Wie werden wir künftig leben? Mit welchen drängenden Zukunftsfragen müssen wir uns auseinandersetzen? Das "Haus der Zukunft" fragt, wie die Welt in zwanzig oder dreißig Jahren aussehen könnte. Es ist ganz anders als schon bestehende Einrichtungen. Denn: Von der Grundlagenforschung bis hin zur Entwicklung von High-Tech-Produkten – alles wird hier zum Mitmachen anregen, zum Reflektieren. Das "Haus der Zukunft" soll ein Ort des lebendigen Dialogs sein, ständig aktuell. Schon im Koalitionsvertrag hat sich die Bundesregierung auf diesen Bau verständigt. Sie zeigt damit: Wissenschaft und Forschung sind für Deutschland von zentraler Bedeutung.
Im Herzen Berlins, zwischen Reichstag, Hauptbahnhof und Bundeskanzleramt wird ein bundesweit einmaliger Blick in die Zukunft von Wissenschaft und Forschung entstehen – das Haus der Zukunft (HdZ). Nun steht auch die Gestaltung des Zukunftshauses fest. Das Berliner Architekturbüro Jan Musikowski Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit der Landschaftsarchitektin Judith Brücker hat sich in einem internationalen Wettbewerb mit seinem Entwurf gegen 162 Konkurrenten durchgesetzt (Bilder siehe Anhang).
Im Haus der Zukunft können sich künftig Besucher aus aller Welt auf 3500 Quadratmetern Ausstellungsfläche einen Eindruck von aktuellen und künftigen Entwicklungen in Wissenschaft, Forschung und Gesellschaft machen. Das Haus der Zukunft lädt seine Besucher ein mitzudiskutieren, neue Entwicklungen aus der Forschung zu entdecken und selbst Position zu beziehen. Mit seinem Veranstaltungs- und Konferenzbereich bietet es gleichzeitig eine überregionale Plattform für den Zukunftsdialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
"Im Haus der Zukunft werden Forschergeist und Innovation erlebbar gemacht. Die Besucher können sich über aktuelle und zukünftige Entwicklungen aus Wissenschaft und Forschung informieren und mit ihren Beiträgen die Zukunft aktiv mitgestalten", sagte Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Der Bau sieht die Schaffung von zwei Plätzen vor, die eine städtebauliche Anbindung zur Spree, dem Hauptbahnhof und dem Charité-Campus bilden. Die großen Fenster über den Eingängen bieten darüber hinaus großartige Ausblicke in den Stadtraum und symbolisieren den offenen Blick in die Zukunft.
Auf Initiative der Bundesregierung soll mit dem Haus der Zukunft in der deutschen Hauptstadt ein lebendiger Ort der "Zukunftsvergegenwärtigung" entstehen. Auf der Ausstellungsfläche werden Hintergrundwissen und aktuelle Forschungsansätze zu großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Wandel der Gesellschaft, Energieversorgung, Klimawandel, Mobilität, Gesundheit oder die Arbeitswelt von Morgen präsentiert.
Ein 900 qm großer Veranstaltungs- und Konferenzbereich bietet zudem eine überregionale Plattform des Zukunftsdialogs zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein Café soll auch Passanten zum Verweilen einladen. Der Baubeginn ist für Herbst 2014 vorgesehen, die Fertigstellung für das Jahr 2016 geplant. Das Bauprojekt wird von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung realisiert.
Die Wettbewerbsjury stand unter der Leitung der Architektin Prof. Jórunn Ragnarsdóttir. Alle Wettbewerbsarbeiten werden vom 28.9. bis 12.10.2012 im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Ernst-Reuter-Haus, Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin (S-Bahnhof Tiergarten) ausgestellt werden (Öffnungszeiten Montag bis Freitag 9 bis 19 Uhr.) Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen zum Wettbewerb sowie Bilder des ersten Preises und Angaben zu den weiteren Preisen sind auf der Homepage des für den Planungswettbewerb verantwortlichen Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung abrufbar: www.bbr.bund.de unter "Neues" oder www.hausderzukunft-deutschland.de sowie http://www.bmbf.de/de/18081.php.
Auf der folgenden Seite erklärt Bundesforschungsministerin Schavan in einem Interview die Ideen hinter dem Projekt und die Ambitionen, die mit dem Haus der Zukunft einhergehen.
Frau Schavan, mitten in Berlin soll zwischen Hauptbahnhof und Regierungsviertel ein "Haus der Zukunft" entstehen. Was ist das?
SCHAVAN: Das "Haus der Zukunft" soll ein Ort des Dialogs sein, ein lebendiger, offener Ort für alle Bürgerinnen und Bürger, ein Ort, an dem über die großen Zukunftsthemen diskutiert wird. Ob es nun um unsere Gesundheit geht, das Klima oder den demografischen Wandel. Das "Haus der Zukunft" soll zeigen: Woran arbeiten Wissenschaft und forschende Unternehmen gerade? Wer bringt in Deutschland Forschung voran? Was sind die Chancen und Risiken unterschiedlicher Lösungsansätze? Vor allem aber: Wie werden wir künftig leben? Kurzum: Das "Haus der Zukunft" soll neugierig machen auf die Welt von morgen.
Muss man dafür eigens ein Haus bauen?
Und ob: Zukunft mitgestalten kann nur der, der sich auskennt, der sich mit den verschiedenen Ideen und Konzepten auseinandergesetzt hat. Wissenschaft und Forschung bieten dafür die Grundlage. Dafür will das Haus das Bewusstsein schaffen. Es ist kein Museum: Ein Museum schaut zurück. Es ist auch kein "Science Center": Ein "Science Center" begnügt sich mit der Präsentation von Entwicklungen, die es schon gibt. Das "Haus der Zukunft" aber schaut nach vorn. Es fragt, wie unsere Welt in zwanzig, dreißig Jahren aussehen könnte. Das ist wirklich innovativ. Darum ist es mein Wunsch, dass sich das Haus immer wieder neu erfindet, dass es immer aktuell, immer auf dem neuesten Stand des Wissens ist. Es soll begeistern und zum Wiederkommen einladen. Von der Grundlagenforschung bis hin zur Entwicklung von High-Tech-Produkten – es soll zum Mitmachen anregen, zum Reflektieren. Die Besucher können unmittelbar erleben: Wissenschaft und Forschung denken Zukunft vor! Sie gehen mich direkt an! Sie machen Spaß – gerade jungen Menschen! Ganz nebenbei können sie auch sehen, wie spannend – und lohnend – eine naturwissenschaftliche oder technische Ausbildung sein kann.
Man wirft Ihnen vor, Sie machten nur Schaufensterpolitik.
Überhaupt nicht. Das Haus der Zukunft ist ein Gemeinschaftsprojekt: Öffentliche Hand, Wissenschaft, Wirtschaft und Stiftungen betreiben und bespielen es gemeinsam – so ist es vorgesehen. Sie sind es, die Deutschland durch Forschung und Entwicklung voranbringen. Nur durch dieses partnerschaftliche Zusammenwirken entstehen neue, zukunftsfähige Ideen. Natürlich soll das "Haus der Zukunft" auch ein Schaufenster sein: ein Fenster in die Welt, die uns erwartet. Die Wissensgesellschaft wird sich in diesen Räumen zum Austausch treffen, zu Seminaren und internationalen Konferenzen. Ein Veranstaltungsforum bietet Platz für Kontroversen, Geistes- und Kulturwissenschaften fließen ein. Nicht zuletzt hat der Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland hier die Gelegenheit, sich zu präsentieren, mit all seiner Vielfalt und seiner Leistungsfähigkeit.
Also eine neue Berliner Attraktion – im Wettbewerb mit anderen Häusern?
Das "Haus der Zukunft" ist ganz anders als schon bestehende Einrichtungen. Es macht ihnen keine Konkurrenz, sondern bietet sich als Partner an für Science Center, Lern-Labore und Museen. Am "Haus der Zukunft" wird konkret sichtbar, welche zentrale Bedeutung Wissenschaft und Forschung für Deutschland haben. Seine Architektur soll vorbildlich sein, energieeffizient, nachhaltig und innovativ. Es muss regelrecht Zukunft atmen. Symbolkräftig ist auch der Standort: Das Kabinett hat entschieden, dass das Haus im Herzen der Metropole entstehen soll, in Sichtweite von Reichstag und Bundeskanzleramt, in unmittelbarer Nachbarschaft zum geplanten Neubau des Bundesbildungsministeriums und des Forschungscampus Charité – für alle Bürger leicht zu erreichen. Übrigens: Auf das "Haus der Zukunft" hat sich die Bundesregierung schon in ihrem Koalitionsvertrag 2009 verständigt. Sie zeigt damit, wo sie ihre Prioritäten setzt: auf Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Ist es richtig, dass das Gebäude in Öffentlich-Privater Partnerschaft gebaut werden soll?
Wenn möglich ja. Die Wirtschaftlichkeit als ÖPP-Projekt wird noch zu prüfen sein. Das "Haus der Zukunft" soll Vorreiter auch für die Baukultur in Deutschland werden. Es ist ja so: Bei einem ÖPP-Projekt werden Planung, Bau, Finanzierung und Betrieb des Gebäudes an einen privaten Partner vergeben. Das verspricht günstiger zu sein als ein Bau, der konventionell, also in Eigenregie errichtet wird. Die öffentliche Hand kann sparen. Langfristig bleiben die Kosten für den Bund beherrschbar. Und der Bau wird auch schneller fertig. Darum wollen wir zum zweiten Mal diesen Weg gehen: Schon das neue Gebäude des Bundesministeriums wird in einer ÖPP errichtet – als erstes ziviles Bundesgebäude überhaupt in Deutschland. Das ist mutig.
Aber wie viel soll das "Haus der Zukunft" denn am Ende kosten? Und wann könnte es überhaupt fertig sein?
Wenn alles klappt, könnte das "Haus der Zukunft" schon Ende 2016 eröffnet werden. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber wir sind auf einem guten Weg. Der Architektenwettbewerb wird noch im September dieses Jahres abgeschlossen sein. Und in den Entwurf für den Bundeshaushalt 2013 ist der Bau schon aufgenommen. Wirtschaft, Wissenschaft und Stiftungen begleiten den Prozess seit langem. Die Zusammenarbeit mit ihnen ist ja unerlässlich. Zusammen mit dem Bund werden sie eine unabhängige Trägerorganisation gründen, die den Betrieb und die Bespielung des Hauses verantwortet. Zu rechnen ist mit jährlichen Betriebs- und Mietkosten von 11 bis 13 Millionen Euro – an denen sich Wirtschaft, Wissenschaft und Stiftungen beteiligen. Diese Zahlen sind das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, die das Bundesforschungsministerium zum "Haus der Zukunft" in Auftrag gegeben hat. Sie machen deutlich: Das "Haus der Zukunft" wird kein Monumentalbau sein – sondern ein flexibler, architektonisch und technisch erstklassiger Ort der Begegnung für jeden Bürger, ein Zukunftsort im wahrsten Sinne des Wortes.
-> Mehr erfahren Sie auch auf der Website www.hausderzukunft-deutschland.de