Der Iran und Israel – Eine Annäherung über Facebook

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Der israelische Grafikdesigner und Lehrer Ronny Edry veröffentlichte vergangene Woche auf seinem Facebook-Accout ein selbstentworfenes Poster, das ihn und seine fünfjährige Tochter zeigte. Das allein ist nur wenig spektakulär. Viel aufsehenerregender ist hingegen die Botschaft, die Edry mit dem Post verband: "Iraner – wir werden euer Land nicht bombardieren – wir lieben euch.", sowie "An das iranische Volk, an die Väter, Mütter, Kinder, Brüder und Schwestern … Bevor es zum Krieg kommt, müssen wir uns voreinander fürchten, müssen wir einander hassen. Ich habe keine Angst vor euch, ich hasse euch nicht. Ich kenne euch noch nicht einmal."

In einer Zeit, in der ein drohender militärischer Konflikt zwischen Israel und dem Iran wie ein Damoklesschwert über dem Nahen Osten pendelt, scheint eine solche Friedensbotschaft bei der Bevölkerung beider Staaten auf fruchtbaren Boden zu fallen. Binnen weniger Tage hatte der Account die Freundesgrenze von 5.000 überschritten, eine spezielle Fanseite mit dem Titel „Israel loves Iran“ wurde eingerichtet, um den Ansturm der Fans zu bewältigen. Die Nachricht und das dazugehörige Poster wurden mehrere tausendmal geteilt, Nutzer banden das Photo nebst Botschaft auf ihrem eigenen Account ein und das Beste daran: Iranische Facebook-User starteten ähnliche Aktionen um Zuneigung und ihren Unwillen gegenüber einem Krieg zu deklarieren: "Meine israelischen Freunde – Ich hasse euch nicht – Ich möchte keinen Krieg – Liebe und Frieden". Auch eine Antwort auf „Israel loves Iran“ wurde mit dem Titel „Iran loves Israel“ gegründet.

Im Iran werden Seiten wie Facebook, Twitter & Co. zensiert, doch vielen Usern ist es möglich, die Sperren mittels Anti-Filter-Software zu umgehen. Man kann von sozialen Netzwerken halten, was man möchte, aber diese Art der Völkerannäherung muss man dem Web 2.0 zu Gute halten. Gerade wenn die machthabenden Politiker und Religionsfanatiker in der Region heftig mit den imaginären Säbbeln rasseln und der Hass geschürt wird, ist eine solche Aktion – und die tausendfachen positiven Reaktionen aus dem vermeintlich feindlichen Lager – Gold wert. Leider ist es fraglich ob sich die herrschende Elite von der Meinung ihrer Bürger auch nur ansatzweise beeinflussen lässt, aber wäre es nicht eine Sensation, wenn Ahmadinedschad und Netanjahu dem Beispiel folgen würden und ein unverbindliches „I like you“ dem Anderen zuflüstern würden? Wie realistisch ein solches Szenario ist, kann jeder selbst entscheiden.

(sm)

 

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