Boeings Albtraumflieger 787 Dreamliner mit neuen Problemen

Die Boeing 787 „Dreamliner“ sollte das zivile Vorzeigemodell des US-amerikanischen Flugzeugbauers und Rüstungskonzerns werden. Das Flugzeug besteht zu rund der Hälfte aus dem Zukunftsmaterial Kohlefaserverbundwerkstoffe (cfk = Carbon-faserverstärkter Kunststoff). Das Material ist leichter als Aluminium und zugleich stabiler als Stahl. Durch die Gewichtsersparnis wird deutlich weniger Treibstoff verbraucht (Spritersparnis von angeblich rund 20%) und die Treibhausgasemissionen sinken. Allerdings ist das Material noch vergleichsweise teuer, da es aufgrund fehlender Automatisierungsschritte, die derzeit noch in der Entwicklung sind, überwiegend in Manufaktur hergestellt werden muss.

Nun hat sich mit dem cfk-Material ein erneutes Problem ergeben: Offenbar wurden am Heck Flugzeugteile falsch eingebaut und halten dadurch nicht richtig zusammen. Mehrere Flugzeuge müssen jetzt repariert werden, es bestehe aber laut Boeing keine Gefahr für die Passagiere: „Wir haben das Problem erkannt und machen Fortschritte bei dem Reparaturplan.“ Aufgrund der bisherigen Pannenserie hatte Boeing seine Kunden schon vorgewarnt, dass es bei dem Dreamliner möglicherweise zu Nachreparaturen kommen könnte. Bislang ist die japanische Nippon Airways der einzige Kunde, der das Flugzeug bereits einsetzt, insgesamt fünf Maschinen.

Die Erstauslieferung musste insgesamt sieben Mal verschoben werden und hat sich dadurch um über dreieinhalb Jahre verzögert. Aufgrund von Fertigungsproblemen, Verzögerungen und damit zusammenhängenden Strafzahlungen haben sich die Kosten auf schätzungsweise 15 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Die aktuellen Gesamtkosten des Projekts liegen bei rund 32 Milliarden Dollar – das teuerste Projekt der zivilen Luftfahrt. Mindestens 1.100 Dreamliner müssen verkauft werden, um in die Gewinnzone zu gelangen. Die Vorbestellungen gingen aufgrund der Probleme jedoch von 972 im Jahr 2008 auf nun unter 800 zurück.

Eines der globalen Entwicklungszentren des Zukunftsmaterials cfk liegt in Bayern. Derzeit entsteht in Augsburg mit Investitionskosten von 500 Millionen Euro und der Ansiedelung von zwei Fraunhofer-Instituten und einem Institut des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt der AUGSBURG Innovationspark. Ziel ist die vollständige Automatisierung der Carbonproduktion sowie auch erstmals das Recycling ausgedienter Werkstoffteile. In Zusammenarbeit mit den Spezialisten vor Ort (SGL Carbon, dem Roboterspezialisten KUKA u.a.m.) soll hier das „Carbon Valley im Lechtal“ entstehen, das das Zukunftsmaterial Carbon für die breite industrielle Fertigung nutzbar machen soll. (Siehe das Fokusthema mit entsprechenden Fachinterviews auf AGITANO, das Wirtschaftsforum für den Mittelstand.)

(mb)

 

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