Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zwölf neue Sonderforschungsbereiche ein

Fette und Fettsäuren gehören zur Gruppe der Lipide, deren wichtige, aber eher „inaktive“ Funktion etwa als Bestandteile von Zellmembranen schon lange bekannt ist. Erst seit Kurzem jedoch wird klar, dass Lipide auch eine aktive Rolle als Signalmoleküle für die inter- und intrazelluläre Kommunikation spielen und ihnen bei Entzündung und Schmerz sowie der Entstehung und dem Verlauf von Krankheiten wie Arteriosklerose, Diabetes oder Krebs eine wichtige Rolle zukommt. Der SFB „Krankheitsrelevante Signaltransduktion durch Fettsäurederivate und Sphingolipide“ verfolgt das Ziel, lipidvermittelte Signalnetzwerke umfassend von der molekularen und zellulären Ebene bis hin zur systemischen Ebene bei der Steuerung der Organfunktion und des Gesamtorganismus zu verstehen. Die einzelnen Komponenten dieser Signalwege stellen vielversprechende Zielstrukturen für Arzneimittel dar, sodass die neuen Erkenntnisse auch konsequent zur Entwicklung neuer Therapeutika genutzt werden sollen.
(Sprecherhochschule: Goethe-Universität Frankfurt/Main, Sprecher: Professor Dr. Josef M. Pfeilschifter; außerdem beteiligt: Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung Bad Nauheim)

Um die Energiewandlung in komplexen Materialien geht es beim Forschungsvorhaben des SFB „Kontrolle von Energiewandlung auf atomaren Skalen“. Angestrebt wird hier ein verbessertes mikroskopisches Verständnis der elementaren Schritte der Energiewandlung in Materialien mit einstellbaren Anregungen und Wechselwirkungen. Modellhaft wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Teilschritte der Energiekonversion analysieren; dabei sollen auch neuartige Ansätze zur Beeinflussung und Steuerung von Energieübergängen erprobt werden.
(Sprecherhochschule: Georg-August-Universität Göttingen, Sprecher: Professor Dr. Christian Jooß; außerdem beteiligt: Technische Universität Clausthal, Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie Göttingen)

Die Bedeutung von Pilzinfektionen wurde lange unterschätzt. Sie zählen heute zu den häufigsten Todesursachen in der industrialisierten Welt. Die starke Zunahme an schweren Erkrankungen mit pathogenen Pilzen in den letzten zwei Jahrzehnten sowie die immer noch weitgehende therapeutische Ohnmacht gegenüber diesen Krankheiten machen die Thematik des SFB/Transregio „Pathogene Pilze und ihr menschlicher Wirt: Netzwerke der Interaktion“ aktuell und drängend. Am Beispiel des Hefepilzes Candida albicans und des Schimmelpilzes Aspergillus fumigatus sollen die Infektionsprozesse ergründet werden, um neue anti-infektive Strategien zu entwickeln.
(Sprecherhochschule: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprecher: Professor Dr. Axel Brakhage; außerdem beteiligt: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e.V., Hans-Knöll-Institut (HKI) Jena)

Die Wechselwirkungen zwischen der Oberflächenbiosphäre und der Rolle von Organismen in den tieferen Erdschichten sind wissenschaftlich bislang kaum ergründet worden. Der neue SFB „AquaDiva: Forschungsverbund zum Verständnis der Verknüpfungen zwischen der oberirdischen und unterirdischen Biogeosphäre“ will diesem Forschungsdefizit begegnen. Er konzentriert sich auf den Bereich der „Kritischen Zone“, der unterhalb der intensiv durchwurzelten Bodenschicht beginnt. Dabei werden sowohl das Wasser (Aqua) als auch die Biodiversität (Diva) untersucht, um zu beantworten, welche Organismen dort leben und wie sie mit ihrem Lebensraum interagieren.
(Sprecherhochschule: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprecherin: Professor Dr. Kirsten Küsel; außerdem beteiligt: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig, Institut für Photonische Technologien Jena, Max-Planck-Institut für Biogeochemie Jena)

Eine nanopartikelbasierte Tumortherapie soll innerhalb des SFB „Nanodimensionale polymere Therapeutika für die Tumortherapie“ entwickelt werden. Die Forscherinnen und Forscher wollen sich dabei auf die Tumorimmuntherapie fokussieren, da sie besonders geeignet erscheint, auch minimale Resterkrankungen, etwa versteckte Metastasen, dauerhaft eliminieren zu können. Der SFB nähert sich dem Forschungsgegenstand von zwei Seiten: Die Chemikerinnen und Chemiker befassen sich sowohl mit der synthetischen Machbarkeit als auch mit den Struktur-Eigenschaftsbeziehungen der Trägermaterialien. Ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Biomedizin wollen Konzepte zur optimalen Einsetzung solch neuer Träger im Sinne einer Kombinationstherapie zur Aktivierung des Immunsystems gegen den Tumor entwickeln.
(Sprecherhochschule: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Sprecher: Professor Dr. Rudolf Zentel; außerdem beteiligt: Max-Planck-Institut für Polymerforschung Mainz)

In den modernen Materialwissenschaften und ihren technischen Anwendungen spielen die inneren Grenzflächen zwischen Festkörpern eine maßgebliche Rolle, etwa in Halbleiterbauelementen. Der SFB „Struktur und Dynamik innerer Grenzflächen“ will deshalb ein mikroskopisches Verständnis der Struktur und der Dynamik vergrabener, innerer Grenzflächen in Materialien erlangen. Die Bedeutung innerer Grenzflächen wird sogar noch zunehmen, insbesondere in Bezug auf Hybridmaterialien aus anorganischen und organischen Stoffen. Solche Hybridmaterialien werden zum Beispiel zur Herstellung neuartiger Solarzellen und anderer elektronischer Bauelemente verwendet.
(Sprecherhochschule: Philipps-Universität Marburg, Sprecher: Professor Dr. Ulrich Höfer; außerdem beteiligt: Donostia International Physics Center San Sebastián, Spanien)

Der SFB „Chromatindynamik“ erforscht grundlegende Prinzipien dynamischer Struktureigenschaften des Chromatins, also des Materials, aus dem Chromosomen bestehen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler widmen sich den Mechanismen, die die Vielgestaltigkeit und Flexibilität des Chromatins bedingen und ihm die notwendige Plastizität verleihen, um auf Signale des Stoffwechsels, der Umwelt oder im Zuge von Entwicklungsprozessen zu reagieren. Bislang nahm man an, dass die in Proteine verpackte DNA – das Chromatin – die meiste Zeit in stabilen Zuständen im Zellkern vorliege. Neue Erkenntnisse gehen jedoch von einer wesentlich größeren Dynamik aus. Genau hier setzt die Grundlagenforschung des SFB an.
(Sprecherhochschule: Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprecher: Professor Dr. Peter Burkhard Becker; außerdem beteiligt: Helmholtz Zentrum München: Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt Oberschleißheim, Max-Planck-Institut für Biochemie Planegg)

Was bedeuten Ressourcen für Dynamiken des menschlichen Zusammenlebens? Diese Frage ist angesichts endlicher natürlicher Ressourcen wie Erdöl, Metalle oder Nahrungsmittel von enormer Bedeutung und wird nicht nur in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, sondern auch in den archäologischen Disziplinen diskutiert. Der SFB „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“ unternimmt nun den Versuch, den Ressourcenbegriff alter Kulturen mit der aktuellen Diskussion zu verknüpfen. Dazu vertreten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Hypothese, dass Ressourcen in der Regel nicht isoliert auftreten, sondern als Teil von „Ressourcenkomplexen“, also Kombinationen von Dingen, Personen, Wissen und Praktiken.
(Sprecherhochschule: Eberhard Karls Universität Tübingen, Sprecher: Professor Dr. Martin Bartelheim; außerdem beteiligt: Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie Mannheim, Landesamt für Denkmalpflege Konstanz)

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen erteilen die Sprecherinnen und Sprecher der Sonderforschungsbereiche.

Ansprechpartner in der DFG-Geschäftsstelle:
Dr. Klaus Wehrberger, Leiter der Gruppe Sonderforschungsbereiche, Forschungszentren, Exzellenzcluster,
Tel. +49 228 885-2355, Klaus.Wehrberger@dfg.de

Ausführliche Informationen zum Förderprogramm und den geförderten Sonderforschungsbereichen auch unter: www.dfg.de/sfb/

(DFG 2013)

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