Christian Wulff hat es geschafft. Knapp 200.000 Ehrensold, pro Jahr versteht sich, dazu noch ein vom Steuerzahler finanziertes Büro. Könnte schlechter sein für jemanden der sich sein Brot für knapp eineinhalb Jahre mit Händeschütteln, Nicken und Winken verdient hat. Wulff selber wird natürlich mit Scham an seinen Abschied zurückdenken: Proteste, Schande-Rufe und ein riesiger Druck der Öffentlichkeit ob seiner Forderung nach Ehrensold, Zapfenstreich und dem finanzierten Büro. Zumindest sollte man annehmen, dass er Scham empfindet. Aber das soll hier weniger interessieren. Viel wichtiger ist doch, dass Wulff nun Held, Vorbild und Märtyrer in einem ist. Und zwar für all seine potentiellen Nachfolger. Schließlich hat der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident einen Präzedenzfall des sich lohnenden Amoralismus geschaffen, auf den sich alle seine Nachfolger mit einem Schulterzucken bei Bedarf beziehen können. „Wulff hat damals, also warum nicht auch ich?“ Jeder Politiker und Repräsentant der Öffentlichkeit, selbsterklärte Vorbilder der Nation und Idole, haben nun einen Freifahrtsschein von Onkel Wulff erhalten. Alles was dich nicht in den Knast bringt, ist keines zweiten Blickes wert. Man hat ja keine Handhabe außer dem Appell an die Moral. Und die ist heutzutage auch im höchsten Amt der Bundesrepublik nur noch wenig wert.
Ist also unser nächstes Staatsoberhaupt, was ja dringend benötigt wird, von einem ähnlichen Kaliber wie der sympathische Christian aus Großburgwedel, dann könnte die Sache zumindest für den Medienuser glimpflicher ausfallen, als die journalistischen Bomben die man während eines Blickes in die Medien anno dazumal ertragen musste. Wulff hier, Wulff da, Wulff dort – aber kein rettendes Rotkäppchen. Das wird dann hoffentlich anders. Einfach der Verweis auf das gute alte „hat mer schon“ reicht dann hoffentlich aus und wir können zur Schlagzeile über die Rettung Frankreichs und die Wiedereinführung des Francs springen.
Alles in allem ist das Steuersäckel nun ein wenig kleiner, Deutschland hat zur Erheiterung der Staatengemeinschaft beigetragen und Christian Wulff sitzt in Großburgwedel und klopft sich auf die Schenkel. Genau wie es seine Nachfolger vielleicht mal tun werden.
(sm)