Eine Reise in sich hinein und über sich hinaus – Gute Reise

Die wöchentliche Business-Kolumne von Ulrich B Wagner

Heute: Gute Reise – Wünsche, Ziele, Pläne. Wie das Leben Fahrt aufnimmt!

„Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir zu leisten imstande sein werden“

Johann Wolfgang von Goethe

Wünsch Dir was.

Was ist im Moment Ihr größter Wunsch?

Wovon träumen Sie gerade?

Der Dalai Lama äußerte einmal in einem Interview, dass es ein enormer Glücksfall sein kann, nicht das zu bekommen, was man sich wünscht. Warum sind so viele Lotteriegewinner bereits ein Jahr nach dem großen Gewinn in der Regel nicht nur nicht glücklicher, sondern sogar unglücklicher als zuvor? Oder der enttäuschte und unglückliche Rentner, der jahrelang vor seiner Pensionierung von ruhigen Tagen, langen Spaziergängen, unendlicher Zeit für Lektüre und sonstigem geträumt hat und nun mit Erschrecken feststellt, wie ihm der Leistungsdruck, die festen Zeitvorgaben und die persönliche Anerkennung im beruflichen Kontext fehlen.  Schaut man sich einschlägige Studien zu diesem Thema an, kann man sehr schnell zu dem Schluss kommen, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn wir nicht bekommen, was wir uns wünschen. Oder ist es vielleicht gar so, dass es nicht darum geht, richtig zu wünschen, sondern darum, das Richtige zu wünschen und in der Folge aus diesem Wunsch ein realistisches Ziel abzuleiten und dieses Ziel durch konkrete Pläne auch voranzutreiben?

Doch bleiben wir zunächst noch kurz bei unseren Wünschen. Warum führt deren Erfüllung nicht immer zwangsläufig auch zu dem Glücksgefühl, das wir uns im Vorfeld davon versprochen haben. Eine Reihe von Arbeiten amerikanischer Psychologen zum Thema „affective forecasting“, also der menschlichen Prognosefähigkeit, konnte eindrücklich zeigen, dass, sobald es um Feinheiten geht, es um die menschliche Fähigkeit zur emotionalen Vorausschau nicht besonders gut gestellt ist.  David Gilbert fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen: „Menschen überschätzen systematisch Intensität und Dauer ihrer Gefühle beim Eintreffen bestimmter Ereignisse“.

Glücklich wird demnach nur der, der weiß, was ihn glücklich macht. Neueste Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass es bereits hier bei den meisten Menschen sehr stark hapert. Sowohl der Irrglaube vieler Menschen, die Hürde zu ihrem Lebensglück bestünde darin, dass sie nicht dass bekommen, was sie sich wünschen, als auch die fehlende Einsicht darüber, dass sie sich nicht das Richtige wünschen, gehen dabei in die gleiche Richtung: Einem Auseinanderklaffen von Phantasie und Wirklichkeit.

Wünsche sind nur eine Prognose unserer zukünftigen Gefühle und können, wie so viele Beispiele im Leben zeigen, extrem fehlerhaft sein. Der Wunsch allein, aber auch dessen Erfüllung, bedeuten nämlich noch lange nicht, dass man sich anschließend besser fühlt bzw. die Situation als solche sich tatsächlich verbessert hat. Ursächlich hierfür ist unser Denken in konstanten Größen, in statischen Systemen und Umfeldern. Jedoch verändern sich unsere Gefühle, aber auch Lebenssituationen, nicht gradlinig, sondern eher wellenförmig. Verantwortlich hierfür ist ein sehr hilfreiches psychologisches Schutzschild, das heftigen Emotionen die Wucht nimmt und uns damit anpassungsfähiger macht für die Dinge, die uns passieren, als wir im ersten Moment glauben. Dies gilt sowohl für negative als auch für positive Gefühle. Aber was spricht dagegen, wenn negative Emotionen hinter den Erwartungen zurückbleiben, mögen Sie nun denken? Nichts, möchte man vorschnell antworten, übersieht hierbei aber, dass gerade diese fehlerhaften Erwartungen zu fatalen Fehlentscheidungen führen können. Oft unterschätzen wir nämlich, wie gut wir in der Lage sind, uns vom ersten Moment an auch negativen und schwierigen Herausforderungen anzupassen. Wie der Volksmund schon so trefflich formulierte, wachsen wir nämlich an unseren Herausforderungen. Sie geben unserem Leben die Komplexität, die wir brauchen, um das Neue zu wagen. Die Träume vom vermeintlichen Paradies können dagegen die Wahrnehmung realer Möglichkeiten verhindern. Wünsche sind kein Ruhekissen mit Selbstbedienungsmentalität. Und auch kein Bestellservice im Universum, wie uns einige Scharlatane weiß machen wollen. Sie werden uns nicht vom universellen Wunschbäcker per DHL in einer netten Geschenkbox an die Haustür gebracht. Wünsche sind, wie der Geheimrat aus Frankfurt bereits so trefflich anmerkte, bloße Vorboten dessen, was wir zu leisten im Stande sind. Wir müssen hierfür etwas tun. Wir müssen uns mit ihnen auseinandersetzen, sie hinterfragen, sie im Sinne der Zukunfts- und Erfolgsfähigkeit bewerten und schließlich in Ziele übertragen, wobei wir beim nächsten Thema sind: Den Zielen.

Zig Zigler, ein erfolgreicher Verkaufstrainer, definierte Ziele einmal wie folgt:

 

„Ziele sind Träume, die wir in Pläne umsetzen; dann schreiten wir zur Tat, um sie zu erfüllen.“

Wie werden aus Wünschen Ziele? Wie wählen wir unsere Ziele aus? Gibt es für unsere Ziele auch einen Plan? Gegebenenfalls auch einen Plan B? Ziele sind unser innerer Kompass. Sie geben unserem Leben Richtung und Sinn. Welche Ziele wir uns setzen, hängt sehr stark von unserer inneren Einstellung ab. Die amerikanische Psychologin Carolin Dweck von Stanford University hat in diesem Zusammenhang implizite Persönlichkeitstheorien in mehreren Studien untersucht und dabei zwei Persönlichkeitstypen herausgefunden, die ihre Fähigkeiten und Talente komplett konträr bewerten und beschreiben: Der eine Typus, den sie Eigenschaftstheoretiker nennt, geht davon aus, dass wir halt so sind, wie wir sind. Fast alles, ob Charakter, Persönlichkeit, Intelligenz oder Kreativität, wird von diesem Typus als naturgegeben und als vom Schicksal determiniert betrachtet. Man hat eine Fähigkeit, oder man hat sie halt nicht. Dagegen gehen die sogenannten Zuwachstheoretiker davon aus, dass unsere Persönlichkeit, unsere Eigenschaften und Fähigkeiten, durch Lernen und Anstrengung veränderbar sind. Die Eigenschaftstheoretiker suchen in der Regel Ziele, deren Erreichen das bestätigt, was sie von sich halten. Sie bewegen sich daher bevorzugt auf sicherem Grund und gehen dem Risiko in einem weiten Bogen aus dem Weg. Sie befürchten, sich ständig zu überfordern, oder Lücken in ihrem Fähigkeitsportfolio zu offenbaren. Sie beschränken sich daher auf Ziele, die mit ihren (geglaubt) fixierten Fähigkeiten kompatibel sind und in denen sie sich beweisen können. Zuwachstheoretiker versuchen dagegen, kontinuierlich ihre Grenzen auszutesten und zu erweitern. Anspruchsvolle Ziele sehen sie als Herausforderung und Chance, nicht als Bedrohung. Sie wachsen an ihren Zielen und lassen sich durch Rückschläge und erste Fehler nicht entmutigen. Sie glauben daran, dass man alles schaffen kann, wenn man es will, und sich in der Folge nur genügend anstrengt. Ob wir unsere Ziele erfolgreich verfolgen, hängt daher von einigen wenigen Faktoren ab: Ausdauer, Wollen (sprich einem starken Willen), Können, einer Portion Glück und insbesondere von einem guten Plan.

Wünschen alleine hilft halt nicht. Um erfolgreich zu sein gilt es, aus anfänglich verschwommenen und diffusen Wünschen ein konkretes Ziel herauszuarbeiten und dieses schließlich zu fixieren. Vagen und halbherzigen Zielformulierungen folgen in der Regel auch ebenso vage und wenig zielführende Strategien, in denen die Entschuldigung des Scheiterns als Hintertürchen von Anfang an mit eingebaut ist. Umso abstrakter eine Zielformulierung gewählt ist, umso einfacher sind die Ausstiegsmöglichkeiten bei etwaigen ersten Ermüdung- und Entmutigungserscheinungen gestaltet. Eine konkrete Zielformulierung, die von Beginn an die einzelnen Schritte auf dem Weg definiert, das Handeln statt des Redens in den Mittelpunkt des Interesses stellt, und die Hürden auf dem Weg zum Ziel nicht aus den Augen verliert, ist ein Garant des Erfolgs. Die Schwierigkeiten und Hemmnisse frühzeitig zu analysieren,  wird von der Psychologin Gabriele Oettingen als „mentales Kontrastieren“ bezeichnet. Sie beschreibt damit eine erfolgreiche, realistisch-pessimistische Betrachtungsweise. Dies bedeutet nicht, bereits im Vorfeld den Teufel an die Wand zu malen, sondern auf der Grundlage eines positiv formulierten Zieles die möglichen Hindernisse und Hürden zu benennen und zu beachten, die einem auf dem Weg zur Erreichung des Zieles behindern könnten. Dies hat sozusagen einen doppelten positiven Effekt auf eine erfolgreiche Zielereichung. Erstens wird man von auftretenden Hindernissen nicht kalt erwischt, sondern ist sich bereits frühzeitig darüber bewusst, dass die eine oder andere Hürde im Laufe des Weges auftauchen könnte und hat, wenn nötig, schon einen Plan B parat, um sein Ziel weiterzuverfolgen. Zweitens verfolgen Menschen, die sich frühzeitig mit möglichen Schwierigkeiten auseinandersetzen, konzentrierter und sorgfältiger ihr Ziel und versuchen bewusster, Fehler zu vermeiden, was die Chancen der Zielerreichung deutlich erhöht.

Nun zum Thema Pläne. Gute Pläne müssen nicht nur realistisch, sondern auch von Selbsterkenntnis geprägt sein. Nur wenn der Plan klar und deutlich vorgibt, wann und wo die einzelnen Schritte zur Zielerreichung durchgeführt werden, sind diese von Erfolg gekrönt. Gute Pläne sind somit Handlungsanweisungen, die die guten Absichten in konkretes Verhalten übersetzen und uns zum Tun auffordern. In diesem Sinne werden durch Pläne unsere Ziele in fortlaufende Wenn-Dann Verknüpfungen zerlegt, die uns führen und damit weniger anfällig für ein plötzliches Ausscheren machen. Ein weiterer Wesenszug guter Pläne ist der, dass sie Ort und Zeit für das Handeln benennen. Durch diese Verortung werden in unserem Gehirn Verbindungen erzeugt, die uns im Alltag helfen den Plan auch einzuhalten.

Konkrete Orts- und Zeitangaben wirken wie Auslöser, die uns automatisch an unsere Pläne und das dahinterliegende Ziel erinnern. All dies zusammen führt in der Folge dazu, dass Gewohnheiten entstehen, an denen wir uns nur schlecht vorbeimogeln können.

Pläne müssen darüber hinaus jedoch auch ein gewisses Maß an Flexibilität besitzen. Denn nur wenn sie in regelmäßigen Abständen an die sich verändernden Umstände angepasst werden, können sie auch zielführend bleiben.

Bitte denken Sie bei der Verfolgung Ihrer Pläne zu guter Letzt aber immer auch an den weisen Spruch von Konfuzius: Ist man im Kleinen nicht nachsichtig, so stört man große Pläne.

Also Leinen los und auf zu neuen Ufern. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Verfolgung Ihrer Ziele.

Ihr

Ulrich B Wagner

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Profil des Autors:

Ulrich B. Wagner, Jahrgang 1967, studierte Psychologie, Soziologie und Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt am Main. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Kommunikation, Coaching und Managementberatung (ikcm) mit Sitz in Bad Homburg und Frankfurt am Main und gleichzeitig Dozent an der european school of design für Kommunikationstheorie sowie Werbe- und Konsumentenpsychologie. Ulrich Wagner arbeitet als Managementberater und systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikations- und Rhetoriktrainings, Personalentwicklung, Begleitung von Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.

Zu erreichen: via Website www.ikcm.de, via Mail uwagner@ikcm.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).

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