Erfolgsfaktor Mittelstand – Interview mit Jürgen Richter, catalyso

Im Vorfeld des Isarnetz, die Münchner WebWoche, die vom 07. bis 13. Mai 2012 in München statt findet, wurden in der Interviewreihe „Erfolgsfaktor Mittelstand“ mit ausgewiesene Experten, Praktiker und Dienstleistern über deren Erfahrungen und Ansätze im Mittelstand sowie Lösungen für den Mittelstand gesprochen.

Das dritte Interview dieser Gesprächsrunde wurde mit Jürgen Richter, Inhaber der Unternehmensberatung catalyso – empower people, durchgeführt.

 

Jürgen Richter

1. Stellen Sie sich bitte kurz vor!

Mein Name ist Jürgen Richter. Ich bin Inhaber der Unternehmensberatung catalyso®. Wir unterstützen Kunden bei spezifischen Aufgaben der Unternehmensführung. Dabei handelt es sich weit überwiegend um mittelständische Pharma- und Nahrungsmittelunternehmen in Privatbesitz. Ein Schwerpunktthema ist die Aufstellung rund um das Thema ERP. Dazu gehören Aufgaben wie z.B. die Begleitung und Durchführung von Ausschreibungsverfahren, der Abschluss von Software- und Projektverträgen, die personelle und organisatorische Aufstellung des Unternehmens oder die Durchführung von Projekten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Weiterentwicklung von Führungskultur und das Thema Führungsethik, mit dem Ziel, die Attraktivität von Unternehmen zu steigern und sie so angesichts der Herausforderungen des demografischen Wandels wettbewerbsfähiger zu machen.

2. Was bedeuten für Sie Erfolgsfaktoren des Mittelstandes?

Typische Erfolgsfaktoren des Mittelstandes sind die Nähe zum Kunden sowie die Fähigkeit und der Wille, auf dessen spezifische Bedürfnisse individuell einzugehen. In vielen Fällen wird dies durch Unternehmerpersönlichkeiten getrieben, die für die Menschen greifbar sind und die Vorbildfunktion für ihre Mitarbeiter haben. Kurze Entscheidungswege ermöglichen rasches Handeln. Verbindliche Zusagen erfordern keine komplexen Genehmigungsverfahren. Menschen, die Zusagen machen, übernehmen auch die Verantwortung für deren Umsetzung. Dadurch grenzt sich der Mittelstand am meisten von den Konzernen ab. Natürlich gibt es viele weitere Erfolgsfaktoren, die sich aber alle mehr oder minder aus dem vorher gesagten ableiten.

3. In welchen Bereichen unterstützen Sie diese Erfolgsfaktoren?

Bei uns geht es primär um die Organisation der betriebswirtschaftlichen Prozesse, um die Menschen, die sie durchführen und um die Abbildung der Prozesse mit IT, also in der Regel mit ERP-Systemen. Ziel ist es, die Prozesse stabil, zuverlässig, nachvollziehbar und nicht zuletzt von den Bedürfnissen der Kunden her gesehen zu gestalten. Im Vordergrund steht dabei die Qualität. Natürlich gehört dazu auch die Effizienz.

4. Wie sieht dabei Ihr Ansatz aus?

Wir kommen immer vom Menschen her. Die Reihenfolge heißt Mensch, Prozess, Organisation. In der Praxis funktionieren Unternehmen oft trotz und nicht wegen ihrer Organisation. Wesentlicher Erfolgsfaktor bei allem, was wir tun, ist, das Wissen, die Fähigkeiten und den Willen der Menschen zu fördern und zu nutzen, einen Wertschöpfungsbeitrag zu leisten und gut zusammen zu arbeiten. Manchmal ist allein dies schon ein Paradigmenwechsel. Sie bekommen nicht gesagt, was sie zu tun haben, sondern sie entwickeln ihre eigenen Lösungen.

Die Förderung der Mit- und Selbstbestimmung ist ein wesentliches Element. Das bedeutet keine Demokratisierung oder gar die Einführung anarchischer Strukturen in Unternehmen. Im Gegenteil fördern wir klare Führungsstrukturen und Führungslinien. Unklare Strukturen und gestrichelte Führungslinien führen nur zum Durcheinander und dazu, dass Mitarbeiter verunsichert werden, weil sie keine eindeutigen Bezugspunkte haben. Allerdings bedeutet so verstandenes Führen vor allem Führen durch Vorbild, dadurch, dass die Mitarbeiter mitgenommen werden. Es bedeutet Einbinden in die Verantwortung und Freiheit zur Mitgestaltung. Wer lediglich über seine „Schulterklappen“ führt, hat von Anfang an verloren.

 

5. Welche Tools nutzen Sie heute hierfür?

Für das, was wir tun, ist vor allem der klare Menschenverstand, praktische Führungserfahrung, ein profundes Verständnis für die Menschen, die betriebswirtschaftlichen Prozesse und das Marktumfeld unserer Kunden entscheidend. Wenn es um die Auswahl eines ERP-Systems geht, profitieren wir natürlich auch von unserer flächendeckenden Kenntnis des Anbietermarkts. Hauptwerkzeug ist das gesprochene, beziehungsweise geschriebene Wort sowie der grammatikalisch korrekt und klar formulierte Satz, mit dem wir allgemeinverständlich kommunizieren können. Technische Werkzeuge sind lediglich Mittel zum Zweck, um zum Beispiel Bewertungsverfahren oder Prozessmodellierungen zu unterstützen. Dafür gibt es jede Menge und die sind nahezu beliebig austauschbar.

6. Inwieweit setzen Sie diese Erfolgsfaktoren auch für Ihr eigenes Unternehmen ein?

Entscheidend ist das Denken vom Kunden her und der Respekt, mit dem wir ihm, das heißt den Menschen bei unseren Kunden begegnen. Wir glauben an den Erfolg durch Empathie und Zuverlässigkeit. Unser Ziel ist, dass unsere Kunden durch die Zusammenarbeit geschäftlichen und persönlichen Mehrwert erfahren. Man kann nicht mit Menschen zusammenarbeiten und nicht für Menschen arbeiten, wenn man sie nicht mag.

7. Was sind für Sie die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Mittelstand?

Das habe ich im Prinzip mit der zweiten Frage bereits beantwortet. Dies sind die Nähe zum Kunden und die Fähigkeit und der Wille auf deren Bedürfnisse einzugehen.

8. Was möchten Sie anderen Unternehmern und Managern zum Thema Erfolgsfaktoren mitgeben?

Ich möchte niemandem etwas mitgeben. Mein Ziel ist, dass die Menschen, mit denen ich es zu tun habe – gleich, ob es sich dabei um Kunden, Freunde, Bekannte, Familie oder wen auch immer handelt –, durch mein Tun etwas gewinnen, das für sie von Wert ist. Ich bin überzeugt, dass es der bessere Weg ist, anderen zu helfen, selbst zu erfahren, was sie tun können und sollen, als es ihnen zu sagen.

Herr Richter, vielen Dank für das interessante Gespräch.

 

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber AGITANO / Geschäftsführer FOMACO GmbH).

 

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