Die E 10-Hysterie

Weil die Ölkonzerne vor E 10 gewarnt haben, ließen sich Millionen deutsche Autofahrer bis zur Hysterie verrückt machen und lehnten den neuen, etwas ökologischeren Bio-Sprit ab: 10 % Ethanol im herkömmlichen Benzin sollten angeblich Motoren kaputt machen, seien umweltfeindlich und ohnehin viel zu teuer. Die „Bild“-Zeitung schrieb über „Öko-Wahnsinn“ und E10 „Öko-Plörre“. Selbst Wochen nach Einführung von E 10 ist die Angst davor noch immer gewaltig, wie jeder Tankstellenwart bestätigt.

 

Kaum ein Journalist hat in den letzten Wochen darüber aufgeklärt, dass die Franzosen schon seit Jahren mit E15 fahren, die US-Amerikaner mit E85 und die Brasilianer seit Jahrzehnten gar mit E100, also reinem Bioethanol. Und zwar ohne Probleme!

 

Diese simplen Fakten kannte in Deutschland offenbar nicht mal die Politik. Zumindest schwieg sie dazu als es darauf ankam, Farbe zu bekennen. Auch Verkehrsminister Ramsauer hat die Fakten über Bioethanol offenbar erst bei seinem jüngsten Brasilien-Besuch gelernt. Doch die Deutschen wollen unbedingt weiter an das Märchen vom „schädlichen und gefährlichen Bio-Sprit“ glauben.

 

Aber nach allen Erkenntnissen ist bisher kein einziger PKW durch E10 zu Schaden gekommen. Das hat jetzt die „Süddeutsche Zeitung“ für ihre Wochenend-Ausgabe recherchiert (Die Mär vom gefährlichen E10).

 

Demnach verbirgt sich hinter dem E 10-Drama nur eins: gar nichts!

 

Die größte deutsche Prüfgesellschaft, nämlich die Dekra, kennt kein einziges Schadensgutachten im Zusammenhang mit E10. Das bestätigt, so das Münchner Blatt, auch der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes, welcher über 38.000 Autowerkstätten betreut. Zum selben Ergebnis kommt auch der ADAC (ADAC steigt in den Ring mit Kraftstoff-Giganten), der die Mineralölwirtschaft jetzt wegen Falschinformation verklagt.

 

Die Mineralöl-Lobby hat natürlich kein Interesse an Bio-Beimischung zum herkömmlichen Benzin, aber der Bauernverband müsste doch im Sinne der heimischen Bauern Interesse haben. Aber auch er hat zu lange geschwiegen.

 

Die wenigen Fachleute erstaunt das Ausbleiben der Schäden überhaupt nicht. Sie wissen eben, dass Millionen Autos in Brasilien und in den USA schon lange ohne Probleme E100 und E85 fahren.

 

Wann endlich aber gibt hierzulande die Politik Entwarnung? Die Einführung eines neuen umweltfreundlicheren Kraftstoffs muss künftig besser mit der Autogesellschaft kommuniziert werden- vor allem durch die Bundesregierung.

 

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Liebe Sonnenseite-LeserInnen, danke für Ihre interessanten Infos.

 

Der Konflikt Teller-Tank ist mir zu simpel.

 

1. Auch Energie ist ein Lebensmittel.

 

2. 25 % der Weltackerfläche liegen brach. Aber nur auf 2 % werden Energiepflanzen angebaut. Das Hungerproblem ist primär ein soziales und nicht ein Problem des Anbaus von Bioenergie. Die armen Bauern sind zu arm, um Saatgut kaufen zu können.

 

3. Die Umweltministerin in Rio erklärt mir überzeugend, dass der Regenwald in Brasilien nicht für Bioethanol gerodet wird, sondern für den Fleischkonsum der Reichen. Hier liegt das entscheidende Problem.

 

4. 40 % der Lebensmittel in Deutschland werden schlicht weggeworfen.

 

5. Der Hunger in Afrika ist niemals mit noch mehr Lebensmittelanbau in Europa zu lösen.

 

6. Im deutschen Wald verrottet zurzeit noch immer etwa 25 % des Restholzes – häufig zur Freude der Borkenkäfer.

 

7. Bioenergie sollte in den jeweiligen Regionen primär aus Reststoffen gewonnen werden. Allein die Bioabfälle in Deutschland können 25 % des Stroms erzeugen.

 

8. Klassischer Lebensmittelanbau hat immer Vorrang vor Bioenergie.

 

9. Bioenergie ist global grundsätzlich begrenzt. Im Gegensatz zur Sonnen-, Wind- und Erdwärme-Energie. Aber sie ist in Zukunft ein Teil der Lösung. Vor allem für die Lösung des Speicherproblems.

 

Dies ist ein Rundbrief auf viele Emails, die mich erreicht haben – kurz vor einer längeren Asienreise. Deshalb die pauschale Antwort. Sonnig  Ihr Franz Alt

 

Quelle: © Franz Alt 2011

 

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