George Soros: Gefährlicher als Finanzblasen sei die „politische Blase“ angehäufter Inkompetenz

Der US-Starinvestor George Soros hat anlässlich des Auftakts der Jahreskonferenz seines "Instituts für neues ökonomisches Denken" in Berlin eine Breitseite gegen Bundeskanzlerin Merkel und die Bundesbank abgegeben und vor dem Ende der EU gewarnt. Gefährlicher als jede der jüngsten Finanzblasen sei die "politische Blase" angehäufter Inkompetenz aufseiten der europäischen Regierungen, so zitiert „Der Standard“ die Investorenlegende George Soros. Ein Platzen dieser Blase würde laut Soros dann das Ende der EU bedeuten. Eine besondere Kritik äußerte Soros auch gegenüber der Bundeskanzlerin und der Bundesbank: Sie würden agieren als wäre Deutschland noch ein eigenständiger Staat und nicht Teil der europäischen Währungsunion.

Umdenken in den Wirtschaftswissenschaften gefordert

Soros forderte auch ein grundlegendes Umdenken in den Wirtschaftswissenschaften: Die Bankenkrise (Lehmann) 2008 und die sich anschließende Staatsschuldenkrise seien u.a. deshalb entstanden, weil die Ökonomen ihr Fach fälschlicherweise für eine Naturwissenschaft halten würden, dabei sei die Ökonomie eher Artverwand mit den Sozialwissenschaften. Die Finanzmärkte würden keinen Gesetzen gehorchen wie es die Physik tut. Ihre Unbeständigkeit lasse sich besser mit der Philosophie eines Karl Popper verstehen als mit den Theorien eines Isaac Newton. Die Fehleinschätzung der Ökonomie als Naturwissenschaft würde einen Hang zur scheinbaren Objektivität erzeugen, sowie die Vorstellung, dass alles so kommen müsse, wie die Theorie es vorsieht. Die Krisen hätten dies eindeutig widerlegt. (Ähnlich heftige Kritiken an der momentanen Ausgestaltung des Kapitalismus und den gängen Wirtschaftswissenschaften haben in den letzten Tagen auch Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz sowie die Ökonomin Prof. McCloskey von der University of Illinois geäußert.)

Soros weiß wovon er redet

Soros hat seine fundierte Erfahrung in der Finanzwirtschaft schon mehrfach bewiesen. Den Grundstock seines Reichtums legte er nicht mit langfristigen Investitionen oder unternehmerisches Handeln, sondern als Großspekulant mit der Spekulation gegen die französische Großbank Société Générale. Es folgte 1992 eine Spekulationsattacke gegen die britische Währung, die ihm auf einen Schlag über Nacht seine erste Milliarde einbrachte. Der damalige malaysische Premierminister Mahathir bin Mohamad hat Soros sogar persönlich für die gewaltige Asienkrise 1997/98 verantwortlich gemacht, die ebenfalls mit massiven Angriffen auf die entsprechenden Währungen ausgelöst wurde, mit dem Ergebnis, dass die Gelder der Notenbanken (letztendlich die dortigen Steuergelder) in die Taschen der ausländischen Angreifer umgeleitet wurden. Ein französischer Zentralbanker hatte in Bezug auf Soros daher auch damals einen historisch motivierten Vergleich gezogen: „Solche Leute hätte man früher geköpft!“
(mb)

 

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