Flexible Arbeitszeitregelungen und Kurzarbeit helfen …

… deutschem Arbeitsmarkt durch die Weltwirtschaftskrise

 

In Deutschland hat der Arbeitsmarkt die weltweite Wirtschaftskrise deutlich besser überstanden als in den meisten anderen OECD-Ländern. Ein nach wie vor hoher Anteil an Langzeitarbeitslosen und die Notwendigkeit, angesichts des demografischen Wandels, die Erwerbsbeteiligung von Älteren und von Frauen zu erhöhen, stellen die Arbeitsmarktpolitik aber weiter vor große Herausforderungen. Dies geht aus dem aktuellen Beschäftigungsausblick  der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, der heute in Paris vorgestellt wurde.

 

So hat sich in Deutschland, anders als in den meisten anderen OECD-Ländern, die Lage auf dem Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten weiter entspannt und die Arbeitslosenquote (nach ILO-Standard) liegt nun deutlich unter dem OECD-Schnitt. Vor allem flexible Arbeitszeitregelungen in den Betrieben, aber auch die Kurzarbeiterregelung haben einen Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert. Die Kurzarbeit trug ungefähr ein Viertel zur Reduzierung der Arbeitszeit bei.

 

Nach Schätzungen der OECD wurden bis zum 3. Quartal 2009 rund 200.000 Arbeitsplätze durch Kurzarbeit erhalten. Dem stehen insgesamt rund 350.000 Arbeitnehmer (Vollzeitäquivalent) gegenüber, die bis dahin von dieser Regelung profitierten. Ein nicht unerheblicher Teil der Kurzarbeiter hätte somit auch ohne die öffentlichen Zuschüsse ihren Arbeitsplatz nicht verloren. Dennoch scheinen die Mitnahmeeffekte bei der Kurzarbeit im Vergleich zu anderen Formen der Lohnsubvention gering.

 

Trotz der Bemühungen Weiterbildung im Rahmen der Kurzarbeit attraktiver zu machen, haben weniger als zehn Prozent der Kurzarbeiter tatsächlich an Trainingsprogrammen teilgenommen. Höhere Teilnahmequoten erreichten nur Länder, in denen die Teilnahme an Training während der Kurzarbeit verbindlich vorgeschrieben war. Gleichzeitig wurde Kurzarbeit vor allem von Arbeitnehmern in unbefristeten Normalarbeitsverhältnissen in Anspruch genommen. Die Teilnahme von Mitarbeitern von Zeitarbeitsfirmen war dagegen nur sehr begrenzt. In sofern hat die Kurzarbeit zu einer weiteren Segmentierung des deutschen Arbeitsmarktes beigetragen.

 

Es ist noch zu früh, um die Auswirkungen der Kurzarbeit auf den Aufschwung und den langfristigen Strukturwandel abzuschätzen. Dennoch sollten die erleichterten Regeln für die Kurzarbeit wieder auslaufen, sobald der Aufschwung an Fahrt gewinnt. Dies ist besonders in Deutschland von großer Bedeutung, da hier gemessen an OECD-Standards der Arbeitsmarkt besonders rigide ist.

 

 

Langzeitarbeitslosigkeit geht zurück, bleibt im OECD-Vergleich aber auf hohem Niveau

 

Trotz einer positiven Entwicklung in den vergangenen Jahren bleiben in Deutschland Arbeitslose deutlich länger ohne Beschäftigung als in anderen Ländern. So waren in Deutschland 2009 knapp 62 Prozent der Arbeitslosen länger als sechs Monate ohne Beschäftigung (nach ILO-Standard). Innerhalb der OECD war der Anteil der Langzeitarbeitslosen nur noch in der Slowakei, Ungarn und in Portugal höher. Im OECD-Mittel lag der Anteil der Langzeitarbeitslosen dagegen nur bei rund 40 Prozent. In Deutschland waren 2009 sogar 45 Prozent der Arbeitslosen länger als zwölf Monate ohne Beschäftigung. Im OECD-Mittel waren es dagegen nur 23 Prozent.

 

Zielgerichtete Aktivierung, wie sie mit den Arbeitsmarktreformen der vergangenen Jahre begonnen wurde, kann helfen, Langzeitarbeitslosigkeit abzubauen. Gleichzeitig sollte Deutschland die finanziellen Anreize zur Aufnahme einer existenzsicherenden Beschäftigung erhöhen. Im internationalen Vergleich erscheint dabei nicht die Höhe der Transfers problematisch sondern deren Entzug bzw. die Belastung mit Abgaben, wenn Arbeitslose eine über geringfügige Beschäftigung hinausgehende Erwerbstätigkeit aufnehmen.

 

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen lag 2009 in Deutschland bei rund 65 Prozent und damit deutlich über dem OECD-Mittel von 56 Prozent. In den nordischen Ländern aber auch in den Niederlanden, Österreich und der Schweiz liegt die Erwerbsbeteiligung von Frauen allerdings noch höher. Charakteristisch für die Erwerbstätigkeit von Frauen in Deutschland ist der hohe Teilzeitanteil. Innerhalb der OECD arbeitet nur in den Niederlanden und in der Schweiz ein größerer Anteil der Frauen Teilzeit. Nur rund 40 Prozent der Frauen (15 bis 64 Jahre) in Deutschland arbeiten Vollzeit. In 19 der 31 OECD-Länder liegt die Vollzeiterwerbsquote bei Frauen höher.

 

 

Steuer- und Abgabensystem machen Vollzeittätigkeit für Zweitverdiener unattraktiv

 

Besonders verheiratete Frauen haben in Deutschland kürzere Arbeitszeiten als im OECD-Schnitt und das unabhängig davon, ob sie Kinder betreuen oder nicht. Ein Grund dafür dürfte sein, dass in Deutschland aufgrund von Ehegattensplitting, beitragsfreier Mitversicherung in der Krankenkasse und der Subventionierung von Minijobs für den Zweitverdiener nur geringe finanzielle Anreize bestehen, eine Vollzeitbeschäftigung aufzunehmen. In der Tat bleibt in kaum einem anderen OECD-Land netto weniger übrig, wenn in einem Paarhaushalt ein Zweitverdiener mit geringem Stundenverdienst von Teilzeit auf Vollzeit wechselt.

 

In den vergangenen Jahren hat in Deutschland die Erwerbsbeteiligung von Älteren kontinuierlich zugenommen. Das Beschäftigungsniveau der 55 bis 64-Jährigen bleibt aber insgesamt sowie im Verhältnis zur Erwerbsbeteiligung in der Gesamtwirtschaft hinter der Spitzengruppe in der OECD zurück. So waren in Deutschland von den 25 bis 55-Jährigen gut 80 Prozent erwerbstätig. Das waren etwa sechs Prozentpunkte weniger als beim Spitzenreiter Schweiz. Bei den 55 bis 64-Jährigen lag die Beschäftigungsquote in Deutschland bei 56 Prozent. In der Schweiz waren es dagegen 68 Prozent und damit zwölf Prozentpunkte mehr als in Deutschland. In Norwegen, Schweden oder Neuseeland lag die Beschäftigungsquote der Älteren sogar noch höher.

 

Dabei ist auffällig, dass in Deutschland im Vergleich zu Norwegen, Schweden oder der Schweiz bei Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung die Erwerbsquote der Älteren besonders deutlich unter der der Prime Age Gruppe (25 bis 54-Jährige) liegt. Ein Grund dafür dürfte sein, dass in Deutschland berufliche Qualifikationen mit zunehmendem Alter sich stärker entwerten als in den Ländern, in denen auch Menschen in höherem Alter hohe Erwerbsquoten aufweisen.

 

 

 

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