Bio-Lebensmittel: 10 Jahre Ökomonitoring in Baden-Württemberg

Als einstiges Nischenprodukt liegen Bio-Lebensmittel heute auch in Baden-Württemberg voll im Trend: Zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger kaufen regelmäßig Produkte aus ökologischem Anbau. Die baden-württembergische Lebensmittelüberwachung hat darauf reagiert und führt mit dem Ökomonitoring eine bundesweit einzigartige Kontrolle von Bio-Produkten durch. „Gerade im Bio-Bereich ist das Verbrauchervertrauen ein hohes Gut. Deswegen untersuchen wir mit dem Ökomonitoring gezielt und kontinuierlich Bio-Lebensmittel, um die Qualität der Produkte zu prüfen, Verbrauchertäuschungen vorzubeugen und mögliche Schwachstellen aufzudecken. Die Bilanz unserer umfangreichen Untersuchungen kann sich sehen lassen: Bio-Produkte haben zu Recht einen guten Ruf. Die Öko-Qualität stimmt ganz besonders im Hinblick auf Pestizide, Schimmelpilzgifte und gentechnische Verunreinigungen. Nach zehn Jahren können wir auch feststellen, dass die Öko-Branche in der Summe sehr gut arbeitet und auf die wenigen Missstände schnell reagiert hat“, sagte der baden-württembergische Verbraucherminister Alexander Bonde in Stuttgart bei der Vorstellung des Ökomonitoring-Berichtes 2011 und der Jubiläumssonderausgabe „10 Jahre Ökomonitoring“.

In den letzten zehn Jahren wurden im Rahmen des Ökomonitorings rund 8.000 als „Bio“ vermarktete Lebensmittel auf verschiedene Inhaltsstoffe, Bestrahlung, gentechnische Verunreinigungen, Schimmelpilzgifte, Rückstände und Umweltkontaminanten untersucht und mit konventioneller Ware verglichen.

Keine Pestizide in Obst und Gemüse: Beste Noten für Bio-Erzeuger

Insgesamt wurden in den letzten zehn Jahren rund 4.500 pflanzliche Lebensmittel aus ökologischem Anbau im Ökomonitoring auf Pflanzenschutzmittel untersucht. Trotz stetiger Erweiterung des Untersuchungsspektrums – von rund 200 Wirkstoffen im Jahr 2002 auf aktuell über 600 Pflanzenschutzmittelwirkstoffe – und zunehmender Risikoorientierung bei der Probenahme sind die ohnehin geringen Rückstände im Trend noch weiter zurückgegangen. „Gegenüber konventioneller Ware weist Bio-Obst und -Gemüse im Schnitt einen 180-fach niedrigeren Gehalt an Pestiziden auf. 95 Prozent und damit der Großteil der Stichproben im Handel führen das Bio-Siegel zu Recht“, sagte Bonde. Aufgrund der gezielten Probenahme, die sich auf Erfahrungswerte und Verdachtsmomente stütze, liege der Anteil einwandfreier Ware noch höher. Nur fünf Prozent der Bio-Lebensmittel enthielten Rückstände an Pflanzenschutzmitteln, die auf Grund von Art und Menge der Wirkstoffe auf eine unzulässige Behandlung mit Pestiziden oder eine Vermischung mit konventioneller Ware hinweisen. Wurden Rückstände in Öko-Ware festgestellt, handelte es sich meist nur um Rückstände einzelner Wirkstoffe, deren Gehalte im Spurenbereich unter 0,01 mg/kg lagen – an diesem strengen Orientierungswert muss sich Öko-Obst und -Gemüse messen lassen.

Heimische Bio-Produkte schlagen Importwaren

„80 Prozent der baden-württembergischen Verbraucherinnen und Verbraucher würden gerne mehr Bioprodukte aus der Region kaufen. Die Waren aus einheimischer Produktion reichen aber bei weitem nicht aus – mit der Folge, dass jede zweite Bio-Möhre importiert werden muss“, betonte Bonde. Dies gelte auch für viele andere Bio-Produkte, die aus verschiedenen Ländern nach Deutschland importiert werden. „Dass die Menschen zu Recht heimische Bio-Produkte verlangen, zeigt auch unser Ökomonitoring: Nur zwei Prozent der Obst- und Gemüseproben von deutschen Bio-Erzeugern enthielten Rückstände, die auf eine unzulässige Pflanzenschutzmittelanwendung hinweisen.“ Bei importiertem Bio-Obst und -Gemüse wurden dagegen teilweise deutlich höhere Beanstandungsquoten festgestellt (durchschnittlich 5,8 Prozent), wie die Betrachtung der Beanstandungen nach Herkunftsländern zeige.

„Aus Sicht der Landesregierung liegt hier eine Marktnische für unsere heimischen Erzeuger. Damit diese ihre Chancen ergreifen können, unterstützt das Land den Umstieg auf ökologischen Landbau mit einer speziellen Förderung und einem Aktionsplan ‚Bio aus Baden-Württemberg‘“, so Bonde.

Dioxine in Eiern unauffällig – Hintergrundbelastung fallend – Erzeuger gefordert

Hühner in Freilandhaltung können durch Picken im Boden Spurenanteile an Dioxinen und dioxinähnlichen polychlorierten Biphenylen (dl-PCB) aufnehmen. „Erfreulicherweise waren die durchschnittlichen Gehalte an Dioxinen und dl-PCB in den letzten Jahren unabhängig von der Haltungsform auf einem niedrigen Niveau, deutlich unterhalb der festgelegten Höchstgehalte und Auslösewerte. Wir stellen hier in den letzten Jahren sogar eine abnehmende Tendenz fest“, so Bonde. Auch im Jahr 2011 lagen die Gehalte an Dioxinen und dl-PCB bei allen 72 untersuchten Hühnereiern unterhalb der zulässigen Höchstgehalte – trotz zunehmender Risikoorientierung bei der Probenahme. „Diese erfreuliche Bilanz ist auch auf die Leistung der baden-württembergischen Lebensmittelüberwachung zurückzuführen, die dieses Feld in den vergangenen Jahren intensiv bearbeitet hat“, betonte Bonde. Gerade die letzten Monate hätten jedoch gezeigt, dass Belastungen in der Umwelt erhöhte Dioxinwerte in Eiern verursachen könnten. „Diese grundsätzliche Problematik bleibt bestehen. Daher wird die Lebensmittelüberwachung weiterhin einen besonderen Blick auf diesen Bereich haben“, kündigte Bonde an. Der Verbraucherminister rief auch die Erzeuger dazu auf, ihre Haltungen nach Risikogesichtspunkten zu überprüfen. Die Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) stelle hierfür eine Checkliste zur Verfügung, die es allen Betrieben ermögliche, ihren Hof ohne teuren Untersuchungsaufwand auf typische Eintragsquellen, wie Telefonmasten oder Brandstellen, zu prüfen.

Problem erkannt & gelöst: Filteranlage verunreinigt Öko-Wein mit Rückständen

Im Jahr 2010 wurde in einigen einheimischen Öko-Weinen Rückstände gefunden, deren Ursache nicht geklärt werden konnte. Aus diesem Grund wurden im Jahr 2011 nochmals gezielt Weine aus ökologisch erzeugten Trauben untersucht. Als eine Ursache für die erneut nachgewiesenen erhöhten Rückstandsgehalte in Bio-Wein konnte die Filteranlage bei der Weinbereitung ermittelt werden. Bio-Wein kann durch Filtration mit einer Anlage, durch die zuvor ein konventioneller Wein lief, mit Rückständen verunreinigt werden – falls keine ausreichende Zwischenreinigung stattgefunden hat. „Durch unsere Untersuchungen konnten wir die Lösung des Problems aufzeigen – eine handelsübliche Reinigung des Filters verhindert die Verunreinigung“, so Verbraucherminister Bonde. Dies betreffe nur Betriebe, die gleichzeitig konventionellen und Bio-Wein herstellen. In reinen Öko-Betrieben seien keine erhöhten Rückstandsgehalte gefunden worden.

Untersuchungsprogramm verbessert die Qualität der Öko-Produkte nachhaltig

„Rückblickend können wir feststellen, dass die Lebensmittelüberwachung mit dem Ökomonitoring viel erreicht hat“, betonte Bonde. Die entdeckten Schwachstellen wurden unverzüglich beseitigt und somit die Qualität der Bio-Produkte nachhaltig verbessert. „Damit Verbraucherinnen und Verbraucher auch zukünftig auf die Qualität von Bio-Produkten vertrauen können und diese das Bio-Siegel zu Recht tragen, werden wir das Untersuchungsprogramm fortsetzen und das Themenspektrum erweitern“, so der Minister abschließend.

Eine Zusammenfassung ausgewählter Ergebnisse ist der beigefügten Anlage zu entnehmen. Den Ökomonitoring-Bericht 2011 sowie die Jubiläumssonderausgabe „10 Jahre Ökomonitoring“ finden Sie hier.

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Ökomonitoring

Während zu Beginn des Ökomonitorings überwiegend landwirtschaftliche Produkte wie Obst und Gemüse im Mittelpunkt standen, wurden – entsprechend dem stetig wachsenden Biosortiment – zunehmend auch verarbeitete Produkte, wie etwa Brot und Wein, einbezogen. Stufenkontrollen und Modellversuche bei Erzeugern und Verarbeitern von Bio-Lebensmitteln, wie beispielsweise in einer Getreidemühle und einem Weingut, trugen zur Aufklärung festgestellter Kontaminationswege und deren zukünftiger Vermeidung bei. Mit diesem umfassenden Ansatz wird auf hohem wissenschaftlichen Niveau und mit einer ständigen Anpassung des Programms an aktuelle Gegebenheiten ein breites Spektrum an Lebensmitteln, Untersuchungsparametern und Verarbeitungsschritten abgedeckt.

Risikoorientierte Probenahme und Untersuchung steht für eine gezielte Probenplanung anstelle des Zufallsprinzips. Die Lebensmittelüberwachung konzentriert sich bei allen Produkten auf solche Proben, bei denen Verstöße gegen das Lebensmittelrecht vermutet werden. Hierzu tragen Erfahrungen und detektivisches Gespür der Sachverständigen und Lebensmittelkontrolleure, aber auch Informationen von anderen Behörden, bei.

Beanstandungen nach Herkunftsländern (2002-2011):

Herkunftsland: Probenzahl / Beanstandete Proben (1) [%]
Deutschland: 1115 / 2,0 %
Italien: 672 / 9,2 %
Spanien: 383 / 4,2 %
Israel: 133 / 2,3 %
Niederlande: 130 / 3,8 %
Frankreich: 92 / –
Südafrika: 59 / 3,4 %
Griechenland: 56 / 8,9 %
Ägypten: 44 / 9,1 %
Argentinien: 36 / 5,6 %
Marokko: 28 / 3,6 %
Sonstige (2): 349 / 4,0 %
Summe: 3.097 / 4,4 %

Die Checkliste für Legehennenhalter – Dioxin in Eiern aus Auslaufhaltungen finden Sie hier.

Die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland hat 2011 erstmals die Marke von 1 Million Hektar überstiegen. Das Umsatzplus für Bio-Lebensmittel in Deutschland betrug 2011 neun Prozent ( Biofach 2012, BÖLW).

Die ökologisch bewirtschaftete Fläche nahm in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozent zu und umfasste Ende 2011 insgesamt 1.022.718 Hektar. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Baden-Württemberg umfasste 2011 112.567 Hektar (107.000 Hektar 2010) bei einer Anbaufläche insgesamt von 1,4 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche. Damit werden 7,9 Prozent der Fläche ökologisch bewirtschaftet. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche nahm in Baden-Württemberg im Vergleich zum Vorjahr um 4,8 Prozent zu.

Deutschlandweit waren 2011 insgesamt 33.905 Unternehmen (Erzeuger, Verarbeiter , Importeure) im Bio-Sektor tätig. In Baden-Württemberg gab es 2011 rund 3.079 reine Ökobetriebe, das sind ca. 6,8 Prozent aller Betriebe.

Weitere Informationen zum Ökomonitoring und zum Thema Verbraucherschutz finden Sie auf der Internetseite des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.

Umfassende Informationen zur Arbeit der Chemischen Veterinär- und Untersuchungsämter sind im Internet unter www.ua-bw.de abzurufen. Dort oder direkt unter oekomonitoring.cvuas.de sind auch die Untersuchungsberichte und die Jubiläumssonderausgabe abrufbar.

 

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