Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ zum Einsatz digitaler Medien in Bildung und Forschung

Die Projektgruppe "Bildung und Forschung" hat ihre Handlungsempfehlungen fertiggestellt. Während der am Montag, 25. Juni 2012, um 15 Uhr beginnenden Sitzung beschäftigt sich die Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft" unter Leitung von Axel E. Fischer (CDU/CSU) mit der 28-seitigen Vorlage. Im Gegensatz zu einigen anderen Projektgruppen hat die von Reinhard Brandl (CDU/CSU) geleitete Gruppe ein weitgehend konsensuales Papier erarbeitet. Lediglich an drei Stellen gibt es alternative Textvorschläge.

"Eltern und Erzieher sollen Mediennutzung begleiten"

Beginnend bei der frühkindlichen Bildung empfiehlt die Projektgruppe, den Umgang mit digitalen Medien in der Ausbildung des pädagogischen Personals zu verbessern und die Elternbildung zu stärken. Neben den Eltern würden Erzieher und Lehrer bei der Vermittlung von Medienkompetenz eine besondere Verantwortung tragen, schreiben die Mitglieder. In Ergänzung des zweiten Zwischenberichts "Medienkompetenz" wird daher den Ländern empfohlen, die Vermittlung medienpädagogischer Basiskompetenzen sowie den Umgang mit digitalen Medien als Grundbestandteile der Ausbildung von Erziehern und Lehrkräften aufzunehmen beziehungsweise weiter auszubauen.

Schließlich sei sowohl "eine Begleitung der Mediennutzung und des Medienumgangs durch Eltern und Erzieher sowie auch eine Unterstützung bei der emotionalen Verarbeitung von Medienerlebnissen unverzichtbar".

"IT-System an Schulen unterstützen"

Gefordert wird auch eine Unterstützung der IT-Systeme an Schulen. Hierbei, so schreiben die Projektgruppenmitglieder, gelte es aber, sich von einem technikbeherrschten Bild zu lösen und vielmehr die strukturellen Voraussetzungen in den Blick zu nehmen. Eine technische Vollausstattung der Schüler sowie der Schulen mache wenig Sinn, wenn keine Ausbildung der Lehrkräfte erfolge und entsprechende Bildungskonzepte nicht zur Verfügung stünden, urteilen die Abgeordneten und Sachverständigen.

Auch im Bereich der Hochschulen gelte es die Potenziale von IT-Systemen zu nutzen, heißt es weiter. Damit könne die "universitäre Lehre und das universitäre Lernen" verbessert werden. Neben dem klassischen Fernlernen könne auch E-Learning als Ergänzung zu den übrigen Lernmethoden einen wichtigen Beitrag mit Blick auf die Erreichung des Lernerfolgs leisten. Daher ist es aus Sicht der Projektgruppe sinnvoll, zentrale Kompetenzzentren für IT-Systeme und E-Learning-Dienste einzurichten.

"Aus- und Weiterbildung stärken"

Als "noch nicht ausgeschöpft" bewertet die Projektgruppe das mit digitalen Medien verbundene Potenzial an Informations-, Kommunikations-, Lehr- und Lernmöglichkeiten in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Zwar zeichne sich derzeit ein Paradigmenwechsel zum selbstorganisierten Lernen ab, den die Unterstützung betrieblichen Lehrens und Lernens durch die Nutzung digitaler Medien mit sich bringe. Es fehlten oftmals jedoch "integrierte Konzepte, um eine methodisch abgesicherte und effiziente Erweiterung betrieblichen Lernens mit Hilfe digitaler Medien zu erzielen".

Daher wird empfohlen, weiterhin und verstärkt mit gezielten Fördermaßnahmen der Bundesregierung, die im Zusammenspiel mit den Partnern des dualen Berufsbildungssystems gemeinsam konzipiert werden, die berufliche Aus- und Weiterbildung im internationalen Wettbewerb zu stärken und wettbewerbsfähig zu halten. Was die Ausbildungsdauer in Berufen, "die durch die Digitalisierung besonders anspruchsvolle und differenzierte Kenntnisse erfordern", angeht, so gibt es unterschiedliche Vorstellungen: Während im Text der Projektgruppe von "angemessenen Ausbildungszeiten" die Rede ist, spricht sich die Linksfraktion für eine Ausbildungszeit "nicht unter drei Jahren" aus.

 

"Open-Access-Prinzip voranbringen"

Mit Blick auf die digitalen Medien und ihren Einsatz in Forschung und Wissenschaft plädiert die Projektgruppe dafür, das Open-Access-Prinzip in der deutschen Forschungsförderungspolitik und in der deutschen Hochschullandschaft auch durch die gemeinsame Entwicklung einer nachhaltigen Open-Access-Strategie voranzutreiben.

Öffentliche Hochschulen und Forschungseinrichtungen sollten nach den Vorstellungen der Abgeordneten dazu angehalten und dabei unterstützt werden, "Open-Access-Strategien für ihre Einrichtungen zu erarbeiten beziehungsweise ihre bestehende Open-Access-Strategie zu aktualisieren, zu veröffentlichen sowie Maßnahmen zu deren Umsetzung zu benennen und durchzuführen". Ein wichtiges Signal könne dabei sein, insbesondere die Zeitschriften, die von den Fachgesellschaften selbst herausgegeben werden, Open Access zu publizieren.

Digitalisierte und vernetzte Sicherheitstechnologien

Was die Konzeptionierung von Förderprogrammen im Bereich der digitalisierten und vernetzten Sicherheitstechnologien angeht, so gehen in der Projektgruppe die Ansichten auseinander. Während im Text von einer "Unterscheidung von zivilen und militärischen Forschungszielen" die Rede ist, sieht der Alternativvorschlag der Fraktion Die Linke "eine strikte Trennung von zivilen und militärischen Forschungszielen" vor. Zusätzlich plädiert die Fraktion für die Formulierung: "Auszuschließen sind insbesondere die Verwendung von Forschungsergebnissen für Angriffstechnologien im militärischen Einsatz sowie für Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen außerhalb der engen Grenzen demokratischer Rechtstaatlichkeit."

Im Anschluss an die Verabschiedung der Handlungsempfehlungen beschäftigt sich die Enquete-Kommission mit dem ersten Teil des Zwischenberichts der Projektgruppe "Demokratie und Staat". Dabei handelt es sich um die Bestandsaufnahme. Zu einigen Kapiteln in dem 196-seitigen Bericht liegen Alternativtexte vor.

Weiterführende Informationen

Die Handlungsempfehlungen der Projektgruppe "Bildung und Forschung" für die Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft" finden Sie hier im Originalwortlaut.

 

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