Fachkräfte sichern – jetzt!

Auf der einen Seite eine immer noch recht hohe Arbeitslosenquote, auf der anderen Seite die zunehmenden Schwierigkeiten der Unternehmen, offene Stellen, auch Lehrstellen, zu besetzen: Bei den Diskussionen rund um das Thema „Fachkräftemangel“ gibt es scheinbar widersprüchliche Klagen verschiedener Seite, und viele Fragen sind offen. Die IHK Köln wollte es genauer wissen und hat mit einer Studie Antworten gesucht auf Fragen wie die, ob die Region Köln vor der Vollbeschäftigung steht, die „Ausbildung für Alle“ nahe ist oder ob der Fachkräftemangel die Region ausbremsen wird und wir alle demnächst bis zum 70sten Lebensjahr arbeiten müssen?

„Wir haben diese Untersuchung gestartet, um ohne jede Panikmache oder Heilsversprechung für Unternehmen, Politik und die Menschen in der Region Entscheidungshilfen zu finden, um sich auf die absehbaren Entwicklungen vorbereiten zu können“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Herbert Ferger zu Beginn der heutigen Pressekonferenz zum Thema.

Risiko Fachkräftemangel

Mit ihrer Befragung hat die IHK Köln herausgefunden, dass bereits jedes vierte Unternehmen (27,5 Prozent) im IHK Bezirk Köln im Mangel an Fachkräften ein zentrales Risiko für seine wirtschaftliche Entwicklung sieht. Vor allem personalintensive Dienstleistungsbranchen wie die Gesundheitswirtschaft blicken mit Sorge auf den Arbeitsmarkt, und der Fachkräftemangel wirkt sich bereits heute ganz konkret auf das Wachstum der Region aus. „Bei etwa jedem vierten Unternehmen im IHK Bezirk blieben in den vergangenen Monaten offene Stellen unbesetzt“, erläuterte Hauptgeschäftsführer Ferger. Bei den Ausbildungsplätzen gaben weitere sieben Prozent der Unternehmen an, diese nicht besetzen zu können. „Die Hauptursachen sehen dabei 71 Prozent der Unternehmen in der mangelnden Qualifikation, 58 Prozent weisen aber auch auf die fehlende Anzahl an Bewerbern hin“, so Ferger weiter.

Die Besetzung offener Stellen gelingt dabei den Unternehmen aus den Städten Köln und Leverkusen keineswegs besser als den Firmen in den Umlandkreisen. Allenfalls bei der Anwerbung hochspezialisierter Fachkräfte haben die Städte derzeit einen Vorteil gegenüber dem Umland.

Qualifikation

„Die aktuelle Umfrage hat bestätigt, was wir seit Jahren anmahnen: In einer immer spezialisierteren Wirtschaftswelt bleibt die Qualifikation der Schlüssel zum Arbeitsmarkt“, sagte Dr. Herbert Ferger. Bei den nicht besetzbaren Stellen, so der IHK-Hauptgeschäftsführer, handele es sich ausschließlich um qualifizierte Berufe. Weit vorne stehen technische Berufe wie Ingenieure, Mechatroniker, Produktdesigner.

Ausbildungsmarkt

Ende Mai verzeichnete die IHK Köln ein Plus von 21,9 Prozent bei den neueingetragenen Ausbildungsverhältnissen (3.947 Ausbildungsverträge). Damit liegt die bisher für das laufende Jahr eingetragene Anzahl von Ausbildungsverhältnissen bei der IHK Köln über den Werten aus den Rekordjahren 2007 und 2008. Insbesondere die Zahl der Ausbildungsverhältnisse im Bereich der industriell-technischen Berufe hat sich im Vergleich zum Vorjahr mit 48 Prozent nahezu verdoppelt. Und noch immer melden die Agenturen für Arbeit 4.372 unbesetzte Ausbildungsplätze in der Region. Dazu Hauptgeschäftsführer Ferger: „Die Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt und setzen auf eigene Aus- und Weiterbildung“.

Bevölkerungsprognose 2010/2030

Gegen den Landes- und Bundestrend wird die Bevölkerung im Bezirk der IHK Köln (die Städte Köln und Leverkusen, der Rheinisch-Bergische, der Oberbergische und der Rhein-Erft-Kreis) bis in das Jahr 2030 um rund vier Prozent – das sind cirka 80.000 Menschen – weiter deutlich wachsen. Die demografische Entwicklung trifft die Region damit nicht annähernd mit der gleichen Härte wie etwa Teile des Ruhrgebiets oder Ostdeutschlands. In der Region fällt die Prognose allerdings sehr unterschiedlich aus. Während vor allem die Stadt Köln (plus 10 Prozent) mit einem Zuzug rechnen kann, wird die Bevölkerung im Oberbergischen (minus acht Prozent) und im Rheinisch-Bergischen Kreis (minus zwei Prozent) sinken. Im Bergischen sinkt die Bevölkerung gerade in den jüngeren Altersklassen sogar schneller als im Landestrend (minus drei Prozent).

Die Entwicklung bei der Zahl der Erwerbspersonen – also der Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 Jahren – fällt ebenfalls im IHK Bezirk Köln sehr unterschiedlich aus: Bis in das Jahr 2030 werden voraussichtlich rund 4,5 Prozent oder fast 50.000 Menschen weniger dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Dann ehlen allein dem Oberbergischen Kreis knapp 30.000 Personen (-21 Prozent), dem Rheinisch-Bergischen Kreis knapp 20.000 Personen (-14,7 Prozent) und dem Rhein-Erft-Kreis knapp 17.000 Personen (-7,9 Prozent).

Beschäftigungspotenziale aktivieren, neue Wege gehen

Für die Region Köln stellt die demografische Herausforderung weniger ein Problem der Masse als eine Frage der Qualifikation und der Gewinnung von Nachwuchskräften dar. In den Branchen und Qualifikationen, in denen es schon heute Engpässe gibt, wird allein ein besserer Einsatz der vorhandenen Arbeitskräfte nicht zur Entspannung des Fachkräftemangels führen. „Damit ist klar: Wenn wir nichts unternehmen, wird der Fachkräftemangel zur Investitions- und Beschäftigungsbremse für die Region“, sagte Dr. Herbert Ferger. „Ziel aller Akteure der Region – der Gebietskörperschaften, der Arbeitsagenturen, der Vertreter der Arbeitgeber und -nehmer, aber auch der Bildungseinrichtungen – muss es daher sein, die Beschäftigungspotenziale der Region zu aktivieren“.

Den Arbeitgebern gibt die IHK Köln mit auf den Weg, sich bereits heute um die langfristige Besetzung von Schlüsselpositionen zu kümmern, ältere Mitarbeiter zu halten und weiterzubilden, bzw. rechtzeitig für Ersatz zu sorgen. Dabei müssen sie auch neue Wege gehen – wie die Zusammenarbeit mit Hochschulen oder den Aufbau von Auslandskontakten. Gleichzeitig müssen sie in die Weiterbildung ihrer alternden Mitarbeiter investieren. An die Arbeitnehmer geht die Aufforderung, sich beständig zu qualifizieren und noch stärker als bisher Bereitschaft zum lebenslangen Lernen zu haben.

Quelle: Industrie- und Handelskammer zu Köln

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