Die Macht der Stimme

Arno Fischbacher, geb. 1955, ist Wirtschaftsstimmcoach, gefragter Redner, Autor und Wirtschaftstrainer. Er ist Experte für die unbewusste Macht der Stimme in Kundenservice, Führung und Vertrieb. Sein Buch „Geheimer Verführer Stimme“ stand 2009 in der Bestsellerliste des Junfermann Verlags. Zu seinen Kunden zählen Top-Unternehmen in Deutschland und Österreich, Führungskräfte und Medienmanager. Das 2004 von ihm gemeinsam mit Ingrid Amon gegründete Expertennetzwerk www.stimme.at bündelt heute das Know-how von mehr als siebzig Trainerinnen und Trainern in D, A und CH.

Arno Fischbacher hat jahrelange Praxiserfahrung: Nach seiner Schauspielausbildung zählte er zwei Jahrzehnte zum Stammensemble des heutigen Schauspielhauses Salzburg, das er während dieser Zeit mehr als zehn Jahre als kaufmännischer Direktor leitete. Nachdem Fischbacher in Film- und Fernsehproduktionen mitwirkte und als Sprecher für Hörfunk, Fernsehen, Synchron und Werbung tätig war, verließ er 1996 die Bühne und baute den Privatsender Welle 1 mit auf. Seit 1998 gibt er sein Wissen in unterschiedlicher Form weiter … als Stimm- und Rhetorikcoach, Wirtschaftstrainer, Autor, Speaker, Vorstand und Inhaber der Plattform www.stimme.at.

Interview zu „Die Macht der Stimme“

Im Rahmen der GSA Convention in München hatte Oliver Foitzik, Herausgeber AGITANO, die Möglichkeit gehabt, mit Arno Fischbacher über die „Macht der Stimme“ zu sprechen.

Schönen guten Tag Herr Fischbacher!

Guten Tag Herr Foitzik!

Sie sind der Experte für die Stimme in der Wirtschaft. Welche Rolle spielt die Stimme im Business?

Die Stimme ist ein Schlüsselreiz in der Kommunikation. Aber was heißt das wirtschaftlich betrachtet? Wenn Sie die vielen Momente und Situationen beobachten, in denen Sie eine Stimme hören, im Geschäftsleben, etc. Was genau ist das? Sie werden sagen, es werden viele Gespräche geführt, z.B. im Sales, Verkaufsgespräche. Die Stimme ist der Schlüsselreiz. Ob Sie ein Mitarbeiter sind oder als Kunde einer Präsentation zuhören, vielleicht sind Sie auch einer von jenen 80% der Befragten. Es gibt eine schöne Studie die sagt, 80% der Präsentationen sind (auf Österreichisch) „stink“langweilig und eigentlich Zeitverschwendung. Woran liegt es? Kann es sein, dass alle Inhalte so schwach sind? Oder dass die Projekte, die hier präsentiert werden, alle Schrott sind? Das kann nicht sein. Da sage ich als Wirtschaftsstimmcoach, das ist undenkbar. Woran liegt es wirklich? Ist es die Art der Präsentation? Sehr oft sind es nuschelnde, brummende, piepsende, nicht adäquat sprechende Präsentatoren und Präsentatorinnen, die ihr Publikum nicht bei der Stange halten, nicht begeistern für das, um was es geht.

Aus Ihrer Erfahrung heraus, schöpfen Führungskräfte und Mitarbeiter das Potential ihrer Stimme aus? Sind sie sich auch dessen bewusst, was man mit der Stimme machen und was man bewirken kann?

Das Expertennetzwerk „Stimme.at“, das europäische Netzwerk der Stimmexperten, hatte eine Studie in Auftrag gegeben, um die Bedeutung der Stimme in der Wirtschaft zu erfahren und zu erforschen. Es wurden Führungskräfte, Geschäftsführer und Manager nach ihrer Einschätzung des Faktors Stimme in der Wirtschaft befragt. Wir haben festgestellt, dass an die 80% der Befragten sagen, dass aus ihrer Sicht die Stimme in den unterschiedlichen Prozessen des Unternehmens, vom Vertrieb über Führungssituationen, von der Präsentation bis zum Medienauftritt, vom akustischen Auftritt am Anrufbeantworter, wo immer auch die Stimme noch überall vorkommt, als sehr, sehr hoch einschätzen. Wenn man allerdings rückfragt, wie viele dieser Führungskräfte sich selbst schon einmal mit ihrer Stimme auseinandergesetzt haben, dann ist man im einstelligen Prozentbereich.

Was ist eigentlich eine gut klingende Stimme bzw. eine schlecht klingende Stimme? Kann man dies pauschal sagen oder ist es der individuelle Gusto des Gegenüber, der die Stimme hört?

Ich habe erst in einem Blogbeitrag auf meiner Website die Frage gestellt: „Gibt es eine ordentliche Stimme oder was ist eine ordentliche Stimme?“ Meine Antwort darauf ist, man könnte in der Kunst wohl sagen, es ist eine schöne Stimme und die brilliert auf der Bühne. Aber im Alltagsleben geht es darum, dass ein Mensch, das was er oder sie kann und vertritt, adäquat, glaubwürdig, authentisch und überzeugend herüber bringt. Dann stellt sich die Frage, in welchen Momenten sollte denn die Stimme welche Qualitäten aufweisen? Dann sind wir in dem Bereich, in dem man nicht sagt die Stimme, sondern es geht um ganz kleine Aspekte, wie Momente des Verhaltens, kleine Schalter, bei denen, bevor ich zum Telefonhörer greife, nachdenke. Oder bevor ich auf die Bühne gehe und meine PowerPoint-Präsentation einschalte, mir darüber Gedanken mache, wie ich adäquat mein Publikum einbinde und an mich fessle.

Da haben Sie mir schon meine nächste Frage bzw. Antwort vorweg genommen. Die wäre: Welche Auswirkungen hat der bewusste und richtige Einsatz der Stimme im Berufsleben? Sie haben gerade erwähnt, ich kann mein Publikum fesseln. Hier gibt es sicherlich noch mehr Beispiele, welche positive Wirkung der richtige Einsatz der Stimme hat?

Wenn Sie den Fernseher anschalten und den CEO eines börsennotierten deutschen Unternehmens im Fernsehen sehen, was nehmen Sie als Eindruck mit? Sie erleben einen Menschen, wie er sich geriert, wie er spricht. Sie nehmen einen Gesamteindruck mit. Wenn Sie aber wissen, dass die Sprechweise, die Art akustisch zu wirken, die Stimme, die wir hören, unbewusst einen ganz hohen Prozentsatz der persönlichen Wirkung ausmacht. Da muss ich sagen, dann ist der Börsenwert eines Unternehmens 38%. Da gibt es eine alte Studie, ca. 1972, indirekt oder direkt abhängig von der Performance einer Führungskraft. Das hat Gewicht. Ein anderer Schauplatz, Sales, Verkauf, Stimme ist Vertriebserfolg. Ob ich auf die Vorhaltung oder die Beschwerde eines Kunden reagiere, abwehrend reagiere. Ich kann nicht sagen, das ist ein mentales Problem, wenn ich aber verstanden habe, dass hier wieder meine Stimme eine Hauptlast der Kommunikation trägt, dann lohnt es, mal nachzuschauen, wie reagiere ich darauf. Geht die Stimme dann in den Alarmbereich und löst im Stammhirn des Menschen alle Alarmpotentiale aus und geht es dann auf Kampf, verliere ich den Kunden. Das hat hohe Tragweite. Oder habe ich verstanden, dass der Eigenton der menschlichen Stimme, wie man das so schön nennt als Fachbegriff, wenn der Kunde diesen Eigenton immer wieder mal hört, dass unbewusst Schalter gedrückt werden können und dadurch wieder Beziehung hergestellt wird. Das kann dann heißen, ich habe einen wichtigen Kunden gehalten.

Kann ich an meiner Stimme schnell und effektiv arbeiten? Brauche ich dazu einen Coach? Haben Sie Tipps, wie ich z.B. im Alltag bei der Autofahrt meine Stimme trainieren kann?

Sie sagen die Stimme trainieren, ja, das ist möglich. Es ist eine sehr spannende Entdeckungsreise zum eigenen Potential, zum eigenen Ausdruck, zum sich selber kennenlernen. Aber man muss nicht so groß denken, denn die Stimme als Großes und Ganzes ist schon in Ordnung. Aber wie sieht es in dieser ersten Sekunde aus, in der ich das Telefon abnehme und ich empfange einen neuen Menschen am Telefon und dieser hört meine Stimme zum ersten Mal. Welchen Eindruck erwecke ich? Welche Art von Marke wird gebildet? Passt es zum Markenbild? Das könnte ein Gedanke sein. Welche Art von Image bzw. Eindruck will ich erwecken? Wie will ich jemandem entgegengehen? Nun sind wir nicht mehr bei der Stimme, sondern technisch gesehen beim Verhalten. Bei kleinen Momenten, bei denen ich als Coach gerne empfehle, machen Sie es so, wo der Erfolg unmittelbar sofort erlebbar wird.

Das bedeutet, dass das Verhalten, die Art und Weise, wie die Stimme woanders ankommt, maßgeblich mit entscheidet.

So ist es. Dort liegt natürlich die Herausforderung für den Einzelnen. Er sagt interessant, ich mache den Schritt. Denn wie man aus der Sportforschung weiß, wenn man etwas 30.000 mal getan hat und Sprechen gehört hier dazu. Das haben Sie sicher im Erwachsenenalter mehrere 100.000 mal getan. Reden bzw. Mund aufmachen, das ist hoch automatisiert. Aus diesen automatisierten Prozessen auszusteigen und die kleine Weiche umzulegen und zu sagen, jetzt mache ich es mal so, und ich mache es wirklich und registriere den Effekt, das kann ein wunderbares Erlebnis sein. Es braucht Mut und auch die Entscheidung, es zu tun.

Sie sind nicht nur Sprachtrainer sondern in gewisser Weise auch Verhaltenstrainer?

Von meiner Trainerausbildung her, die heißt akademischer Fach- und Verhaltenstrainer, ja. Letztlich ist die Stimme eine Entdeckungsreise, die viele verschiedene Disziplinen berührt. Sie berührt die klassische Rhetorik, Sales, Verkaufen. Wenn Sie einen Blick auf www.arno-fischbacher.com werfen, dann werden Sie einen Text finden, der heißt „Voice sells“, in dem es um fünf gedachte Schritte eines Verkaufsprozesses geht und sie nachlesen können, wo die Einflussfaktoren sind. Es geht um die kleinen Verhaltensschritte, wie Rhetorik, Sales, Präsentieren etc. sind angesprochen. Der Auftritt und das Telefonieren sind angesprochen, aber auch wie ich als Führungskraft delegiere. Gebe ich Befehle oder delegiere ich klar? Der Unterschied liegt im Ton. Der Ton macht die Musik.

Ich denke, besser hätte der Abschluss gar nicht getroffen werden können. Vielen herzlichen Dank für das Gespräch und ihnen weiterhin viel Erfolg.

Danke Herr Foitzik, auch Ihnen viel Erfolg.

Das Interview führte Oliver Foitzik, Herausgeber von AGITANO.

Kurzportrait von Arno Fischbacher

Arno Fischbacher, geboren 1955 in Oberösterreich, ist Stimmcoach für die Wirtschaft, Redner, Autor und Wirtschaftstrainer. Nach seiner Ausbildung zum Schauspieler begann er eine eindrucksvolle Karriere am Theater. Zwei Jahrzehnte zählte er zum Stammensemble des heutigen Schauspielhauses Salzburg. Arno Fischbacher spielte bei den Salzburger Festspielen und in Film- und Fernsehproduktionen. Von 1985 bis 1996 leitete er das Theater als kaufmännischer Direktor.

1997 verließ er die Bühne und baute den Privatsender Welle 1 mit auf. Arno Fischbachers Stimme ist weit über die Grenzen von Salzburg hinaus bekannt und auch heute noch wird er als Sprecher für Hörfunk und Fernsehen gebucht.

1998 wechselte Arno Fischbacher in die Weiterbildung und profiliert sich seither als Experte für die unbewusste Macht der Stimme in Kundenservice, Führung und Vertrieb. Als Redner, Trainer und Coach arbeitet er mit Führungskräften und Mitarbeitern der Top-Unternehmen in Deutschland und Österreich. Er bereitet sie optimal auf Gespräche, Präsentationen oder Medienauftritte vor. Voice Awareness© ist seine moderne Trainingsmethode, in der er seine Erfahrungen mit neuem Wissen aus Psycholinguistik und Wahrnehmungsforschung verbindet. Dabei fokussiert er sich auf konkrete Situationen und schnelle Umsetzbarkeit.

Stimme wirkt. Um das immer mehr Menschen bewusst zu machen, gründete Arno Fischbacher www.stimme.at, ein Netzwerk von Stimmexperten mit mittlerweile über 70 Mitgliedern im deutschsprachigen Europa. Er ist im Vorstand des Austrian Voice Instituts und der GSA Österreich. Arno Fischbacher ist Autor des Buches „Geheimer Verführer Stimme“ (Junfermann 2008). Sein Auftreten besticht durch mitreißendes Dynamik und vielen praktischen, sofort anwendbaren Tipps.

Mehr erfahren Sie unter www.arno-fischbacher.com.

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