… aus der zweiwöchentlichen Themenserie „Hintern hoch und rein ins wahre Leben – entdecken Sie Ihr inneres Trüffelschwein. So verlassen Sie Ihre Komfortzonen und werden aktiv!“ von und mit Karin Lohner.
Unsere menschliche Natur besteht aus dem Wunsch zu entdecken, sie besteht darin Wege finden zu wollen. Das hat die Evolution für unser Überleben so vorgesehen. Wenn der Weg gefunden ist, tritt diese Zufriedenheit ein, hinter der wir alle so her sind. Der Weg, es geschafft zu haben bleibt uns. Das sind die Erinnerungen, die wir behalten und die wir weitergeben. Der Erfolg am Ende hat meist viel weniger Bedeutung, manchmal ist er dann gar bedeutungslos, weil er die Freude, die wir auf dem Weg dahin empfunden haben, ja auch irgendwie beendet. Kinder sind ein wundervolles Beispiel dafür. Mit Hingabe, Konzentration und Lust bauen sie einen Turm aus Bauklötzen auf, um den dann direkt wieder umzustoßen und voller Freude sich dem nächsten Aufbau zuzuwenden. Was aber tun die „Großen“ – sie brechen in Laute des Bedauerns aus „Oh, jetzt hast Du Dir so viel Mühe gegeben … der schöne Turm … lass den doch stehen!“ Denn wir haben einfach verlernt, unsere Freude am Tun, am Aufbau zu genießen. Wir haben verlernt, die Freude am Gelingen zu empfinden, weil wir völlig zielgesteuert geworden sind.
Im Laufe unserer Menschheitsgeschichte wurde etwas Neues erfunden: die Zielorientierung. Wahrscheinlich begann es in der Antike mit den ersten Wagenrennen. Zielorientierung an und für sich ist etwas sehr Gutes. Ansonsten würden wir zwar glücklich, aber ziellos in der Welt herumirren. Allerdings ist die Zielerreichung in unserer erfolgsorientierten Gesellschaft dann zum Credo geworden. Die 100%-Quote zum religiösen Gebot. Dann, und nur dann, bekommen wir die Anerkennung in Form von freundlicher Zuwendung durch unsere Führungskraft oder monetäre Belohnungen. Das heißt, den natürlichen Wert, der uns angeboren ist, nämlich die Freude am Weg, am Gelingen, gewöhnen wir uns ab, weil wir dafür keine Bestätigung bekommen. Wirklich exzellente Führungskräfte versäumen nie, dem Weg zum Gelingen Anerkennung zu zollen. Sie sind auf diesem Weg sichtbar und spürbar – und wenn es nur mit einem kurzen anerkennenden Nicken ist, oder einer wertschätzenden Bemerkung. Sie ermutigen dadurch zur Freude am Tun – der Erfolg ist dann nur logische Folge.
Der Weg ist im besten Falle ein Prozess des Lernens und des Versuchens. Trial and Error. Leider ist in unserer erfolgsgetriebenen Haltung der Versuch und Irrtum mit der Bewertung des Scheiterns belegt. Niemand scheitert gerne. Dennoch: alle wirklich erfolgreichen Menschen nehmen den Irrtum als Signal und Zeichen für notwendige Änderungen oder Justierung wahr. Das heißt, er ist sehr häufig notwendig, um zum ausgereiften Erfolg zu kommen. Dort wo nur und ausschließlich der Erfolg zum einzig wahren Hochgefühl erklärt wird, wird der Weg des Gelingens zur Mühsal. Durch dieses lineare Denken von „hier“ (Vorgabe) nach „dort“ (Erfolg) stehen wir ständig unter Druck, das „dort“ zu erreichen und können keine Freude an den natürlichen und notwendigen Zwischenschritten empfinden. Deshalb brennen so viele erfolgreiche Menschen aus auf dem Weg zum Erfolg. Sie können den Weg nicht als freudvollen Genuss empfinden, sondern sehen ihn als den Mangel noch nicht „dort“ zu sein.
Mitarbeiter werden nicht auf dem Weg Anerkennung für ihre Leistung, ihre Passion und ihren Einsatz bekommen, sondern erst wenn das Ergebnis zu (mindestens) 100% erreicht ist. Genau deshalb machen auch Incentives und goldene Armbanduhren Mitarbeiter nicht zu langfristig beitragenden Partnern. All diese Dinge dienen dem Habenwollen und nicht der Freude am Tun. Dennoch ist die Freude am Tun genau das, was wir „Motivation“ nennen. Die gelungenen Schritte sind es, die uns das Motiv geben weiterzumachen, aktiv zu bleiben. Die Wertschätzung der Schritte und des daraus entstehenden Wegs zum Erfolg sind die Ressource, die uns nach dem Erreichen von Zielen die Lust am Weitermachen bescheren. Das erfolgreiche Gehen, der Fokus aufs Gelingen sind das Geheimnis für dauerhaften und kontinuierlichen Erfolg.
Ihre Karin Lohner
Zur Autorin:
Karin Lohner ist Speakerin, Executive Coach, Lehrcoach, Dozentin und Autorin. Sie aktiviert Menschen! Sie steht für die Themen Motivation, Aktivierung, Ermutigung und die Erweiterung innerer Grenzen.
Die Diplom-Dolmetscherin und Betriebswirtschaftlerin war 25 Jahre in Positionen in Industrie und Wirtschaft in den Bereichen Weiterbildung, Marketing und Vertrieb tätig. 6 Jahre lang leitete sie die Unternehmensakademie eines Automobilzulieferers. Danach folgten Ausbildungen zum Individualpsychologischen Berater und professionellen Coach. Seit 16 Jahren ist sie nun als Executive Coach und Lehrcoach im Sinne des „Pure Coaching“ tätig, drei Jahre davon in USA. 2003 gründete sie Lohner Coaching mit Sitz in München. Mit Engagement und Leidenschaft bildet sie zum zertifizierten Life Coach CCC® und zertifizierten Business Coach CCC® aus. Karin Lohner ist Mitglied der German Speakers Association und im Deutschen Coaching Verband DCV.
Weitere Informationen finden Sie unter www.lohnercoaching.de.