Deutsches Zwischenlager für russische Atom-U-Boote fertiggestellt

Am 1. September 2011 wurde das gemeinsam mit den russischen Projektpartnern fertig gestellte Zwischenlager für Reaktorsektionen der russischen Atomflotte übergeben. Das 2003 begonnene deutsch-russische Gemeinschaftsprojekt schafft dabei die technische Grundlage, um die Nuklearanlagen der stillzulegenden und zu demontierenden Atom-U-Boote bis zur endgültigen Beseitigung zu lagern.

Das Entsorgungszentrum in der Saida-Bucht unweit des russischen Marinehafens Murmansk hat rund 174 Millionen Euro gekostet. Die Gesamtkosten des Projekts betragen 300 Millionen Euro. Bereits seit 2003 helfen Spezialisten aus Lubmin bei Greifswald bei der Demontage und Einlagerung von 150 ausgemusterten Atom-U-Booten und 28 weiteren atomgetriebenen Schiffen der russischen Marine, die in der Saida-Bucht abgewrackt werden. Das Zwischenlager soll ab 2014 abschließend neben fünf Lagerhallen eine Zerlegehalle für Großteile sowie einen Bereich mit modernen Anlagen zur Dekontamination umfassen. Stellvertretende Projektleiter der EWN, Detlef Mietann: „Das nach den höchsten internationalen Standards geplante Lager bedeutet für Russland einen Quantensprung für die Entsorgung atomarer Altlasten.“ Bislang hatte der Frachtraum von drei Frachter im Murmansker Hafen als provisorisches Zwischenlager gedient – etliche ausgemusterte und vor sich hin rostende Atom-U-Boote haben auch noch ihre vollständigen Reaktoren im Rumpf. Die radioaktiven Bestandteile sollen 70 Jahre in dem Zwischenlager abklingen, bis die Strahlenbelastung soweit zurückgegangen ist, dass eine Demontage möglich wird – ein Endlager existiert weltweit noch kein einziges. 2005 hatte „Der Spiegel“ berichtet, dass in dem Gebiet Murmansk rund 20.000 Brennelemente und 12.000 Kubikmeter atomarer Abfall lagern. 11.000 Container seien damals bereits von der Marine in die Barents-See und die Kara-See im Nördlichen Eismeer gekippt worden. Zwischen den Inseln Nowaja und Sewernaja Semlja wurden zudem 13 Atom-U-Boote absichtlich auf Grund gesetzt, sechs davon komplett mit Reaktoren und Brennstäben. Präsident Wladimir Putin hatte damals eingeräumt, dass die Entsorgungstechnik „unzureichend entwickelt“ sei. Die USA haben sich bislang damit zufrieden gegeben, dass bei den ausgemusterten russischen Atom-U-Booten lediglich die Nuklearraketen aus dem Torpedoraum entfernt und vernichtet werden. Für Europa stellen jedoch auch die verrottenden Reaktoren ein unkalkulierbares Umweltrisiko dar. Deswegen beteiligen sich Norwegen, Italien, Großbritannien und Deutschland finanziell an der aufwendigen Entsorgung.

Bis 2014 soll das deutsch-russische Projekt mit der Errichtung eines Entsorgungszentrums für radioaktive Abfälle abgeschlossen werden. Russland hat nach eigenen Angaben von seinen ehemals ca. 250 Atom-U-Booten bereits rund 200 außer Dienst gestellt. Die Reaktorsektionen von 40 Atom-U-Booten befinden sich bereits im ersten Teilabschnitt des Langzeitzwischenlagers.
 

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