Brasilien verbietet Chevron das Weiterbohren vor der Küste

Der US-amerikanische Erdölkonzern Chevron war am 7. November von der staatlichen, brasilianscihen Petrobras auf ein leckgeschlagenes Bohrloch in 1.200 Metern Tiefe rund 370 Kilometer vor der brasilianischen Küste vor Rio de Janeiro aufmerksam gemacht worden. Seit dem gibt es unterschiedliche Berichte über das Ausmaß des Schadens:

Der Betreiber Chevron hat eingestanden, dass der Druck der Tiefsee-Ölquelle unterschätzt worden sei. Chevron habe das Bohrloch nach eigenen Angaben allerdings bereits letzte Woche geschlossen. Insgesamt seien 880 Barrel Öl zu je 159 Liter ins Meer ausgetreten. Der Ölmulti habe auch bereits 18 Schiffe für die Säuberungsarbeiten im Einsatz, mittlerweile hat Chevron den Wert auf 2.400 Barrel erhöht. Der US-Konzern hält an dem betroffenen Ölfeld Frade, das täglich 79.000 Barrel Öl produziert, 51,7%. Die brasilianische Petrobras hält 30%, ein japanisches Unternehmen 18,3%.

Laut der Nationalen Erdölagentur (ANP) sickere allerdings weiterhin Rohöl aus dem 400 Meter langen Riss im Meeresboden. Das brasilianische Energieministerium spricht von 220 bis 230 ausgelaufenen Barrel pro Tag. Greenpeace wiederum geht anhand von Satellitenaufnahmen von täglich rund 3.700 Barrel aus. Die Umweltschutzbehörde Ibama rechnet mit insgesamt 5.000-8.000 Barrel ausgetretenem Öl. Der Leiter der Abteilung für Umweltvergehen der Bundespolizei, Fabio Scliar, warf Chevron vor, „völlig unvorbereitet auf einen Notfall wie diesen“ gewesen zu sein. Die Bundespolizei hat bereits Ermittlungen gegen den Konzern eingeleitet.

Die brasilianischen Behörden werfen Chevron unter anderem auch „Falschinformationen“ hinsichtlich der Fortschritte bei der Bekämpfung der Ölpest vor und haben den US-Konzern zu Strafzahlungen in Höhe von 107 Millionen Euro verurteilt. Nun folgte auch die Suspendierung: Chevron darf vorerst nicht mehr auf brasilianischem Territorium bohren. Die Bohrungen dürfen erst wieder aufgenommen werden, wenn Ursachen und Verantwortung für die Ölpest geklärt und die Sicherheit in der betroffenen Region wiederhergestellt seien. Die Entscheidung beruhe auf Analysen, „die aufseiten des Konzessionärs (Chevron) Fahrlässigkeit bei der Ermittlung fundamentaler Daten für die Bohrungen“ zeigen würden.

Chevron war erst im Februar 2011 in Ecuador zu einem Schadensersatz von 8 Milliarden Dollar verurteilt worden. Chevron hatte 2001 den US-Ölkonzern Texaco übernommen und musste in diesem Zug für dessen gravierende Umweltzerstörungen im Amazonasgebiet Ecuadors in den 1970er und 1980er Jahren geradestehen. Texaco habe in den 26 Jahren seiner Tätigkeit in Ecuador Millionen Tonnen an Erdölrückständen und hochgiftigen Förderwässern einfach in den Regenwald gepumpt, bis die Proteste 1991 zum Rauswurf von Texaco aus dem südamerikanischen Land geführt haben. Die klagenden Anwohner (rund 30.000) hatten wegen der großflächigen Vergiftung des Regenwaldes und ihres Lebensraums aufgrund fehlerhafter Förderpraktiken ursprünglich 27 Milliarden Dollar gefordert. Die größte Ölkatastrophe der Geschichte hat ähnliche Gründe und findet sich auf der anderen Seite des Atlantiks im Nigerdelta Nigerias (siehe Video).

 

 

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