Geburtenrate für Deutschland von 1,4 auf 1,6 nach oben korrigiert

Trendumkehr bei der Reproduktion Deutschlands. Max-Planck-Forscher haben die amtlichen Zahlen zu Geburtenraten für die Jahre 2001 bis 2008 nach oben korrigiert. Bislang war davon ausgegangen worden, dass Deutschland die niedrigste Geburtenrate in der EU aufweist. Für 2010: 1,46 Kinder pro Frau in Ost- und 1,39 in Westdeutschland. Der Fehler an dem vorab berechneten künstlichen Wert liege darin begründet, dass Frauen die Geburt ihrer Kinder in ein immer höheres Alter aufschieben. Dieser so genannten „Tempo-Effekt“ wurde nun erstmals für Deutschland herausgerechnet. Der korrigierte Durchschnittswert für die Jahre 2001 bis 2008 liegt demnach bei etwa 1,6 Kindern pro Frau, sowohl für West- als auch für Ostdeutschland. Die Korrektur gelang mittels einer umfassenden Zeitreihe auf Basis von Krankenhausdaten. Die Rostocker Wissenschaftler erwarten insgesamt eine Trendumkehr im deutschen Geburtenverhalten. „Die Trendumkehr bei den endgültigen Geburtenraten könnte mit Änderungen in der jüngeren Familienpolitik zusammenhängen“, so Joshua Goldstein. Denn sie beträfe die Generation junger Frauen, die als erste in den Genuss von steigender Kinderbetreuung Unter-Dreijähriger und des neuen Elterngeldes komme. Allerdings würde die Trendumkehr auch in den internationalen Trend passen. Auch in anderen europäischen Ländern lässt sich für die jüngeren Geburtsjahrgänge ein leichter Anstieg der endgültigen Kinderzahl beobachten.

Aufgrund immer mehr Bürger jenseits der Rentengrenze und immer weniger Kinder war längerfristig einerseits eine extreme Belastung der Sozialversicherungssysteme, als auch eine Verstärkung des Facharbeitermangels befürchtet worden. Die Sozialversicherungssysteme ließen sich zwar auch stabilisieren, wenn alle Einkommensarten hinzugezogen werden (siehe Schweiz) sowie die Beitragsbemessungsgrenze für Besserverdienende aufgehoben wird – was allerdings auf starken Widerstand stoßen dürfte. In Bezug auf den Fachkräftemangel liegt noch ein großes Potential in dem Wiedereinstieg von hoch qualifizierten Müttern und Alleinerziehenden (Stichwort neue Unternehmenskultur mit einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf), sowie längerfristig in einer besseren und effizienteren frühen Bildungsförderung, um den „Nachwuchs“ für den Sockel von gering qualifizierten Arbeitskräften zu verringern. Eine höhere Geburtenrate entspannt das Problem jedoch und könnte der Politik etwas von dem Druck nehmen, an diesen Stellschrauben drehen zu müssen.
 

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