Die Geister, die ich rief …

Über die Eigendynamik von Medieninteresse

 

Wie schön, die Medien sind da …

 

Es ist aufregend, bei Auftritten im Blitzlichtgewitter verharren zu dürfen. Auf dem roten Teppich beachtet zu werden, minutenlang zu posieren vor den anwesenden Fotografen. Oder anlässlich einer Pressekonferenz zu diversen Lagen der Nation im Mittelpunkt zu stehen. Der Befragte zu sein. Nein halt, nicht der Befragte. Derjenige zu sein, der gut vorbereitet ein Statement abgibt. Wohlgeschätzt und wohlmeinend positiv behandelt. In der Menge und in der Gunst der Medienvertreter lächelnd badend.

 

Viele Prominente und auch manche Politiker genießen diese Situation, wenn sie sich ihnen anbietet. Manche gehen noch weiter und führen pro-aktiv Situationen herbei, in denen sie Medien bewusst und zielorientiert an ihrem Privatleben teilhaben lassen oder ihr Privatleben – wie z. B. Auftritte oder Reisen in Kriegsgebiete mit ihren Gattinnen – bewusst und kalkuliert mit in ihr öffentliches Berufsleben nehmen. Diese Entscheidung ist individuell je nach Charakter und abhängig vom Ausmaß des Wunsches nach einer gewissen Grund-Anonymität von jedem einzelnen zu treffen. Es gibt eben Menschen, die mehr für das Rampenlicht gemacht sind, dieses brauchen und nur dort zu ihrer vollen Form aufblühen können. Das ist gut so und dagegen ist nichts zu sagen. Eine gesunde Form von Eigen-PR ist für alle öffentlichen Berufe sehr wichtig und für den Aufbau von positiver Reputation und Bekanntheit durchaus erforderlich. Wo hier genau die Grenze zu ziehen ist zwischen Öffentlichkeit und Privatleben, muss jeder selber entscheiden. Es ist auf jeden Fall eine Gratwanderung, die viel Gespür erfordert.

 

Wie schrecklich, die Medien sind noch immer da …

 

Was aber jedem Menschen, der in der Öffentlichkeit steht, bewusst sein muss: Wenn dann im beruflichen oder privaten Leben dieser Personen etwas vorfällt, was sie lieber nicht öffentlich darstellen wollen, können sie sich nicht plötzlich zurückziehen und auf Anonymität pochen. Wer die Medien zur Selbstdarstellung ruft, muss die Konsequenzen tragen und auch in weniger angenehmen Situationen mit ihnen rechnen. Und zwar massiv rechnen.

 

Das ist wie in der Ballade „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe. Der Zauberlehrling ist alleine zu Hause und probiert einen Zauberspruch seines Meisters aus. Er verwandelt damit einen Besen in einen Knecht, der Wasser schleppen muss und diese Arbeit dem Zauberlehrling damit abnimmt. Leider kennt der Zauberlehrling nur den Zauberspruch, um den Knecht auf den Plan zu rufen. Wie er ihn wieder „abbestellen“ kann, hat er in der Freude, in der Abwesenheit des Meisters selber magisch tätig zu sein, gar nicht überlegt. Und der Knecht bringt immer mehr Wasser und überflutet langsam, aber sicher das Haus. Und hier spricht der Zauberlehrling die geflügelten Worte „Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.“ In der Ballade kommt der Meister gerade noch rechtzeitig und spricht den rettenden Zauberspruch. Im wirklichen Leben ist damit eher nicht zu rechnen und die medialen Wassermassen können schon einmal massiv alles überrollen.

 

Medien lassen sich nicht „abbestellen“

 

Wer die Medien für sich institutionalisiert, sie für sich nutzt und sie quasi ruft, wird sie auf Knopfdruck sicher nicht los. Medien sind keine wohldressierten Hunde, die sich bei Pfiff husch wieder ins Körbchen begeben und dort liegenbleiben und schweigen. Da nützen auch keine Zaubersprüche. Die medialen Geister, die in guten Zeiten gerufen und benutzt wurden, sind auch in „schlechten“ Zeiten definitiv mit dabei.

 

In solchen Fällen dann von Medienhetze und Verfolgung durch die Medien zu sprechen, ist naiv und unangebracht. Wer so argumentiert, hat die Regeln nicht verstanden. Was ich vorher gerufen und freudig angenommen habe, kann ich nun nicht einfach zurücksenden. Wer bewusst und begierig nach vorne tritt ins Rampenlicht, der steht im Scheinwerferlicht. Auch dann, wenn die Medienmeinungen – aus welchem Grund auch immer – plötzlich nicht mehr wohlwollend und wertschätzend ausfallen. Das ist eine wichtige und logische Erkenntnis, die jedoch für einige immer wieder überraschend kommt …

 

Herzliche Grüße

Monika Paitl

 

 

 

———————————————————————

 

Über Monika Paitl:

Monika B. Paitl ist Inhaberin von communications9, eine auf PR und Management für deutsche und internationale Keynote Speaker, Trainer und Coaches spezialisierte PR-Agentur. communications9 verbindet gemäss dem Motto „linking the speaking world“ die Welt der Sprecher, Trainer und Coaches mit der der Medien und Unternehmen. Monika B. Paitl gründete nach Jahren in der Automobil- und Elektronikindustrie ihre eigene Agentur und bringt ihre internationalen Erfahrungen in den Bereichen Presse, Events und Weiterbildung ein. Neben klassischer PR ist Monika B. Paitl auch Expertin für Social Media-PR.

 

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?