Deutsch-türkische Wirtschaftsbeziehungen weiter stärken – Überblick

Bundeswirtschaftsminister Rösler hat den türkischen Vizepremierminister und Staatsminister Babacan empfangen. Die Bundesrepublik ist mit einem Handelsvolumen von über 30 Milliarden Euro im laufenden Jahr der wichtigste Handelspartner der prosperierenden Türkei. Die Handelsbeziehungen sollen nun noch weiter ausgebaut werden. Großes Potential ergibt sich dabei vor allem in den Bereichen der Energie- und Abfallwirtschaft. Die bilaterale Zusammenarbeit in der Energiewirtschaft könne dabei laut Rösler zu einem entscheidenden Wachstumstreiber werden. Zur weiteren strategischen Ausrichtung der energiewirtschaftlichen Zusammenarbeit soll nun ein deutsch-türkisches Energieforum eingerichtet werden.

Die Türkei positioniert sich zunehmend als Energie- und Logistikdrehscheibe. Aufgrund der strategisch bedeutsamen Brückenlage zwischen Europa, Asien und dem Orient gelang es dem Land beispielsweise, sowohl von der Nabucco-Pipeline unter Umgehung Russlands (gesteigerte Unabhängigkeit der EU), als auch von der South-Stream und der Blue-Stream Pipeline Russlands (gesteigerte Unabhängigkeit Russlands von dem Transitland Ukraine) zu profitieren. Die internen Potentiale des Landes werden gleichsam zunehmend erschlossen und die Infrastruktur des Landes sukzessive ausgebaut. Im ersten Quartal 2010 konnte die Türkei mit 11,7% das zweithöchste Wirtschaftswachstum nach China innerhalb der G-20 erzielen und lag im zweiten Quartal 2010 mit 10,3% gleichauf mit China. Auf das gesamte Jahr gerechnet betrug das Wachstum 8,9%, das Pro-Kopf-Einkommen stieg auf 10.079 Dollar. Für 2011 wird ein Wachstum von 4,5% prognostiziert.

2001 wurde der türkische Bankensektor grundlegend saniert. Er hat sich – nicht zuletzt aufgrund des islamischen Bankensystems, das auf einem Zinsverbot beruht und daher langfristig investiert anstatt kurzfristig zu spekulieren – als relativ stabil erwiesen und konnte die Finanzkrise von 2008 im Gegensatz zu anderen OECD-Ländern ohne staatliche Unterstützung überstehen.

Die Türkei konnte die Staatsverschuldung von 74% im Jahr 2001 auf 39% im Jahr 2008 zurückführen. Aufgrund der globalen Wirtschaftskrise stieg die Schuldenquote zunächst auf 45%, sank aber im Jahresverlauf 2010 wieder auf 41% (zum Vergleich: Deutschland 81,1%). Die zwei großen Ratingagenturen Standard & Poor’s als auch Moody’s haben ihren Ausblick für die Türkei 2010 auf „positiv“ gesetzt. Das heißt, es wird von weiteren Verbesserungen ausgegangen. Begründung seitens S&P: „Der Finanzsektor sei in einer soliden Verfassung“ und „die Türkei habe ihre öffentliche Verschuldung in den vergangenen zehn Jahren stetig verringert, wodurch sich mehr Handlungsspielraum bei der Wirtschaftspolitik ergebe“.

Deutschland ist für die Türkei die Nummer zwei beim Import (16,16 Milliarden Euro 2010) und Nummer Eins beim Export (9,91 Milliarden Euro 2010). Seit 1962 gilt ein bilateraler Investitionsschutzvertrag. Die rund 75.000 türkischstämmigen Unternehmer in Deutschland wiederum beschäftigen rund 370.000 Mitarbeiter und erwirtschafteten 2010 einen Jahresumsatz von rund 35 Milliarden Euro.

Die Deutsche Energie-Agentur dena hat bereits Ende 2010 ein rund 200 Seiten starkes Exporthandbuch herausgegeben, das über die Marktchancen, Energiesituation und politische Rahmenbedingungen der Erneuerbare-Energien-Branche in der Türkei informiert. Auch Entwicklungstrends, Branchenstrukturen und Projektbeispiele werden hierin erörtert. Die Türkei verfügt über den siebtgrößten Strommarkt Europas und einem der aufgrund der in den letzten Jahren beeindruckenden Wirtschaftsentwicklung am schnellsten wachsenden weltweit. Das Land will bis 2023 mindestens 30% der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien erzeugen. Das Exporthandbuch wird im Rahmen der Exportinitiative Erneuerbare Energien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) publiziert und kann hier bestellt werden.

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