Feiertag: Der Augsburger Reichs- und Religionsfrieden – das Augsburger Friedensfest

Bayern hat die meisten Feiertage in Deutschland und die altehrwürdige Fuggerstadt Augsburg hat noch einmal einen Feiertag mehr als Bayern. Die Gründe reichen weit in die frühe Neuzeit zurück und machen diesen Feiertag in seiner Begründung einzigartig und zu einem der schönsten Feiertage im Bundesgebiet.

Der Feiertag geht auf den Religionsfrieden zwischen der katholischen und der evangelischen Glaubensrichtung zurück. In seiner konfessionsübergreifenden Bedeutung strahlt er bis heute auf das Verhältnis der Religionen untereinander und die Verständigung über die religiösen Grenzen hinweg aus.

Zwei Etappen zeichnen diesen Prozess aus

Im Zuge der Umwälzungen, für die der Name Martin Luther stellvertretend steht, wurde am 25. September 1555 auf dem Reichstag zu Augsburg (seinerzeit eine der größten, reichsten und mächtigsten Städte Deutschlands) zwischen Ferdinand I., der seinen Bruder Kaiser Karl V. vertrat, und den Reichsständen (Fürsten, Adel) ein Abkommen geschlossen. Darin sicherte der Augsburger Reichs- und Religionsfrieden als Reichsgesetz für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation den nunmehr lutherischen Reichsständen Frieden und ihre Besitzstände zu, getreu der Formel „Cuius regio, eius religio“, wessen Herrschaft, dessen Religion. Ein Fürst des territorial in eine Vielzahl kleinster Herrschaftsgebiete zersplitterten Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation war dadurch berechtigt, die Religion für seine Untertanen vorzugeben – die Bewohner selbst durften also noch nicht frei über ihren eigenen Glauben entscheiden, nur ihr Herr durfte dies für sie.

Mit diesem Zugeständnis an die lutherischen Reichsstände wurde zugleich auch die Idee des universalen christlichen (katholischen) Kaisertums beendet. Es war somit ein Sieg der Territorialherren über das Reich, der Sieg der fürstlichen Souveränität über die Zentralgewalt des Kaisers (ganz im Gegensatz zum absolutistischen Frankreich, wo sich der König anschickte, sämtliche Widerstände des Adels zu brechen). Doch die Einigung hatte nur einige Jahrzehnte Bestand. Es folgte 1618-1648 der bis dato größte Krieg der Menschheitsgeschichte. Vordergründig war es erneut ein Religionskrieg, in dem sich die Spannungen zwischen der Katholischen Liga und der Protestantischen Union innerhalb des Heiligen Römischen Reiches entluden. In erster Linie ging es jedoch erneut um Hegemonial- und Machtfragen, sowohl innerhalb des Heiligen Römischen Reichs zwischen Kaiser und Fürsten, als auch auf europäischer Ebene, vor allem zwischen dem Habsburger Kaiser und dem französischen König. Die Niederlande, Dänemark und Schweden griffen ebenfalls als Verbündete in das Kriegsgeschehen mit ein. Rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung kam in dem schier endlosen 30-jährigen Krieg ums Leben und die Entwicklung unseres Landes wurde um Jahrzehnte zurückgeworfen. Am Ende einigte man sich wieder auf die schon zuvor in Augsburg gefundene Kompromissformel: Cuius regio, eius religio.

Die Augsburger Protestanten feierten dann am 08. August 1648 einerseits das Ende des bis zu diesem Zeitpunkt verheerendsten Krieges der Geschichte und andererseits das Ende ihrer während des Krieges vom katholischen Kaiser wieder eingeführten Unterdrückung des lutherischen Glaubens. Seit diesem Tag wird das Augsburger Hohe Friedensfest alljährlich am 8. August begangen.

Heute ist das Friedensfest ein auf das Augsburger Stadtgebiet beschränkter gesetzlicher Feiertag. Da AGITANO, das Wirtschaftsforum für den Mittelstand, seinen Sitz in Augsburg hat, wünscht das AGITANO-Team allen Nutzern somit einen schönen Feiertag und verabschiedet sich mit den besten Friedenswünschen bis morgen. (mb)

 

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