BMW verteidigt Vormachtstellung bei SGL Carbon gegen VW

SGL Carbon mit Sitz in Wiesbaden ist der einzige europäische Spezialist für Kohlenstofffaserverbundwerkstoffe, kurz Carbon. Der Werkstoff gilt als das Zukunftsmaterial für den Leichtbau, da es leichter als Aluminium und zugleich stabiler als Stahl ist. Derzeit wird der Werkstoff allerdings aufgrund weitgehend fehlender Automatisierungstechnologien noch überwiegend in Manufaktur hergestellt, so dass er bislang hauptsächlich in der Luft- und Raumfahrt, der Windindustrie sowie in höherpreisigen Modellen der Automobilindustrie Eingang findet. Mit dem Durchbruch zur kostengünstigen Massenproduktion ist allerdings in den nächsten Jahren zu rechnen.

BMW-Großaktionärin und Quand-Erbin Susanne Klatten hatte sich bereits rund 29% der SGL-Aktien gesichert. Um die Kontrolle bei dem zukunftsträchtigen Unternehmen war dann allerdings überraschend ein Konkurrenzkampf ausgebrochen, als im Februar 2011 auch VW mit rund 8% bei SGL eingestiegen ist. Nun haben die Münchner nachgezogen. BMW hat sich nun ebenfalls mit 15,16% an dem Carbon-Spezialisten beteilig. Damit hat sich der Münchner Premium-Autobauer eine Sperrminorität gesichert.

BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner: „Das Thema Leichtbau spielt in der Automobilindustrie zukünftig eine immer größere Rolle. Die Beteiligung an der SGL Group ist ein konsequenter Schritt, um die bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit zu untermauern.“ An der Börse teilt man diese Auffassung, die SGL-Aktie legte vorbörslich um über 7% zu.

Die SGL Carbon ist auch an dem 500-Millionen-Euro Mammutprojekt „AUGSBURG Innovationspark“ beteiligt. Durch eine enge Verzahnung von Wissenschaft und Forschung mit der industriellen Produktion soll hier das „Carbon Valley im Lechtal“ entstehen. Ziel ist es, in der direkten Nachbarschaft zur Universität Augsburg einen „Sciencepark“, beziehungsweise „Engeneering Campus“ zu errichten, in dem im Verbund mit der Mechatronik und Automatisierungsspezialisten wie der KUKA die industrielle Massenproduktion des Zukunftswerkstoffs entwickelt werden soll. Zudem werden auch erstmals mit dem ansässigen bifa Umweltinstitut zusammen Recyclingmodelle für Kohlenstofffaserverbundwerkstoffe entwickelt. Als Nukleus des künftigen „Bayerischen Zentrums für Ressourceneffizienz“ fungiert dabei die Ansiedelung von zwei Fraunhofer-Forschungsgruppen sowie einem Institut des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. AGITANO, das Wirtschaftsforum für den Mittelstand, hat hierüber kürzlich in einer ausführlichen Artikelserie berichtet und auch mit mehreren beteiligten Experten Fachinterviews geführt. (Link zu dem Fokusthema „AUGSBURG Innovationspark“.)

 

 

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