-Infektion vorbeugen will, sollte unbedingt vermeiden, mit Ausscheidungen von Nagern in Kontakt zu kommen“, betonte die Ministerin. Sie wies zugleich darauf hin, dass gegen das Virus keine Impfung zur Verfügung steht.
Besorgte Eltern kann Ministerin Altpeter beruhigen: „Kinder sind eher selten von Hantaviruserkrankungen betroffen“. So wurden seit Einführung der Meldepflicht für Hantavirus-Infektionen im Jahr 2001 in Baden-Württemberg insgesamt 51 Fälle bei Kindern im Alter bis zu 14 Jahren beobachtet, auf Kinder im Alter bis 6 Jahre entfiel davon nur 1 Fall. Es bestehe deshalb kein Grund, mit Kindern auf Spaziergänge oder Wanderungen auf markierten Wald- und Flurwegen zu verzichten. Unterholz und hohes Gras sollten aber allein schon wegen der sich vorzugsweise dort aufhaltenden Zecken gemieden werden.
Zu den Tätigkeiten mit erhöhtem Hantavirus-Infektionsrisiko zählen das Umschichten von Holzstapeln sowie Reinigung, Auf- und Umräumen von Dachböden, Kellern, Garagen und Schuppen. Nagetiere in der direkten Wohnumgebung sollten fachkundig bekämpft und Vorkehrungen gegen das Eindringen getroffen werden. Nahrungsmittel sowie -reste sollten möglichst unzugänglich aufbewahrt werden. Beruflich gefährdet können Beschäftige in der Forstwirtschaft und im Bauwesen sein. Die Fachleute raten dazu, Staub vor Reinigungsarbeiten durch Befeuchten zu binden und die Flächen mit einem handelsüblichen Desinfektionsmittel einzusprühen. Zusätzlichen Schutz bieten Staubschutzmasken.