Die Rolle des CIO und der IT – Interview mit Jochen Moll, BizSphere AG

Wir starten auf AGITANO heute mit "BizSphere Insights", einer Fach- und Interviewreihe, in der die Experten der BizSphere AG in regelmäßigen Abständen über Top-Management-Themen sprechen und Ihre Einschätzungen abgeben.

Den Auftakt mit dem ersten Interview macht Jochen Moll, Vorstandsvorsitzender der BizSphere AG, mit dem wir über "Die Rolle des CIO und der IT" diskutieren.

 

Bitte stellen Sie sich kurz vor!

Guten Tag, mein Name ist Jochen Moll. Ich bin Vorstandsvorsitzender bei BizSphere, einem jungen Software- und Beratungsunternehmen, das sich in den Bereichen Knowledge Management und Sales Enablement auf Lösungen zur Vertriebs- und Marketingoptimierung spezialisiert hat.

Die Rolle des CIO verändert sich. Welche Tendenzen sind hierbei Ihrer Ansicht nach erkennbar?

Es sind vor allem Veränderungen in den Abläufen und Prozessen erkennbar. Während die IT-Abteilungen sich personell verkleinern, wächst einerseits der Kreis der Entscheider sowie andererseits der Einflussbereich der IT und der Anwender. Hinzu kommen noch die zunehmende Forderung nach Mobilität und Schnelligkeit sowie eine Vielzahl an ständig wechselnden Anwendungen. Es gibt bereits jetzt nur noch sehr wenige Unternehmensbereiche, auf die die IT lediglich einen geringen Einfluss hat. Ein gutes Beispiel hierfür ist Social Media: Hier ist die IT oft eng mit Marketing in der Verantwortung. Jedoch beeinflusst der Endanwender durch sein Nutzungsverhalten die Entwicklungen im Unternehmen entscheidend mit. Das Aufgabengebiet des „klassischen CIOs“ wird dadurch insgesamt also weiter gesteckt. Neben der reinen technischen Kernkompetenz wird verstärkt Verhandlungsgeschick, Flexibilität und ein Gespür für Business-relevante Themen gefordert. Vom CIO wird man in den kommenden Jahren noch stärker erwarten, dass er in der Lage sein wird, sich mit speziellen Geschäftsabläufen auseinander zu setzen und diese im Detail zu verstehen. Er wird nicht mehr alleine verantwortlich sein für IT-Themen. Produktion, HR, Marketing und der Vertrieb werden hier verstärkt mitreden. Umgekehrt wird das technische Verständnis bei den Verantwortlichen dieser Bereiche zunehmen und auch zunehmen müssen. Dementsprechend wird der künftige IT-Verantwortliche verstärkt Einfluss auf Management- und Geschäftsprozesse haben. Durch diese Transformation entwickelt sich dann auch die „Information Technology“ – gemäß dem bekannten Vordenker Forrester – langfristig zur „Business Technology“.

Welchen Einfluss hat Cloud Computing auf die Rolle des CIO?

Dadurch, dass die IT immer mehr unterschiedliche Dienste zur Verfügung stellen muss, wächst die Bedeutung von Cloud Computing. Hier gibt es bereits heute schon eine große Menge an Diensten und Dienstleistern. Diese gilt es zu managen und je nach Bedarf zu nutzen oder zu tauschen. Cloud Computing ist eine Möglichkeit für CIOs, trotz Kostenreduktionen eine gewisse finanzielle Flexibilität und Spielraum für Innovation beizubehalten. Er sollte dabei zunächst sämtliche internen Workloads untersuchen und abwägen, welche Prozesse, Applikationen oder Infrastrukturen am besten für die Cloud geeignet wären und welche stattdessen „inhouse“ verarbeitet oder als Servicemodell von extern bezogen werden sollten. Es ist denkbar, dass man in Zukunft verstärkt flexibel, je nach Anforderungen und Kapazitäten, auf unterschiedliche Cloud-Provider zu greifen wird. Forrester spricht hier von sogenannten „Cloud Brokern“, die bereits heute schon im Markt die Organisation hierbei übernehmen.

Was könnten Gründe für diese Entwicklungstendenzen sein?

Die Herausforderungen, mit denen sich ein CIO zum Teil heute schon und verstärkt in Zukunft auseinandersetzen muss, sind nach Gartner hauptsächlich in der weltwirtschaftlichen Lage begründet. Die sich beschleunigenden Rahmenbedingungen tragen dazu bei, dass man Business-Modelle entwickelt, mit denen man sich schneller auf Veränderungen und Krisen einstellen kann. Das spürt man auch im täglichen Geschäft: In volatilen Zeiten werden Faktoren, wie Reaktionsgeschwindigkeit und die Möglichkeit, flexibel zwischen Anbietern, Lösungsmodellen und Projekt-Budgets zu entscheiden, immer relevanter. Modifizierbarkeit wird zum Schlüsselthema. Das Herausfiltern bestimmter Informationen aus der Datenflut oder die ständige Verfügbarkeit relevanter Informationen an jedem Ort wird neben der Kompatibilität mit anderen Systemen immer entscheidender.

 

Was bedeuten diese Veränderungen in der Rolle des CIO für BizSphere?

Die BizSphere Sales Enablement Lösung entspricht diesen Anforderungen und bietet sowohl die Möglichkeit, Informationen aus unstrukturierten Daten zu filtern, als auch, Informationen im richtigen Zusammenhang aufzufinden – „Wissensmanagement der nächsten Generation“. Die Lösung ist integrierbar in bestehende CRM- und DM-Systeme sowie Webportale und gleichfalls anpassbar an die jeweilige Situation bei unseren Kunden. Unsere Lösung adressiert in erster Linie Kostenreduktion und Effizienzsteigerung im Vertrieb und besitzt damit die entscheidende Business-Relevanz. Speziell in Zeiten, in denen eine schnelle und flexible Reaktion sowie die möglichst uneingeschränkte Verfügbarkeit von Wissen mehr denn je wettbewerbsentscheidend sind und werden.

Wie könnte die Position eines CIO in den nächsten Jahren aussehen?

Berater und Analysten gehen aufgrund des steigenden Bedarfs an Business Skills und an zusätzlichem Wissen über spezielle Geschäftsabläufe von einem dualen Modell aus. Dabei wird die Rolle des klassischen CIOs in zwei Bereiche aufteilt: einen Chief Technology Officer (CTO), der für die IT verantwortlich ist, und einen Chief Process Officer (CPO), der sich mit den Geschäftsprozessen und dem daraus resultierenden Bedarf auseinandersetzt.

Eine solche Entwicklung wäre meines Erachtens durchaus denkbar. Wie das dann im Einzelnen aussehen könnte ist allerdings stark von den jeweiligen Rahmenbedingungen des betreffenden Unternehmens abhängig. Ebenso sind neben dem CIO verschiedene IT-Beauftragte aus den jeweiligen Fachbereichen denkbar. Unbestritten ist dabei sicherlich, dass die IT bald aus keinem Bereich mehr wegzudenken ist. Auch Technisierungstendenzen im privaten Umfeld – wie beispielsweise Mobile Devices und Social Media – haben Einfluss auf die Unternehmens-IT, da hier der Umgang mit der Technik der potenziellen Kunden und Mitarbeiter geprägt wird und dieser wird immer selbstverständlicher. Das überträgt sich dann im Umkehrschluss auch auf die Kundenwünsche und Erwartungen von Mitarbeiter an einen potenziellen Arbeitsplatz. IT wird damit zum Business-Treiber.

IT-Verantwortliche in Unternehmen benötigen daher in Zukunft verstärkt die Fähigkeit zu unternehmerischem Denken und Handeln. Ihr Fokus liegt nicht mehr alleine nur auf der IT, sondern muss die Gesamtentwicklung des Unternehmens mit in die Planungen einbeziehen. Kommunikation und konstruktiver Austausch mit Kollegen und anderen Geschäftsbereichen sowie Verhandlungsgeschick, Leadership-Mentalität und ein Gespür für Innovationen werden zu neuen Kernkompetenzen. Ein CIO, so Forrester, sollte daher in Zukunft als ein „vertrauenswürdiger Geschäftsberater“ intern und extern wahrgenommen werden. Relationship und Kommunikation werden somit künftig entscheidend zu dem Erfolg von IT-Projekten beitragen. Forrester rät sogar, dafür gezielt Marketing und Kommunikationsexperten einzustellen. Neben Vertrieb, Marketing, HR und Finanzen wird IT bzw. BT somit ein fester Bestandteil in der Unternehmensführung sein.

Vielen Dank Herr Moll für das interessante Gespräch.

 

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber AGITANO / Geschäftsführer FOMACO GmbH).

 

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