Defizitäre Schlecker-Kette lernt dazu und will Negativimage verbessern

Die Drogeriemarktkette Schlecker hat 2010 europaweit rund 6,55 Milliarden Euro umgesetzt. Die 3.000 Auslandsfilialen liefen dabei angeblich gut, anders bei den 7.800 Inlandsfilialen. Unter dem Strich fiel für die Kette ein Verlust an, über dessen Höhe sich ausgeschwiegen wird. 2012 soll jedoch die Wende geschafft werden – das funktioniert allerdings nur über den Absatz, also die Kunden. Zuletzt war das Ansehen von Schlecker stark ramponiert: Mehrmals war der Konzern wegen seines schlechten Umgangs mit den Mitarbeitern und Angestellten negativ in die Schlagzeilen geraten und hatte den Ruf eine Ausbeuterunternehmens gewonnen. (Der größte Schlecker-Skandal: Mit Leiharbeitern wurde Lohndumping betrieben und so der Tariflohn von 12,70 Euro auf erschreckende 6,78 Euro gedrückt  – angesichts des Missbrauchs der Leiharbeit bei der Drogeriekette Schlecker hatte sogar die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa OECD Deutschland eine „Zweiklassen-Gesellschaft am Arbeitsmarkt“ vorgeworfen.) Kein Image, mit dem man bei den zunehmend mündigen und kritischeren Konsumenten punkten kann – wie letztlich das negative Konzernergebnis verdeutlicht. Auch unter Juristen mauserte sich Schlecker zum „Lieblingsbösewicht“ im Arbeitsrecht, als das Unternehmen, das bereits mehrfach vorgemacht habe, wie man es im Arbeitsrecht gerade eben nicht machen darf und kann. Die zweite Schlecker-Generation, die Konzern-Mitinhaber Meike (37) und Lars Schlecker (39), vollziehen daher nun eine 180-Grad Wendung und verordnen den leitenden Mitarbeitern mehr Fairness im Umgang mit den Angestellten. Für das neue Regelwerk und die neuen Richtlinien wurde über den bisherigen eigenen Schatten gesprungen und auch erstmals mit den Arbeitnehmervertretern von Ver.di zusammengearbeitet. Meike Schlecker: "Es wurden viele Sachen vor Ort, draußen, umgesetzt, die so von hier nicht abgehakt waren. Die waren auch nicht gewollt. Es kommen teilweise Sachen an die Oberfläche, bei denen wir sagen: Nein, das ist nicht der Grundsatz unserer Familie, das ist nicht der Grundsatz unserer Firma. Darauf reagieren wir jetzt und haben dieses Regelwerk zusammengestellt, damit es da absolut keine Ausflüchte mehr gibt, dass jeder weiß, woran er ist und die Mitarbeiter auch wissen: Was kann ich von meinen Chefs erwarten, und was wird von mir erwartet?" Ihr Bruder Lars Schlecker ergänzte: "Wenn ein Unternehmen nachhaltig erfolgreich sein will, muss es eine gewisse Akzeptanz in der Gesellschaft haben. Und da sind diese Führungsgrundsätze essenziell, genauso wie das proaktive Zugehen auf Arbeitnehmervertreter." Der zuständige Verdi-Handelssekretär äußerte sich zufrieden über die neuen Richtlinien: „Das ist das erste Mal, dass ich bei Schlecker nachvollziehbare Managementmethoden erkenne.“ Allerdings mahnte Neumann auch: „Es steht auf dem Papier, aber noch sind das nur Absichtserklärungen.“

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