… aus der neuen zweiwöchentlichen Themenserie „The Art of Essential Leadership – So schaffen Sie Werte und führen mit dem Sinn fürs WESENtliche“ von Karin Lohner.
Immer wieder ist vom Wir-Gefühl die Rede in der Management-Fachpresse und in zahlreichen wirtschaftswissenschaftlichen Arbeiten und Artikeln. Die Wissenschaft streitet sich noch wie sozial das Wesen Mensch ist – in der Realität hat es seit Beginn der Evolution Einzug gehalten: das archaische Bedürfnis nach Zugehörigkeit.
Zur Erfüllung dieser existenziellen Sehnsucht entwickeln wir Strategien in unserem Denken und Handeln die zu denen passen, die wir bei den anderen im System unserer Wahl sehen und erleben. Wir passen uns an und werden „Eine(r) von ihnen“. Dafür hängen wir häufig eine Menge unserer Einzigartigkeit, unseres wirklichen Wesens, unsere Essenz am Garderobenhaken des Eingangs zum Betriebsgelände auf und nehmen unser Selbst erst wieder beim Verlassen desselben mit. Wir richten unsere öffentliche Meinung an den Ansichten der Mehrheit aus (übrigens bereits im Kindergarten), selbst wenn diese nicht der unseren entspricht und offenkundig falsch ist, so konstatiert der Max-Planck-Forscher Daniel Haun. Dadurch gehen dem Unternehmen essenzielle Erfolgsfaktoren verloren: eine Fülle individueller und wertvoller Aspekte und Sichtweisen, Ideen und Erfindungen, Optimierungspotenziale und wertschöpfende Einsichten.
Nachdem die erste Hürde in Richtung Zugehörigkeitsgefühl genommen ist, beginnt Stufe 2: Nun wollen wir Bedeutung im System erlangen. Jetzt wird es wichtig, außer dem Gefühl zugehörig, auch noch „Jemand“ im Verbund und unter den Verbündeten zu sein.
Der Essential Leader weiß um diese Bedürfnisse und Notwendigkeiten, die in jedem seiner Mitarbeiter unbewusst permanent wirksam sind. Allein dieses innere Wissen und die veränderte Art und Weise, wie er den Menschen dadurch begegnen kann, erzeugt bereits eine erhöhte Akzeptanz seiner eigenen Persönlichkeit und Essenz in der Umgebung.
Stellt er nun an der richtigen Stelle noch die richtigen Fragen, wie „Was sind Ihre Gedanken für eine gute Lösung?“ „Was haben Sie dazu für Bilder im Kopf?“ „Welche Vorstellungen oder Ideen halten Sie für passend?“ „Was glauben Sie, kann hier das Ergebnis verbessern?“ kann er sich einer Fülle wertvoller Impulse sicher sein. Vorausgesetzt er ist bereit, erst einmal alle Beiträge ohne direkte Wertung (auch nicht durch Mimik oder elegante Ignoranz!) anzunehmen. Gefragt zu werden, heißt von Interesse zu sein und das schafft genau das gewünschte Gefühl der Bedeutsamkeit im System. Das System bekommt dadurch den wertvollen Schatz kultureller Vielfalt – ein entscheidender Erfolgsgarant für uns und unsere Unternehmen der Zukunft.
Der Essential Leader bringt Potenziale zur Entfaltung, indem er seine eigene Essenz in die Gestaltung eines Unternehmensklimas der Zugehörigkeit und des Gemeinschaftsgefühls investiert. Die Frage nach Aufwand und Kosten für einen solchen „Klimawandel“ mag an dieser Stelle auftauchen. Die Antwort lautet: Sie sind extrem niedrig im Vergleich zu Aufwand und Kosten die durch unnötige interne Konkurrenz, Machtgerangel, Widerstand, Ablehnung und in der Folge Mobbing und Burnout entstehen. Eine ganz einfache und außerordentlich wirkungsvolle Methode ist hier zum Beispiel Meetings ausnahmslos mit einigen Minuten der klimatischen Einstimmung zu beginnen. Dazu braucht es nicht viel außer Ruhe, ein paar Momente der Zentrierung auf die Essenz der anwesenden Menschen und einige ermutigende Worte des Essential Leaders. Übrigens: Keine Zeit als Argument gilt hier nicht – der immense Zeiteinsatz für vermeidbare Nacharbeiten, Fehlerquoten und der Mehraufwand für unnötige Klärungen und ewiges Nachtarocken ist um ein vielfaches höher!
Das Gefühl der Zugehörigkeit schafft Vertrauen. Nur Mitarbeiter die sich trauen leisten außergewöhnliche Beiträge. Nur Mitarbeiter die dem System vertrauen und sich zugehörig und bedeutsam fühlen, sind in der Lage und willens mehr beizutragen als nötig. Letzten Endes sind Gefühle der Zugehörigkeit und des Vertrauens der Generator für Lust an der Leistung und damit die Basis für dauerhaften Erfolg: Die Freude am Gelingen.
Ihre Karin Lohner
Zur Autorin
Karin Lohner ist Speakerin, Executive Coach, Lehrcoach, Dozentin und Autorin. Sie aktiviert Menschen! Sie steht für die Themen Motivation, Aktivierung, Ermutigung und die Erweiterung innerer Grenzen.
Die Diplom-Dolmetscherin und Betriebswirtschaftlerin war 25 Jahre in Positionen in Industrie und Wirtschaft in den Bereichen Weiterbildung, Marketing und Vertrieb tätig. 6 Jahre lang leitete sie die Unternehmensakademie eines Automobilzulieferers. Danach folgten Ausbildungen zum Individualpsychologischen Berater und professionellen Coach.
Seit 16 Jahren ist sie nun als Executive Coach und Lehrcoach im Sinne des „Pure Coaching“ tätig, drei Jahre davon in USA. 2003 gründete sie Lohner Coaching mit Sitz in München. Mit Engagement und Leidenschaft bildet sie zum zertifizierten Life Coach CCC® und zertifizierten Business Coach CCC® aus. Karin Lohner ist Mitglied der German Speakers Association und im Deutschen Coaching Verband DCV.
Weitere Informationen finden Sie unter www.lohnercoaching.de.