Deutschland 2030 – wie wir leben und arbeiten werden (Teil 3)

Deutschland 2030 – wie wir leben und arbeiten werden (Teil 3)

 

Der dritte Teil von „Deutschland 2030 – wie wir leben und arbeiten werden“ führt die Kernaussagen des Vortrags von dem Zukunftsforscher Prof. Dr. Horst W. Opaschowski bei dem 18. Herbstgespräch der schwä¬bischen Arbeitgeberverbände bayme, vbm und vbw in Augsburg zu Ende.

 

Die Zukunftsforschung als wissenschaftliche Disziplin verfolgt das Ziel, die Entscheidungsträger in der Politik und der Wirtschaft rechtzeitig in die Lage zu versetzen, zukünftige Risiken zu erkennen und bestehende oder kommende Chancen zu nutzen. Der Zukunftsforscher Opaschowski hatte in seinem Vortrag nun exemplarisch zehn Entwicklungstrends hervorgehoben, die für unsere Arbeits- und Lebenswelt in Deutschland bis 2030 zunehmend ihre Wirksamkeit entfalten. In Teil 2 waren die Entwicklungstrends Nummer 1-5 genannt (Verlängerung der Lebensarbeitszeit und Abnahme der Erwerbstätigen, Werteverschiebungen und Leistungsexplosion, Zufriedenheits- statt Besitzorientierung, Sinnorientierung sowie eine Umkehrung des Individualisierungstrends). Nachfolgend sind die Entwicklungstrends Nummer 6-10 aufgeführt.

 

6. Soziale Konvois und Freundschaften werden immer wichtiger: Die bereits in Punkt fünf skizzierte Umkehrung des Individualisierungstrends wird nicht nur eine Stärkung der Institution Familie zur Folge haben, sondern auch eine Stärkung von Freundschaften und sozialen Kontakten bewirken („soziale Konvois“), die eine immer stärkere Bedeutung in dem sozialen Leben eines jeden Einzelnen spielen werden. Hintergrund ist auch hier ein aus der zunehmenden Verunsicherung heraus geborener Wunsch nach mehr Verlässlichkeit und Sicherheit.

 

7. Die Arbeitswelt wird immer weiblicher: Immer bessere Abschlüsse und Qualifikationen der Frauen bedeuten – zusammen mit einer steigenden Motivation des weiblichen Geschlechts – automatisch zunehmende Chancen in der Arbeits- und Berufswelt. Immer mehr männlich dominierte Beschäftigungszweige werden dadurch einen grundlegenden Wandel erfahren. Auch die Managementetagen werden von dieser Entwicklung erfasst. Opaschowski verwies in diesem Zusammenhang auf China. Bereits heute wird in Shanghai mehr als jedes zweite Unternehmen von einer Frau geführt, was allerdings momentan noch weitgehend ein Alleinstellungsmerkmal dieser Metropolregion sei, aber dennoch die entsprechende Entwicklung vorzeigen dürfte.

 

8. Restart mit 50: Mit zunehmenden Facharbeitermangel und vor dem Hintergrund des demographischen Wandels werden ältere und erfahrene Mitarbeiter wieder gefragter. Neben der Erfahrung älterer Mitarbeiter falle für Unternehmen auch die über die Jahre angeeignete persönliche Selbstsicherheit und auch die Langfristigkeit der Bindung an das Unternehmen (Verlässlichkeit) wieder zunehmend ins Gewicht. 

 

9. Comeback mit 65: Das Alter wird generell an Bedeutung gewinnen. Wir werden immer älter und das auch immer gesünder – dank des medizinischen Fortschritts und ernährungswissenschaftlicher Erkenntnisse. Wurde im Jahr 1900 noch das Jahrhundert der Kinder ausgerufen, müsste das 21. Jahrhundert zum „Jahrhundert der Alten“ erklärt werden. Der demographische Wandel wird bewirken, dass die Auseinandersetzung mit dem Alter eine ungleich höhere Beachtung in der Gesellschaft erfahren wird: Einerseits durch die Einstellung der prozentual zunehmenden älteren Bevölkerungsteile, andererseits durch deren Konsumverhalten und damit auch dem Angebot an zur Verfügung gestellten Dienstleistungen. Dabei wird sich das gefühlte Alter von dem biologischen Alter abkoppeln, so dass immer gesündere und rüstigere Rentner immer mehr und auch körperlich immer anstrengendere Hobbies haben werden. Opaschowski bezeichnet dies als „Comeback mit 65“.

 

10. Die zunehmende Bedeutung eines immer höheren Lebensalters, gepaart mit einer guten Gesundheit, lässt das Thema Gesundheit einen beinahe religiösen Charakter annehmen. Die Revitalisierung wird zu einem Schlüsselmoment, die höhere Lebenszeit auch tatsächlich sinnvoll genießen zu können. Gesundheitsservices werden zunehmen und sich der Fitnesstrend vermehrt in einen Wellnesstrend wandeln.

 

Aber nicht alle Entwicklungen, die auf uns zukommen, werden ihre Wirkung so verhältnismäßig konfliktfrei entfalten, wie beispielsweise die Renaissance der Familie, die steigende Bedeutung des Alters und der Gesundheit oder Werteverschiebungen in den Lebensphilosophien. Opaschowski skizzierte auch die wohl für das deutsche Gesellschaftssystem dringendsten Herausforderungen: Auf diese und weitere wird abschließend im nächsten Teil dieser Artikelserie eingegangen.

 

(Weiter im vierten Teil am Donnerstag, den 14.10.2010 auf www.agitano.com)

 

Verfasser: AGITANO-Redaktion, Marc Brümmer.

 

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