Am 1. März 2012 wurde ein ehemaliger leitender Angestellter (38) der Klagenfurter Windradentwicklungsfirma Windtec als rechtskräftig verurteilter Spion aus seiner einjährigen Haftstrafe entlassen. Windtec ist eine Tochter des US-Riesen American Superconductor (AMSC), der im Nasdaq gelistet ist. Der Mann soll für die chinesische Konkurrenz Sinovel spioniert haben. Die Schadenssumme wurde mit 250 Millionen Dollar beziffert, der Spion muss 200.000 Euro davon aus eigener Tasche ersetzen. Laut seinem Anwalt, Gunter Huainigg, werde der Mann nun seit seiner Haftentlassung von Geheimdiensten drangsaliert und verfolgt: „Seit 1. März werden er und seine Familie von Fremden aufgesucht. Sie machen Fotos, klopfen an, verfolgen ihn mit dem Auto, tätigen Anrufe und sagen nichts.“ Dass auch Familienmitglieder betroffen seien, „ist ein bisschen wild. Bei den Leuten dürfte es sich um Mitarbeiter einer Wiener Sicherheitsfirma handeln. Wer diese beauftragt, wissen wir nicht. Jedenfalls hat dieselbe Firma vor dem Prozess gegen meinen Mandanten für AMSC ermittelt“.
Persönlicher Druck um ihn als Gegenspion umzudrehen
Der Anwalt des Betriebsspions äußerte den Verdacht, dass die USA hinter den Nachstellungen nach seinem Mandaten stecken könnten. Bei einem Treffen mit den Mitarbeitern der Sicherheitsfirma, berichtet der Wiener „Standard“, habe sein Mandant folgendes Angebot erhalten: Entweder er arbeite offiziell für Sinovel und spioniere dabei heimlich für AMSC – oder er solle wieder für AMSC arbeiten um ein neues Windradprogramm zu entwickeln, damit Sinovel wieder Know-how von AMSC brauche. Die Nachstellungen sollen wohl den verurteilten Spion verunsichern, so Huainigg. Ein Detektiv habe zudem dem Windtec-Spion gesagt, er sei „in großer Gefahr, die Chinesen seien hinter ihm her“.
USA drängen weiter auf Auslieferung
Die USA haben an die österreichische Justiz ein Rechtshilfeansuchen gestellt, um eine Auslieferung des Mannes zu erwirken, das mit massivem politischen Druck verbunden gewesen sei. Da er seine Strafe in Österreich allerdings bereits verbüßt hat, wurde eine Auslieferungshaft wegen der „erfolgten Aburteilung“ allerdings zurückgewiesen. AMSC hat währenddessen Sinovel auf 1,2 Milliarden Dollar Schadensersatz verklagt.
(mb)